LWL veröffentlicht Buch über die 68er-Bewegung und ihre Folgen
as passierte 1968 in Westfalen? Demonstrationen auf dem Prinzipalmarkt in Münster, „Teach-Ins“ in den neu gegründeten Universitäten von Bielefeld und Bochum, besetzte Häuser, die Gründung von Landkommunen – der 68er-Bewegung waren auch in der Provinz kaum Grenzen gesetzt. Bis heute – 50 Jahre später – sind die Folgen des politischen und kulturellen Aufbruchs sichtbar. Wie und in welchem Maße ergründet das Buch „1968 in Westfalen. Akteure, Formen und Nachwirkungen einer Protestbewegung“, herausgegeben vom Institut für westfälische Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).
„1968 hat die Gesellschaft, Politik und Kultur in der Region Westfalen verändert – und das intensiver und tiefgreifender als andere Zeitabschnitte“, betont Prof. Dr. Thomas Großbölting, Autor des Bandes und Historiker an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Kaum eine Jahreszahl in der Geschichte der Bundesrepublik ist mit einer solchen Bedeutung aufgeladen wie 1968. Die Ereignisse stehen nicht nur für eine politische Bewegung, für die der Widerstand gegen den Vietnamkrieg (1955-1975) nur eines von vielen Protestmotiven war. Das Ende der 1960er-Jahre steht auch für einen Aufbruch in Alltagskultur und Lebensstil. „Der Abstand zwischen den Generationen verringerte sich. Dem Klischee nach wurde die Jugend lauter, die Haare länger und die Röcke kürzer“, beschreibt Großbölting die Entwicklungen.
In Westfalen machten zahlreiche kleine Konflikte die Bedeutung von 1968 aus. Es gab keinen westfälischen Rudi Dutschke und keine RAF-Terroristen wie Andreas Baader oder Gudrun Ensslin. Aber Aktionen wie die Proteste gegen die Notstandsgesetze im Mai 1968 in Bochum oder der Sturm von Studierenden auf das Fürstenberghaus der Universität Münster im Juni 1969 entfalteten ihre Wirkung in der Region. „Prägend war nicht der große politische Knall oder der Skandal. Dazu waren die Bewegungen und Orte zu zersplittert, zu weitläufig und zu verschieden“, sagt Großbölting. „Auch wenn es in Westfalen – wie in vielen anderen Teilen der Bundesrepublik – nie zu einer radikalen Protestbewegung kam, bewirkten die unterschiedlichen Einzelgruppen und -aktivitäten einen anhaltenden Wandel.“ Der Zugewinn an Demokratiefähigkeit und Liberalität, das ökologische Bewusstsein, die Gleichstellung von Mann und Frau, die sexuelle Befreiung und eine grundsätzliche Friedensorientierung seien als Leitwerte und Praktiken noch heute spürbar.
Thomas Großbölting:
1968 in Westfalen. Akteure, Formen und Nachwirkungen einer Protestbewegung
Ardey-Verlag, Münster 2018, 172 Seiten, Klappenbroschur,
ISBN 978-3-87023-404-1, Preis: 13,90 Euro
Quelle: LWL, Pressemitteilung, 7.12.17
Ist eigentlich bekannt, dass es auch in Siegen in diesen Jahren einen „Republikanischen Club“ gab (der sich in der damals in der Burgstraße existierenden Gaststätte traf)?
In der regionalen Literatur erscheint der „Republikanische Club“ m. W. nur (?) in Verbindung mit dem Schülerinnenstreik am Lyzeum. Eine eigenständige Publiaktion ist mir nicht bekannt und wäre daher – auch in Anbetracht des Jubiläums – lohnenswert. Vielleicht auch in einem größeren Zusammenhang – NPD-Parteitag in Siegen 1968, Sit-in auf der Haardter Kreuzung in (Siegen-)Weidenau, ……
Der „Republikanische Club“ begegnete mir an zwei Orten:
– in Gesprächen in der ersten Hälfte der 1970er Jahre (ich kam 1972 nach Siegen) mit damaligen Akteuren aus SPD und DKP und deren Umfeld. Inzwischen gab es wohl einen Riss in der ursprünglichen Gemeinsamkeit.
– in einem längeren Gespräch mit einer Kollegin viele Jahre später, die damals als Noch-Schülerin mit Leuten aus der Szene gut bekannt war.