Friedrich Wilhelm Christian Ackermeier (1902-1987)

Biografischer Bericht über einen Altbürgermeister Hilchenbachs im Rahmen einer kleinen Recherche innerhalb eines Praktikums im Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein

Friedrich Wilhelm Christian Ackermeier wurde am 31. März 1902 in Langwedel geboren. Er war eines von mehreren Kindern, unter anderem hatte er eine Schwester mit Namen Leni Ackermeier und einen jüngeren Bruder Christian Paul Ackermeier (geb. am 01.01.1904). Sein Vater, Christian Friedrich Ackermeier war Versicherungsinspektor (geb. 1871) und verheiratet mit Friederike, geb. Hollwede (Jahrgang 1873). Friedrich Ackermeier lebte bis zum 18. Oktober 1987 und starb in Steinhagen.

Nach einer Volksschulausbildung (1908 bis 1916) war Ackermeier beruflich in der Amtsverwaltung in Halle (der Bürgermeisterei Gahlen zu Hünxe) tätig. Anschließend besuchte er die Verwaltungsakademie in Greifswald und war bis 1932 Obersekretär in Stettin. Er bewarb sich (im Jahr 1931) für die Bürgermeisterstelle in Hilchenbach und wurde dort auch aus 192 Bewerbern ausgewählt. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits mit Emmy, geb. Rohde (Jahrgang 1903) verheiratet. Zu seiner Amtseinführung am 7. April 1932 sprach Ackermeier davon, „ein Hort der Selbstverwaltung und eine feste Stütze des Staates zu [werden].“[1] In seiner Zeit in Hilchenbach war er von 1936/7 bis 1938 1. Vorsitzender des SGV Hilchenbachs und ab 1. Mai 1937 auch NSDAP-Mitglied. Er war bis 1941 als Bürgermeister in Hilchenbach beschäftigt und schied am 21. Juli 1941 aus, um als Beigeordneter (Schuldezernent) nach Koblenz zu gehen. Die Gründe für das Ende seines Bürgermeister-Dienstes sollen Spannungen zwischen ihm als Bürgermeister und der örtlichen Parteileitung gewesen sein.

Während seiner beruflichen Laufbahn war er auch im Bereich des Militärs tätig. Schon vor Beginn des zweiten Weltkrieges absolvierte er zwei Kurzausbildungen in Kassel, zunächst als Unterführeranwärter und schließlich als Gefreiter der Reserve. Im Jahr 1938 war er in Siegen erst als Unteroffizier der Reserve und letztlich als Feldwebel beschäftigt. Mit Beginn des Krieges wurde er einberufen und war vom 26. August 1939 bis zum 08. Juni 1940 im Infanterie-Regiment 57, dort war er ab dem 01. Dezember 1939 Leutnant der Reserve. Aus einer Akte aus Norwegen geht hervor, dass Ackermeier in diesem Zuge auch am Frankreichfeldzug teilgenommen hat und entweder an dem Bau des Westwalls beteiligt war oder dort stationiert war. Ab dem 08. Juni 40 war er bis Ende April 1941 in verschiedenen Lazaretts aufgrund einer Verwundung, Ende Mai 1941 schied er aus dem Militärdienst aus. Erst Ende Januar 1942 ging seine Militärlaufbahn weiter:  bis Mitte Februar 42 war er Leutnant der Reserve in Koblenz und schließlich bis Mitte Juni 42 Oberleutnant der Reserve. Seit Beginn des Februars 1942 war er im Raume Narvik (also in Norwegen) stationiert und dort war er als Bataillons Adjutant beschäftigt. Von Ende Juni 42 bis Ende Februar 44 war er in Harstad als Adjutant tätig und ab Ende Februar 44 bis Mitte Dezember 44 war Ackermeier Teil der Festungsbrigade Lofoten und wurde ab da dem Stab 210 Inf. div. in Harstad zugeteilt.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges war Ackermeier bis Ende August 1945 im Beisfjord Camp/Tromsö in Norwegen interniert und anscheinend (das geht aus der Akte nicht genau hervor) von Herbst ’45 bis Frühjahr ’46 in der Haftanstalt Etterstad untergebracht. Im Jahr 1948 wurde er im Zuge seiner Entnazifizierung als Mitläufer eingestuft, da er selbst angab, der Partei beigetreten zu sein, „um Bürgermeister bleiben zu können und so der Stadt Hilchenbach zu nutzen“.[2]

Friedrich Ackermeiers Tätigkeiten aus den folgenden Jahren blieben im Laufe der Recherche unbekannt. Hier müsste man noch einmal tiefergehend nachforschen. 1977 war Ackermeier erneut in Hilchenbach, anlässlich der Eröffnung des neuen Rathauses. Aus einer persönliche Korrespondenz zwischen ihm und Dr. Mahrenholz geht hervor, dass Ackermeier zudem 5 Jahre später 1982 nach Hilchenbach eingeladen wurde, dies lehnte er aber ab. In seinem 80. Lebensjahr (1982) wohnte er in Steinhagen, gemeinsam mit seiner Familie und starb 5 Jahre später dort. In seinem Nachruf wird er als eine Person bezeichnet, die „in der leidvollen Zeit der Vor- und Nachkriegsjahre […] Charakterstärke und Weitblick bewiesen [habe].“[3]

Abschließend gilt es zu sagen, dass man verschiedene Urteile über die Person Friedrich Ackermeiers und seine Verbindungen zum Nationalsozialismus fällen kann. Es hat den Anschein, dass er (vor allem in Bezug auf seine eigene Überzeugung) nicht tiefgehend mit dem Regime verbunden war (so lässt es sich zumindest aus dem Buch Rainer Elkars herauslesen), dennoch darf man seine berufliche und militärische Karriere innerhalb der nationalsozialistischen Zeit nicht vergessen. Um ihn angemessen beurteilen zu können, bedarf es einer weiteren ausführlichen und intensiven Recherche.

Literatur

Irle, Lothar: Siegerländer Geschlechter- und Persönlichkeiten-Lexikon, Siegen 1974, S. 15.
Weiß, Petra: “Die Stadtverwaltung Koblenz im Nationalsozialismus“, Diss Fernuni Hagen 2011, S. 277, 279. Link
Elkar, Rainer (Hg.): Menschen-Häuser-Schicksale. Hilchenbach zwischen Monarchie, Diktatur und Republik. Kreuztal 1992, u.a. S. 56, 212, 245, 268, 310.

Quellen

Archivalien aus dem Stadtarchiv Hilchenbach:

Personalakte der Bürgermeister (Signatur 2/1589, StadtA Hilchenbach).
Nachruf Friedrich Ackermeier (Signatur 2/25553, StadtA Hilchenbach).
Persönliche Korrespondenz zwischen F. Ackermeier und Dr. Mahrenholz (Signatur 8/153, StadtA Hilchenbach).
Siegener Zeitung 110. Jahrgang, Nr. 40 vom 17.2.1932 (Signatur 11/242, StadtA Hilchenbach).
Siegener Zeitung 110. Jahrgang, Nr. 82 vom 08.04.1932 (Signatur 11/248, StadtA Hilchenbach).

Archivale aus dem Staatsarchiv Norwegen:
RA, Forsvaret, Forsvarets overkommando II, D/Db/L0001: CI Questionaires. Tyske okkupasjonsstyrker i Norge. Tyskere., 1945-1946 (Signatur RAFA-3915/D/Db/L0001/0004), S. 39-48.

Auskünfte

Stadtarchiv Hilchenbach via E-Mail 27.8.2021, 30.8.2021.
Stadtarchiv Koblenz via E-Mail 23.9.2021.
Kreisarchiv Verden via E-Mail 24.11.2021.

Links

SGV Hilchenbach, Geschichte, Link: https://www.sgv-hilchenbach.de/geschichte/.

[1] Siegener Zeitung 110. Jahrgang, Nr. 82 vom 8. April 1932 (Signatur 11/248, StadtA Hilchenbach).
[2] StadtA Koblenz, E-Mail 23.9.2021
[3] Nachruf Friedrich Ackermeier (Signatur 2/25553, StadtA Hilchenbach).

2 Gedanken zu „Friedrich Wilhelm Christian Ackermeier (1902-1987)

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