„Festgeklebt an “Der Bethlehemitische Kindermord”. Widerstand gegen todbringenden Regierungskurs“

Geschichte als Waffe oder Mißbrauch von Kunstgeschichte?
Peter Paul Rubens (1577-1640) Kindermoord te Bethlehem - Alte Pinakothek 25-01-2017
Peter Paul Rubens, “Der Bethlehemitische Kindermord”, Alte Pinakothek, München, Public domain, via Wikimedia Commons

„Zum vierten Mal in dieser Woche kleben sich zwei Unterstützer:innen der Letzten Generation an ein weltberühmtes Gemälde, um friedlichen Widerstand gegen den zerstörerischen Kurs der Regierung zu leisten. Dieses Mal an „Der Bethlehemitische Kindermord” des flämischen Künstlers Paul Peter Rubens.

Das 400 Jahre alte Gemälde stellt wohl eine der grausamsten Szenen dar, die damals vorstellbar waren: Kleinkinder werden ihren Müttern entrissen und von den gnadenlosen Schergen des Königs Herodes blutig ermordet.
Die heraufziehende Klimakatastrophe trifft den Menschen elementar  – sei es, dass Schlammfluten ihn rasch ersticken oder Missernten ihn langsam und still verhungern lassen. Kipppunkte der Zivilisation können vorher schon zu Krieg und Chaos führen, vor dem nichts sicher ist, auch nicht dieses Gemälde.

„Ich klebe mich heute an dieses Gemälde, weil ich verzweifelt bin. Die Klimakatastrophe ist schon hier, wir sehen schon heute Menschen bei Flutkatastrophen wie im Ahrtal ihre Existenzen verlieren. Auch unsere Kinder werden sterben, wenn unsere Regierung jetzt nicht dem Klimanotstand angemessen handelt”, erklärt Michael Winter (59) seine Motivation heute Teil der Aktion zu sein.  

Simon Lachner (24, Elektroingenieur für erneuerbare Energiesysteme), der zivilen Widerstand bei der Letzten Generation leistet, sagt dazu:
„Bereits heute sterben Menschen an Hitze, Überflutungen, Dürren und Ernteausfällen. Die Klimakatastrophe ist so sichtbar wie die Messer der Kinder mordenden Soldaten von König Herodes.
Ich habe einen Neffen, der 1 1/2 Jahre alt ist, er trägt keine Schuld an der Zerstörung unserer Ökosysteme, aber er wird alle Folgen tragen müssen. Lasst uns jetzt alle gemeinsam dafür einstehen, dass wir die schlimmsten Auswirkungen verhindern, indem wir von unseren Politiker:innen endlich Verantwortung fordern.”

Die Letzte Generation ist Teil des internationalen A22 Network, das friedliche Aktionen zivilen Widerstands in 10 Ländern weltweit gegen das Ausbleiben von Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe durchführt.

Das A22 Network betont in seiner Erklärung zur Krise: “Wir sind nicht hier, um ein Zeichen zu setzen, um etwas zu bitten oder zu unterhalten. Wir sind hier, um den Wandel herbeizuführen, der notwendig ist. Wir sind hier, um die Regierungen dazu zu zwingen, die Treibhausgas-Emissionen drastisch zu senken, nichts weniger.”

Die Letzte Generation erhält für Aktionstraining zur Vorbereitung friedlicher Störaktionen sowie ihre Öffentlichkeitsarbeit finanzielle Unterstützung vom Climate Emergency Fund (www.climateemergencyfund.org/).“

Quelle: Aktionsbündnis „Letzte Generation“, Pressemitteilung, 26.8.2022

2 Gedanken zu „„Festgeklebt an “Der Bethlehemitische Kindermord”. Widerstand gegen todbringenden Regierungskurs“

  1. Attacke auf Rubens-Gemälde: Über 10.000 Euro Schaden am Rahmen

    Bayrischer Rundfunk, 4.11.22:
    Attacke auf Rubens-Gemälde: Über 10.000 Euro Schaden am Rahmen
    Im August hatten Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ versucht, sich in der Alten Pinakothek am Rahmen des Bildes festzukleben, der dadurch beschädigt wurde. In Rom attackierten Aktivisten am Freitag unterdessen erneut ein Van-Gogh-Gemälde.

    Von
    BR24 Kultur

    Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Rahmen des im August attackierten Rubens-Gemäldes „Der bethlehemitische Kindermord“ steht nun fest: Der Schaden liegt auf jeden Fall über 10.000 Euro.

    Aktivisten von „Die letzte Generation“ hatten sich festgeklebt
    Er bewege sich im niedrigen fünfstelligen Bereich, teilte die Pressestelle der Museen mit. Zwei Aktivisten der Bewegung „Die Letzte Generation“ hatten sich damals am Rahmen des Gemäldes festgeklebt. Die Aktivisten waren nach kurzer Zeit durch die Polizei vom Rahmen getrennt und vorübergehend festgenommen worden. Bei diesem Ablösen war der Rahmen beschädigt worden. Nachdem ihre Personalien festgestellt waren, wurden sie entlassen und wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung angezeigt.

    Generaldirektor Maaz ohne Verständnis für Aktion
    Bernhard Maaz, der Direktor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, sagte, einige Schäden am Rahmen aus dem 18. Jahrhundert seien geblieben, womit sich sein Wert mindere. Im Gespräch mit dem BR zeigte er für die Protestaktionen in Museen kein Verständnis: „Wir hatten uns natürlich schon darauf vorbereitet und hatten Lösungsmittel zur Hand. Außerdem waren die Aufsichten geschult. Aber in dem Moment, wo es konkret wird, ist es natürlich empörend. Man kann doch nicht Kulturzeugnisse von Menschheitsrang in Gefahr bringen, um die Natur aus der Gefahr zu bringen.“

    Die Aktivisten von „Die letzte Generation“ argumentieren zumeist damit, dass derartige Gemälde schon bald ohnehin nichts mehr wert sein würden, wenn man sich aufgrund der Klimakrise ums Essen streiten müsse – und versuchen auf diesem strittigen Weg auf den Klimawandel aufmerksam zu machen.

    Das Museum reagiere nun mit stärkeren Kontrollen, Taschen im Ausstellungsbereich seien nicht mehr erlaubt. Zudem würden Kunstwerke häufiger verglast. Die Aktivisten erhalten drei Jahre Hausverbot. Nach dem Abschluss des laufenden Strafverfahrens würden zivilrechtliche Schritte gegen die beiden Aktivisten eingeleitet. Man sei gehalten „die finanziellen Ansprüche des Freistaats geltend zu machen“.

    Neue Erbsensuppen-Aktion in Rom
    In Italien griffen unterdessen Klima-Aktivisten ein weiteres Kunstwerk an: Nach Angaben der Gruppe „Letzte Generation“ bewarfen vier Aktivisten das in Rom ausgestellte Gemälde „Der Sämann“ des niederländischen Malers Vincent Van Gogh mit Erbsensuppe. Italienischen Medienberichten zufolge war das Kunstwerk hinter Glas ausgestellt und blieb unbeschädigt. Die Aktivistengruppe erklärte, es handele sich um einen „verzweifelten und wissenschaftlich begründeten Aufschrei, der nicht als bloßer Vandalismus verstanden werden kann“. Es würden weitere „gewaltfreie direkte Aktionen“ unternommen, bis dem Klimawandel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde. Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano bezeichnete die Attacke als „schändlichen Akt, der aufs Schärfste verurteilt werden muss“.

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