Vor wenigen Tagen erhielt das Stadtarchiv Freudenberg die abgebildete Postkarte aus Privatbesitz. Karl Bärlin schrieb im Mai 1915 aus dem Freudenberger Vereinslazarett an Karoline Gall in Affalterbach. Die mit Bleistift geschriebene Karte ist nicht leicht zu lesen. Daher wird um die Mithilfe der Leserinnen und Leser gebeten, die die Ergebnisse ihrer Bemühungen als Kommentar zu diesem Eintrag einstellen. Bisher konnte folgendes entziffert werden:
„Freudenberg Kreis Siegen Vereinslazarett Westfalen
Liebe Freunde.
Will Euch mitteilen, daß ich Euren lieben Brief auf dem Weg zum Sturm auf Grafen??….. erhalten habe
abends 4 Uhr bekam ich 1 Schuß in den linken Oberarm es war ein Wunder
wir lagen? mehrere Stunden da und dürfen uns nicht regen? vor dem Feind doch mit Gottes Hilfe aus dem Feuer zurückkommen …..
…. Auf Wiedersehen
grüßt Euch alle
Karl Bärlin“
Vorderseite der Karte:
Heutige Ansicht des ehemaligen Lazarettes des Vaterländischen Frauenvereins in der Burgstr.:
Habt ihr nicht vielleicht noch ein schöneres Digitalisat? Dieses hat doch sehr starkes Bildrauschen und ganz grade ist es auch nicht.
Können Sie mit dieser Datei besser arbeiten: http://www.siwiarchiv.de/wp-content/uploads/2015/08/20150817105514.pdf ?
Bin gestern Abend zufällig auf diese Seite gestoßen und habe versucht den Rest der Karte von Herrn Bärlin zu entziffern. Nach meiner Meinung müsste der Wortlaut folgender sein:
Freudenberg Kreis Siegen / Vereinslazaret Westfalen
Liebe Freunde.
Will Euch mitteilen, daß ich
Euren lieben Brief auf dem
Weg zum Sturm auf Grafen
stafel erhalten habe abends
4 Uhr bekam ich 1 Schuß in den
linken Oberarm es war ein
Wunder wir lagen (schon) mehrere
Stunden da und durfen uns nicht
regen vor dem Feind doch mit Gottes
Hilfe aus dem Feuer zu entkommen
Lebt wohl mit Gott auf Wiedersehen
grüßt Euch alle
Karl Bärlin“
Feldpost
An
Karoline Gall
Affalterbach b d Kelter
O/A Marbach
Württemberg
Das in Klammern gesetzte „schon“ könnte ein Kürzel aus der Stenographie sein. Es würde sinngemäß hineinpassen.
Sehr geehrter Herr Seysen, vielen Dank dafür, dass Sie die Transkription hier eingestellt habe,!
Sehr geehrter Herr Seysen,
herzlichen Dank für die Entzifferung. So konnte ich jetzt auch den Ort des Kriegsgeschehens herausfinden: Grafenstafel ist das belgische Gravenstafel, bei Ypern, wo im Zuge der zweiten Flandernschlacht der Schreiber Karl Bärlin verwundet wurde. Unsäglicherweise wurde in dieser Schlacht auch zum erstenmal am 22. April 2015 Giftgas (Chlorgas) durch die deutsche Armee eingesetzt, was bei Tausenden von Soldaten zu einem qualvollen Tod führte. Weder der ‚Feind‘ noch die deutschen Soldaten hatten Schutzmasken zur Verfügung. Der Schuss in den Oberarm war so gesehen vielleicht lebensrettend.