Fachtagung „Lorenz Kardinal Jaeger als Person“

Abschluss des Forschungsprojekts der Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte. Ein Beitrag von Michael Bodin

Die Mitwirkenden der fünften und abschließenden Tagung im Forschungsprojekt zu Lorenz Kardinal Jaeger (v.l.): Prof. Dr. Dominik Burkard, Dr. Gisela Fleckenstein, Dr. Markus Leniger, Prof. Dr. Barbara Stambolis, Prof. Dr. Nicole Priesching, Wilhelm Grabe, Msgr. Dr. Michael Bredeck. Foto: Michael Bodin / Erzbistum Paderborn © Foto: Michael Bodin / Erzbistum Paderborn

Mehr als drei Jahrzehnte – von 1941 bis 1973 – war Lorenz Kardinal Jaeger Erzbischof von Paderborn. Für die Kirchenhistorikerin Prof. Dr. Nicole Priesching (Universität Paderborn) war Kardinal Jaeger „eine der prägendsten Gestalten des deutschen Katholizismus“. Am Donnerstag begann in der Katholischen Akademie Schwerte die fünfte und letzte Fachtagung eines fünfjährigen Forschungsprojektes der Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn zum Nachlass von Lorenz Kardinal Jaeger.

Noch bis Samstag beschäftigen sich 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in mehreren Fachvorträgen mit dem Thema „Lorenz Kardinal Jaeger als Person“. Den Hintergrund der Forschungen bildet eine systematische Auswertung des mehr als 70 Regalmeter umfassenden Nachlasses von Kardinal Jaeger. Auf fünf wissenschaftlichen Tagungen und in bisher vier Buchveröffentlichungen wurden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertungen zusammengetragen und diskutiert. Der fünfte Band erscheint im nächsten Jahr.

Fünf Tagungen
Nach der Eröffnungstagung 2017 widmeten sich die folgenden Tagungen und Veröffentlichungen jeweils einem besonderen Schwerpunkt: „Jaeger als Theologe“ (2018), „Jaeger als Ökumeniker“ (2019), „Jaeger als Kirchenpolitiker“ (2020), „Jaeger als Seelsorger“ (2021). In der aktuellen Tagung geht es um „Jaeger als Person“. Er war unter anderem Teilnehmer beim Zweiten Vatikanischen Konzil und der Würzburger Synode, Gründer des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn, und Mitinitiator des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Bereits in ihrer Begrüßungsrede stellte Prof. Dr. Nicole Priesching, Vorsitzende der Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn, fest, dass Kardinal Jaeger „einfach wenig privat“ war. Diese Erkenntnis liege nicht an fehlenden Quellen, sondern daran, „dass Lorenz Jaeger als Person im Grunde mit seiner Rolle verschmolzen war“. Sie verortet ihn als eine Person aus einer „alten Welt“, die sich noch über Zugehörigkeiten zu Ständen definierte. Der Stand habe von Lorenz Jaeger als Person bestimmte Tugenden, darunter auch Gehorsam, verlangt. So gebe es bei ihm ein Zusammenspiel von priesterlicher und soldatischer Identität. Wie sich Kardinal Jaeger dennoch als Mensch charakterisieren lässt, analysierten die Referentinnen und Referenten unter anderem anhand seiner Korrespondenzen mit unterschiedlichen Adressaten sowie auch filmischer Quellen.
In einem Grußwort dankte Alfons Hardt, Generalvikar des Paderborner Erzbischofs, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihre unermüdliche interdisziplinäre Arbeit. Da Generalvikar Hardt krankheitsbedingt nicht an der Tagung teilnehmen konnte, wurde sein Grußwort von Monsignore Dr. Michael Bredeck, Leiter des Bereichs Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn, verlesen. „Es ist ohne Frage außergewöhnlich, wenn sich ein großer Kreis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über fünf Jahre zu Fachtagungen trifft, um eine einzige Person aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick zu nehmen“, heißt es darin.

Zeitzeugen befragt
Dr. Michael Bredeck beteiligte sich außerdem mit einem Fachbeitrag an der Tagung. „Kardinal Jaeger und die Priester seines Erzbistums. Ausgewählte Aspekte einer Beziehungsgeschichte“ war sein Vortrag überschrieben. Als Zeitzeugen hatte er dazu unter anderem Weihbischof em. Manfred Grothe und Prälat Theodor Ahrens zu Lorenz Jaeger befragt. Ein Resultat sei, dass Kardinal Jaeger sich als „Vater des Klerus“ gesehen habe. Er sei sachlich und deeskalierend gewesen und hätte, besonders in den Auseinandersetzungen um neue pastorale Wege, sich dafür eingesetzt, dass sich keine Fronten unter den Geistlichen bildeten.
Quelle: Erzbistum Paderborn, Pressemeldung, 26.8.2022
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