Veranstaltungsreihe erinnert an das Kriegsende in der Region
Während sich Populismus, Antisemitismus und Rassismus sich bis weit in die gesellschaftliche Mitte verbreiten, ist es nötiger denn je, aus der Geschichte zu lernen, denn sie ist kein Fall fürs Museum, sie ist ein Schlüssel für die Zukunft. Erinnern bedeutet zugleich die Aneignung der eigenen Vergangenheit als ein Mittel gegen das Verdrängen und Vergessen – denn wer sich erinnert, hat die Chance, aus der Geschichte zu lernen. Grund genug für die Kreisvolkshochschule (KVHS) Altenkirchen, sich dem Thema auch in Corona-Zeiten mit neuen Exkursionen zu Schauplätzen des Krieges hier im Kreisgebiet zu widmen. So sind wieder verschiedene Veranstaltungen unter der Leitung von Ralf Anton Schäfer aus Betzdorf vorgesehen, die sich auf die Spuren der letzten Kriegsmonate in der Region begeben.
Der nächste Termin: Samstag, 17. Oktober. Ab 14 Uhr geht es um „Kämpfe um den amerikanischen Brückenkopf bei Gosenbach“. Treffpunkt ist der Friedhof in Achenbach (Achenbacher Straße in Siegen-Achenbach). Während der Exkursion wird eine Wegstrecke von knapp acht Kilometern – rund vier Stunden – zurückgelegt.
Zur Historie: Ende März 1945 waren Verbände der 1. US-Armee aus dem Brückenkopf von Remagen ausgebrochen und stießen weit in östliche Richtung vor. Ab dem 28. März hatte die amerikanische Infanterie damit begonnen, in Richtung der Sieg aufzuklären, wobei sich teilweise ernsthafte Kampfhandlungen ereigneten. Der 8. US-Infanteriedivision fiel die Aufgabe zu, gegen die deutsche Verteidigung vorzugehen und die Sieg zu überqueren, um Brückenköpfe bei Wissen, Betzdorf und Niederschelden errichten zu können. Am 29. März 1945 wurde die Sieg in ihrer gesamten Länge von rund 135 Kilometern im Oberkommando der Wehrmacht in Berlin offiziell zur Hauptkampflinie (HKL) erhoben, was die Sprengung der letzten noch intakten Brücken über den Fluss herbeiführte. Am 31. März hatte sich die Lage dermaßen verschärft, dass die 12. Volksgrenadier-Divisionin den Siegener Raum verschoben wurde.
Die Teilnahme an der Veranstaltung kostet 5 Euro. Weitere Information und Anmeldung: Kreisvolkshochschule Altenkirchen, Tel.: 02681-812212, E-Mail: kvhs@kreis-ak.de.
Quelle: Kreis Altenkirchen, Aktuelles, 9.10.2020
Dem Vorspruch zu dieser Art von Veranstaltung wird jeder vernünftige Mensch gern zustimmen, aber er wird sich fragen, was das, was dann folgt, damit zu tun hat. Was hat die Bekämpfung von Populismus, Antisemitismus und Rassismus mit einer Darstellung militärischer Operationen, des militärtechnischen Instrumentariums aus militärtaktischer und -strategischer Perspektive und der Beschreibung von Frontbewegungen zu tun? Das ist der Stoff, an dem üblicherweise Militärliebhaber sich hochziehen, wie sie weit abseits von Friedens- und Antirassismusinitiativen und – bewegungen ihr seltsames Steckenpferd pflegen.
Der Vorspruch, er liest sich leider wie eine vorsorglich abgegebene Entlastungserklärung gegen den zu erwartenden Vorwurf der vergangenheitspolitischen Blindheit, des Militarismus und des falschen Heroismus.
Viel Vergnügen bei dieser Art des „geschichtlichen Lernens“ an den Standorten der Geschütze, der Route der Panzer und in Betrachtung der Orte der MG-Nester der „12. Volksgrenadierdivision“, sprich der letzten zusammengekratzten Reste des NS-Militärs.