Erneute Rekordzahlen: Annähernd 400.000 Menschen besuchten 2018 die NS-Gedenkstätten Nordrhein-Westfalens

Auch das ehrenamtlich geführte Aktive Museum Südwestfalen in Siegen erfreute sich wieder großen Interesses

Vorführung der Bilderserie des SHGV (Fotograf: Erich Koch) zur niederbrennenden Synagoge im Aktiven Museum am 10. November 2018; mehr als 150 Gäste zeigten sich interessiert.
(Foto: Wilfried Lerchstein)

Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort: Die NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen haben 2018 so viele Besucherinnen und Besucher empfangen wie noch nie zuvor. Einer Erhebung des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte in NRW e. V. folgend konnten die Einrichtungen im vorherigen Jahr knapp 400.000 Besuche zählen.
Die Bilanz des Aktiven Museums:
– 91 Führungen: Gedenkstätte/Außerschulischer Lernort, Alternative Stadtrundgänge,
Friedhöfe
– 2.265 Besucher
– 827 Gäste zu den Programm-Veranstaltungen
– 3.092 Personen insgesamt

Fast zwei Drittel der Gäste kamen dabei in Gruppen und nutzten die vielfältigen
Vermittlungsangebote der 28 Einrichtungen im Rheinland und in Westfalen, die sich im
Arbeitskreis zusammengeschlossen haben. Über 5.600 Führungen sowie mindestens
1.700 Seminare vor allem auch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen verdeutlichen das ständige Interesse von Schulen und anderen Bildungsträgern. „Die Zahlen sind ein beeindruckender Beleg für die Bedeutung der Gedenkstätten für die historisch-politische Bildung und die Demokratie in Deutschland“, stellt Professor Alfons Kenkmann fest. Der Vorsitzende des Arbeitskreises ordnet die große Nachfrage in aktuelle erinnerungskulturelle Diskussionen ein: „In Zeiten, in denen historische Desinformationen laut vernehmbar und die Verschiebung der Sagbarkeitsgrenzen ausgetestet werden, sind die unverändert steigenden Besuchszahlen eine ‚Abstimmung mit den Füßen’ gegen eine Abkehr aus den Lehren der NS-Vergangenheit.“ Kenkmann weiter: „Angehörige nachwachsender Generationen erhalten an den Gedenkstätten wichtige historische Orientierung für ihren Lauf in die Zukunft.“
Dass viele NS-Gedenkstätten in NRW neben ihrer erinnerungskulturellen und
pädagogischen Funktion auch einen wissenschaftlichen Auftrag wahrnehmen, zeigen die rund 3.000 Rechercheanfragen. Erinnerungskulturelle Foren und wissenschaftliche
Debatten boten zahlreiche Veranstaltungen, die von über 70.000 Menschen besucht
worden sind.
Die Gedenkstättenlandschaft Nordrhein-Westfalens entwickelt sich laufend weiter. Auch
die kleinen, weitgehend von außerordentlichem Engagement oder Ehrenamt abhängigen Einrichtungen durchlaufen einen steten Prozess der Professionalisierung. Viele davon machen die anfallende Arbeit ehrenamtlich oder gegen bescheidene Honorare. Gerade dies bedeutet jedoch mitunter, dass gerade kleinere Gedenkstätten im Falle des Ausfalls engagierter Personen in ihrer Existenz gefährdet sind. Hierfür bedarf es noch weiterer verlässlicher institutioneller Förderung, um auch diese Orte abzusichern.
Das Aktive Museum steht vor der Erweiterung, so dass mit einem Raum für Wechselausstellungen, einem Seminarraum und einer Bibliothek das Angebotsspektrum vergrößert werden kann. Stadtrat und Kreistag haben zu Jahresende 2017 einen Zuschuss für eine wissenschaftliche, museumspädagogische Stelle nach Abschluss der Bauarbeiten bewilligt, so dass eine Unterstützung durch die Landeszentrale für politische Bildung ermöglicht wird, um die neuen Räume mit Leben zu füllen.
Gerade die Dezentralität der kommunalen oder von Vereinen getragenen Gedenkorte
zeichnet die Erinnerungskultur im bevölkerungsreichsten Bundesland aus. Hier greifen die Vernetzungstätigkeit des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte NRW e. V. – auch international, etwa mit israelischen Partnern – sowie die Förderprogramme der Landeszentrale für politische Bildung NRW und der Landesregierung. So begann der Parlamentarische Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, Klaus Kaiser, 2018 eine Besuchstour durch alle im AK organisierten NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte des Bundeslandes, die 2019 fortgesetzt wird.

Quelle: Pressemitteilung des Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen

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