Auf der Facebook-Seite „Walter Krämer“ publizierten der Künstler Bernd Heinemann, Netphen, und die VVN BdA Siegerland-Wittgenstein ihren nicht in die engere Wahl gekommenen Vorschlag für die Gestaltung des Walter-Krämer-Platzes in Siegen.
Zum Wettbewerb s. auf siwiarchiv hier und hier.
Offizielle Erläuterung zum Entwurf
Im Zentrum des Entwurfs findet sich ein Weg. Dieser Weg symbolisiert den Weg der Menschheit in die Moderne. Er führt vorbei an drei massiven Wänden aus verschiedene Materialien, die unterschiedliche historische Zeitabschnitte veranschaulichen sollen. Die Zeit des Nationalsozialismus (Bronze), über die Nachkriegszeit und die Zeit des Wiederaufbaus (Stahl) hin zur Neuzeit (Beton).
Ausgangspunkt ist der Tag der Befreiung des KZ Buchenwald. Säulenbuchen, Kopfsteinpflaster und Auswahl der Sitzmöbel stellen den Bezug zum historischen Ort her.
Die Bronzetafel gibt eine Situation wieder, die unmittelbar im Bezug zum Wirken Walter Krämers in Buchenwald steht. Die Darstellung ist angelehnt an eine Zeichnung des niederländischen Künstlers Henry Pieck (ehemaliger Buchenwald Häftling, *19.04.1895 ? 12.01.1972 ) mit dem Titel „Vor dem Revier angetreten“ (Die Verwendung des Motivs geschieht mit ausdrücklicher Genehmigung der Familie Pieck. Diese wurde eingeholt von Bram Peters, dem Leiter des Liberty Parks im holländischen Overloon) und zeigt Häftlinge, die auf ihre Behandlung im Häftlingskrankenbau des Konzentrationslagers Buchenwald wartend auf einer Bank verharren.
Des Weiteren ist das Lagertorgebäude aus der Innensicht mit weit geöffnetem Tor, welches die Befreiung symbolisieren soll, dargestellt. Deutlich lesbar ist die Inschrift auf dem Lagertor „Jedem das Seine“.
Es wird ein unmittelbarer Bezug zum Park in seiner Funktion als Patientengarten hergestellt.
Auf der einen Seite die Häftlinge vor dem Revier. Was dürfen sie hoffen an einem solchen Ort – wehrlos, ausgeliefert? Auf der anderen Seite der betrachtende Patient. Mit welch unterschiedlichen Gefühlen kann er sich in Behandlung und Pflege begeben. So ähnlich die Rollen auch scheinen, unterschiedlicher könnten sie wohl kaum sein.
„Jedem das Seine“ lautet die zynische Formel auf dem Lagertor des KZ Buchenwald. Eine Formulierung, die heute noch jedem geläufig ist, aber beschädigt ist, durch den menschenverachtenden Gebrauch der Nazis. Was kann der Ausspruch heute für Menschen bedeuten, die sich mit ihren kleinen und schweren Leiden ins Krankenhaus begeben? Bei allen Bedenken, Sorgen und Ängsten können wir heute doch die Gewissheit haben unabhängig vom Ansehen unserer Person bestmögliche medizinische Versorgung zu erhalten. Mit dieser Gewissheit kann man weiter schreiten durch das weit geöffnete, einladende Portal, welches direkt zur Eingangspforte des Klinikums führt. Das Wissen um die demokratischen Errungenschaften der Moderne, die es zu bewahren gilt, vor dem Hintergrund der Verbrechen und Verfehlungen der Vergangenheit sollen sich Menschen an diesem Gedenkort immer wieder verdeutlichen können.
Der Eid des Hippokrates war von jeher Leitmotiv ärztlichen Handelns. Wenn auch heute nicht mehr von Ärzten in rechtsverbindlicher Weise geleistet, findet er doch Widerhall in modernen Leitbildern ärztlicher Ethik. Im Bewusstsein der Patientinnen und Patienten ist er jedoch allgegenwärtig und, auch wenn im Wortlaut sicher selten bekannt, eine wesentliche Basis des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient.
Das Gebot, Kranken nicht zu schaden, die Schweigepflicht und die klare Aussage, chirurgische Eingriffe nur den dafür ausgebildeten Fachleuten zu überlassen, sind Säulen des Eid des Hippokrates. Ein Bruch dieser Regeln, wie durch die Ärzteschaft im Nationalsozialismus, wird sich in der Geschichte der Menschheit wohl kaum noch einmal finden lassen. Allein die Bereitschaft von Ärzten im Konzentrationslager, einem Ort des Leidens und Mordens, ihren Dienst zu tun, ist kaum nachvollziehbar. Die zahllosen überlieferten Verbrechen von Ärzten an ihren „Patienten“ verschlagen uns immer wieder die Sprache.
Im Krankenbau des KZ Buchenwald, war es kein Arzt, sondern der gelernte Schlosser Walter Krämer, der half die Ehre eines ganzen Berufsstandes zu retten, in dem er sich medizinische Kenntnisse aneignete und sie zum Wohle seiner Kameraden einsetze.
Auf einer Gedenktafel soll den Besucherinnen und Besuchern sein Lebensweg in Erinnerung gebracht werden.