Entdeckungen bei der Erschließung I

Durch die Entdeckung des ersten Wasserzeichens und den bereits letztens veröffentlichten Beitrag des ProPatria-Wasserzeichens, bin ich auf den Geschmack gekommen! Warum nicht mal wieder Rückmeldung aus der archivischen Arbeit, in diesem Falle die Tiefenerschliessung eines älteren Bestandes des Landratsamtes (Signatur 1.1.10 Landratsamt), geben. Besonders eben diese hübschen Papiere und ihre Wasserzeichen erscheinen durchaus interessant.

Also beginnen wir mal ganz vorne mit den Ergebnissen meiner Recherche zur Papierherstellung:

Die Papierherstellung in Europa beruhte seit dem Hochmittelalter auf der Herstellung eines Papierbreis aus Lumpen. Die Lumpensammler und –händler versorgten die Papiermühlen mit dem Rohstoff, dort wurden die Hadern in Fetzen geschnittenm manchmal gewaschen, einem Faulungsprozess unterzogen und schließlich per Stampfwerk zerkleinert und zu einem Brei gestampft. Der Papiermacher siebte abschließend mithilfe eines Schöpfrahmens eine dünne Schicht des Papierbreis ab, legte diesen auf Filzunterlagen, um ihn zu entwässert und preßte, leimte und trocknete schließlich das Papierstück. All diese Arbeitsgänge wurden zunächst noch per aufwendiger Handarbeit betrieben bzw. mit Tieren im Kollergang (Zerkleinerung).

Die maschinelle Massenproduktion von Papier beginnt im mittelalterlichen Europa; europäischen Papiermachern gelingt es in kurzer Zeit, den Arbeitsprozess durch die Einführung zahlreicher Neuerungen zu erleichtern: Das Reißen der Lumpen mit einem Sensenblatt löst die umständliche Praxis des Reißens von Hand oder Schneidens mit Messer oder Schere ab. Der weitere Zerkleinerungs- und Faulungsvorgang wird jetzt mithilfe von wasserangetriebenen Mühlen betrieben und die bisherigen Bambus- oder Schilfsiebe zum Abschöpfen des Papierbreis werden durch Metallsiebe ersetzt, die auch die technische Voraussetzung für das Anbringen der zur Kennzeichnung dienenden Wasserzeichen ermöglicht. Auch ging man dazu über, die Hadern statt des Faulens und Reinigens mit Chlor zu bleichen. Dadurch konnten auch farbige Stoffe zu weißem Papier verarbeitet werden. 

Die erste deutsche Papiermühle (Papiermacherwerkstatt) wurde 1390 von dem Nürnberger Handelsherrn Ulman Stromer (1329–1407) in Betrieb genommen.

Die Papierherstellung mit Lumpen stellte eine große Belastung für die Umwelt dar, da durch das Waschen der Lumpen sehr viel Schmutzwasser anfiel, das in die Gewässer zurückgeleitet wurde. Außerdem führte der Umgang mit den Rohstoffen der Papierherstellung bei den Arbeitern häufig zu gesundheitlichen Schäden. 

Dazu kam, dass der Mangel an Lumpen, die für die Papierherstellung notwendig waren, die Produktion stark einschränkte. Deshalb suchte man bereits um 1700 nach Alternativen für die Hadern.

Friedrich Gottlob Keller erfand 1843 das Verfahren zur Herstellung von Papier aus Holzschliff. Dieses wurde durch die Entwicklung einer Maschine zur Verfeinerung dieses Holzschliffes durch einen Herrn Voith in 1859 optimiert.

Die Holzschliffpapiere erwiesen sich wegen der in der Schliffmasse erhaltenen Restanteile verschiedener saurer Substanzen als problematisch. Leider wurden billiger Holzschliff und die Leimung mit verseiften Harzen massenhaft eingesetzt, so daß die Papiererzeugnisse dieser Zeit besonderen Schadwirkungen unterliegen. Die Restaurierung ist kompliziert und nur durch Massenentsäuerung möglich. So hat das Holzschliffpapier nicht nur einen Nutzen für die kostengünstige Herstellung von Papier gebracht, sondern auch einen großen Schaden für die schriftliche Überlieferung des 19. und 20. Jahrhunderts. Seit den 1980er Jahren wird für den Druck hochwertiger Publikationen und Grafiken überwiegend ein alterungsbeständiges Papier oder ein sogenanntes „säurefreies Papier“ verwendet. Dieses ist durch chemische Zusätze frei von freien Säuren und freien Chloriden. Alterungsbeständiges Papier ist in der DIN ISO 9706 genormt.

Nachdem in der 1.Hälfte des 19.Jahrhunderts alle bisher von Hand ausgeführten Arbeitsschritte mechanisiert wurden, entwickelte sich in der 2.Hälfte die industrielle Produktion neuer Rohstoffe in eigenen Zellstoff-Fabriken. Die Rohstofferzeugung wurde damit von der Papierherstellung abgetrennt.

Hilfreiche und interessante Seiten hierzu:
http://www.blogus.de/Pmuehlen.html
papiergeschichte.freyerweb.at/rohstoffe.html

Autorin: Dagmar Spies

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