Auf den Spuren der Vorfahren unterwegs
Eli Rosenberg aus Dänemark nahm gemeinsam mit seiner Frau Pia im November 2008 an der Gedenkstunde zur 70. Wiederkehr der Pogromnacht in Betzdorf teil. Vor einigen Tagen besuchte er erneut die Heimat seiner Vorfahren. Diesmal in Begleitung seines älteren Bruders Aki aus Israel. Sie statteten zunächst der Viktoriastraße in Betzdorf einen Besuch ab. Hier war Großvater Louis Rosenberg (1875-1953) Eigentümer eines Konfektionsgeschäftes. Zur Geschäftsaufgabe durch die nationalsozialistischen Machthaber gezwungen, zog er 1938 zu seinem Bruder Julius nach Siegen in die damalige Adolf-Hitler-Straße (Sandstraße). Julius Rosenberg betrieb hier einen Viehhandel. Willy Rosenberg (1914-1990), Louis Sohn, war Verkäufer bei Leonhard Tietz – später Kaufhof – in der Siegener Oberstadt. Er erfasste die politische Situation bereits sehr früh, emigrierte 1933 nach Frankreich und später nach Palästina. Mit seiner Frau Nursia hatte er drei Söhne, neben Aki (Jahrgang 1945), Eli (Jahrgang 1955) noch Rami (1939). Der zweite Tag des Besuches galt der Stadt Siegen. In Begleitung von Traute Fries und Klaus Merklein vom Aktiven Museum Südwestfalen e. V. besuchten die Gäste Landrat Paul Breuer im Kreishaus in Siegen. Breuer stiftete die im April 2010 in der Sandstraße 167, vor dem ehemaligen Haus der Rosenbergs, verlegten Stolpersteine für Julius (1870-1972) und Paula Rosenberg geb. Pfifferling (1879-1942) sowie Louis Rosenberg. Im eineinhalbstündigen Austausch wurde über die Lage in Israel, die Beziehungen und die Partnerschaft zwischen Siegen-Wittgenstein und Emek Hefer, das Projekt „Alexanderfluss“, aber auch über persönliche Beziehungen von Paul Breuer zu israelischen Freunden gesprochen. Die Brüder Rosenberg bedankten sich bei Landrat Paul Breuer und Traute Fries stellvertretend für alle, die die Erinnerung an ihre Angehörigen und andere Opfer des Nationalsozialismus in der Region bewahren.
Danach erfolgte der Besuch bei Charlotte Wildtraut (Jahrgang 1922) in der Sandstraße. Sie war Nachbarin der Rosenbergs und verwahrte in den frühen 1930er Jahren die Enkeltochter von Julius und Paula, Marion Steinberg (1930-1942), die mit ihren Eltern Lotte und Berthold Steinberg Ende August 1942 in Südfrankreich verhaftet und im September in Auschwitz getötet wurde. Die Rosenbergs haben sich vor ihrer Deportation am 27. Juli 1942 nach Theresienstadt in einem langen Gespräch von ihrer jungen Nachbarin verabschiedet. Julius und Paula wurden im September in Treblinka ermordet. Louis, der von den Nationalsozialisten am 1. September 1936 mit dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet wurde, überlebte Theresienstadt. Eli erzählte, dass ihm die Hoffnung, Willy und seine Familie noch einmal sehen zu können, den Lebensmut erhielt. Ein Besuch in der Gedenkstätte am Obergraben sowie im Krönchen Center schlossen den Besuch in Siegen ab. Am Nachmittag fuhren Eli und Aki Rosenberg nach Hachenburg, da von dort ebenfalls Vorfahren stammten.
Quelle: Pressemitteilung des Kreises Siegen-Wittgenstein, 26. Juli 2013