In der heutigen Sitzung des Rates der Stadt Siegen wird über die Einrichtung des Arbeitskreises über die Strassennamen entschieden werden. Aus der Vorlage gehen folgende Mitglieder hervor (S. 8):
Die Geschäftsführung liegt bei der städtischen Kulturabteilung. Es fällt auf, dass im Gegensatz zu anderen ebenfalls heute eingerichteten Gremien keine weiteren externen Mitglieder (z. B. Historiker*innen, Vertreter*innen von Migrat*innen oder für Gleichtstellungsfragen) vorgesehen sind.
Heute erschienen in der Siegener Zeitung – leider nur im Print – der Artikel „Die Unliebsamen. Namensgeber für Siegener Straßen fallen in Ungnade. Acht historische Persönlichkeiten, acht Vorwürfe der Nähe zu den Nazis.“ von Irene Hermann Sobotka zur Arbeit des Arbeitskreises und der dazugehörige Kommentar der Autorin mit der Überschrift „Schilderstürmer“.
Nicht unerwartet erschienen heute in der Siegener Zeitung 2 Leserbriefe zu den beabsichtigten Straßenumbennungen. „Linke Ideologie“ unterstellt dem Arbeitskreis ebensolche und weist daraufhin, dass auch Martin Luther antisemitisch gewesen sei. Eine Umbennung dieser Siegener Straße aber nicht vorgesehen sei. Zudem wünscht der Schreiber, dass die Gesamtlebensleistung aus ihrer Zeit heraus gewürdigt werden sollte. So sollen bspw. die enormen Wahlerfolge Adolf Stoeckers berücksichtigt werden. Der 2. Leserbrief „Ersatz wäre denkbar“ begrüßt die Umbennung der Hindenburgstraße, verweist auf die unterschiedlichen Schreibweisen Stö-Stoeckers und widmet sich – off topic- der Kunst Hermann Kuhmichels im öffentlichen Raum, die aus der NS-Zeit stammt (Rubens-Brunnen am Oberen Schloss.) Hierfür schlägt einen Ersatz vor.
Heute sind es 4 Leserbriefe in der Siegener Zeitung zum Thema:
– „Personen herabgesetzt“ bedankt sich für den Kommentar und unterstellt dem Vorsitzenden des Arbeitkreis, dies getan zu haben, nicht ohne daraufhin zu weisen, dass auch er sich ja eventuell für seine Äußerungen zu verantworten habe.
– „Nur nach rechts“ bedankt sich für den Kommentar und bemängelt die politische Einseitigekeit bei der Auswahl der Personen.
– „Deckungsgleich“ bedankt sich für den Kommentar, weist allerdings auf eine dortige Verwechslung hin (Jacob Heinrich Schmick – Jacob Henrich) und warnt vor „unhistorischen Eifer“ bei Straßenumbenennungen.
– „Tätersuche beenden“ ist verwundert über ein „Sendungsbewusstsein“, das „nach etwa 80 Jahren“, die „deutsche Geschichte neu schreiben“ will und verweist darauf, dass die Mitgliedschaft in einer nationalsozialistischen kein Kriterium zur Bewertung einer Lebensleistung sein solle.
Gestern erschienen in der Siegener Zeitung 5 Leserbriefe zum Thema:
– „Geschichte bewahren“ fordert die vom Arbeitskreis angekündigt Transparenz ein und kündigt eine aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft an. Das angekündigte Servicepaket für den von evt. Umbenennungen Betroffenen wird begrüßt. Straßennamen seien „Teil der Erinnerungs- und Lernkultur“, so daß die Erfahrungen mit ergänzenden und erklärenden Schildern genutzt werden sollen.
– „Unfair bewertet“ sieht der Leserbriefschreiber den Reichspräsident Hindenburg, da die nach ihm benannte Straße umbenannt werden soll. (“ … trotz dem hat er sich 1925 und 1930 als Reichspräsident die Verfassung und Republik geschützt ….“). Entgegen der Einschätzung des Arbeitskreises, die lediglich eine Erläuterung bei der Graf-Luckner-Straße vorsieht, fordert der Leserbrief eine Umbenennung („Graf Luckner war eine der vielen Personen, mit denen man in der Weimarer Republik der männlichen Jugend den Weltkrieg als Abenteuer verkaufte. Wie es wirklich war, kann man bei Remarque nachlesen.“)
– Anstelle Plätze und Straßen nach Personen zu benennen empfiehlt ein weiterer Leserbrief „Durchnummerieren“.
– „Welch ein Irrsinn“ sei die „plötzlich“e Prüfung und ggf. Umbenennung von Straßennamen, „weil irgendwer in den 1930er Jahren womöglich mal Adolf Hitler Guten Tag gesagt hat.“
– „Besser aufklären“ als umbenennen fordert ein weiterer Leserbrief.
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Heute erschien ein weiterer Leserbrief „Nicht in Ordnung“ in der Siegener Zeitung.
Heute erschienen im Print weitere Leserbriefe zum Thema:
– In „Erhebliche Kosten“ schlägt der Leserbriefschreiber vor, die belasteten Straßennamen beizubehalten und die Schilder mit einem kleinen Schild mit QR-Code zu versehen, um die Kosten einer Umbenennung zu sparen.
– Der Leserbrief „Fragwürdige „Belege““ nimmt lediglich Bezug auf einen Leserbrief vom 10.2., der einen Ersatz für den Rubens-Brunnen Hermann Kuhmichels anregte. Er verweist auf die problematische Quellenlage bei der Erforschung von Biographien während der NS-Zeit, die eine gründliche Quellenkritik erfordert.
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Am kommenden Mittwoch, 25.05.2022, tagt um 17:00 Uhr im Rathaus Siegen-Geisweid, Großer Sitzungssaal, der Kulturausschuss der Stadt Siegen. U. a. wird dort der Abschlussbericht des Arbeitskreises „Aufarbeitung der historischen Hintergründe von Straßennamen“ (VL 881/2022) Thema sein. Bedauerlicherweise ist die Vorlage noch nicht online.
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