In Vorbereitung der Ausstellung „Anthonis van Dyck – Grafische Arbeiten aus dem Bestand des Siegerlandmuseums“, die im März 2019 gezeigt wird, hat sich das Museum nun noch einmal alle unter „van Dyck“ inventarisierten 200 Kupferstiche und Radierungen vorgenommen. Alle Arbeiten wurden fotografiert und die Angaben im Inventar überprüft. Auf der Karteikarte mit der Nummer RS 865 stand: Anonym (kein Stecher bekannt) – Porträt eines Unbekannten mit Federkiel und Papier. Da die Radierung, die mit dem Grabstichel überarbeitet ist, so wenig nach van Dyck aussieht, wurde weiter gesucht. Und schließlich stand fest: Es ist auch keine grafische Arbeit nach van Dyck, Autor des Blattes ist niemand anderes als der Großmeister der Radierung Rembrandt van Rijn (1606-1669). Gezeigt wird im Porträt Lieven Willemsz van Coppenol, der zwischen 1598 und 1667 in Amsterdam lebte. Van Coppenol war Lehrer und Leiter der sogenannten französischen Schule in der niederländischen Hauptstadt. Nach einem Anfall von Geisteskrankheit im Jahre 1650 durfte er nicht mehr unterrichten. Daraufhin arbeitete er als Kalligraf, Schreiber und Autor. Die Radierung wird gerne auch als der „große Coppenol“ bezeichnet, das es sich um das größte radierte Porträt aus der Radiernadel von Rembrandt handelt. Das Blatt, das im 4. Zustand mit dem dunklen Vorhang im Hintergrund vorliegt, lässt erkennen, welch einfühlsamer Menschenbeobachter der Meister war. Zur Vorbereitung seiner Grafik hat Rembrandt eine Ölskizze angefertigt, die 1658 datiert ist und die sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet. Der Bestand an Rembrandt Arbeiten im Siegerlandmuseum ist damit auf insgesamt drei gestiegen. Vorhanden sind auch das sogenannte 30 Gulden-Blatt mit dem Motiv Ecce homo und die Große Kreuzabnahme, die sich am Vorbild Rubens orientiert. Die neu entdeckte Rembrandt-Radierung „Der große Coppenol“ wird ab sofort in der kleinen Galerie des Oberen Schlosses als Entdeckung aus dem Depot ausgestellt. Sie kann dort zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.
Quelle: Siegerlandmuseum, Mitteilung vom 6.11.2018
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