3 Filme aus den deutschen Fernseharchiven
Es ist bereits einige Jahre her, da veröffentlichte die in Siegen ansässige Filmproduktionsfirma mundus.tv den zeitkritischen 60er Jahre Film „Siegen – Notizen zu einer Stadt“. In den Fernseharchiven fanden sich nun drei weitere Filme über die Region, von dem es einer in sich hat: 1987 bereisten Fernsehschaffende noch einmal die Region und stellten die Frage: Siegerland! Sektenland? Es entstand die TV-Dokumentation „Frommes Siegerland – Der Segen des Herrn macht reich“, die ebenfalls 1987 ausgestrahlt wurde. Der Film geht der Frage nach, warum das Siegerland die Gegend der Stillen im Lande ist, der Erweckten. Wie pietistische Frömmigkeit und Leistungsstreben zu typischen Merkmalen der Siegerländer Mentalität wurde. Die Bevölkerung der Region gilt als verschlossener und schwer zugänglicher Menschenschlag, der eine angestammte Eigenbrötelei eines selbstbewusst hinterwäldlerischen Lebens praktiziere. Für die fromme Siegerländer Lebensart gibt es ein frühes Vorbild, das bis heute nachwirkt. 1740 wurde in Hilchenbach – Grund vor Beginn der Erweckungsbewegung Heinrich Jung geboren. Er nannte sich selbst später Stilling für die Stillen im Lande. Jung-Stilling verstand sich als ein Gott berufener Missionarius gegen den Vernunftglauben. Bauern und Bergleute erlebten vor 150 Jahren einen religiösen Aufbruch. „Der Geist Gottes“ – wie es in der Fernsehdokumentation heißt – „befähigte schlichte Menschen zum Zeugnis des Evangeliums in Eisengruben und Wohnstuben“. In Freudenberg entstand die erste nachreformatorische Gemeinde im Siegerland. Sie ist eine der Ausgangspunkte für die Erweckungsbewegung. In Freudenberg und dem Umland blühten diese Bewegungen auf. Christliche Vereinshäuser entstanden zahlreich. Das Siegerland ist religiös betrachtet eine Welt für sich. Selten finden sich in einer Landschaft derart viele Glaubensgruppen. Näheres Kennlernen lehrt jedoch, dass sich die Art zu glauben oftmals nur in Formfragen, in Tauf- und Abendmahlshandlungen unterscheidet. Das Vereinshaus, der Ort der Laienpredigt spielt im Siegerland jedoch noch heute eine wichtige Rolle. Dabei geht der Film der Frage nach, ob Unternehmerpersönlichkeiten besonders berufen sind zu predigen. Im Film heißt es dazu: „Unten in der Stadt, fromme Leute die sich von den Kirchen abgesondert haben. Es sind die namenlosen, besonders konservativ eingeschätzten Brüderversammlungen, denen in wie fast allen übrigen Gemeinden, einflussreiche Unternehmer als Laienprediger angehören. In Ihren Schriften steht, dass sie das Fleisch, die alte böse Natur noch an sich tragen. Gläubige in Gemeinschaft mit Ungläubigen sagen die Exklusiven, können Gott nicht seiner Heiligkeit gemäß anbeten. Christliche Versammlungen, die die Zerrissenheit in der Christenheit betrauern und die eigene Absonderung von der Kirche nicht in der Öffentlichkeit dokumentiert sehen wollen. Der Arbeiter und der Unternehmer vertragen sich jedoch im Glauben.
Versöhnlichere Töne schlagen die zwei weiteren Archivfilme an. Die 1961 erschienene Reportage „Erzbergbau im Siegerland“ geht der Jahrhunderte alte Bergmannstradition der Region nach, zählt doch das Siegerland als ältestes deutsches Eisenerzrevier. Um die Jahrhundertwende des vergangenen Jahrhunderts fördern noch 150 einzelne kleinere Gruben Eisenerz. Sie werden aus wirtschaftlichen Gründen zu größeren Betrieben vereinigt. 1953 werden alle Gruben des Siegerlandes in einer Gesellschaft der Erzbergbau Siegerland AG zusammengeschlossen, um eine wirtschaftliche Ausbeute auch kleinerer Vorkommen zu erreichen. Das Filmteam begleitet die Bergleute unter Tage und dokumentiert deren kräftezehrende Arbeit. Was die wenigsten wissen: Auch Frauen arbeiteten im Erzbergbau. Sie sortieren Erzgestein und ziehen Kupferhaltiges heraus. Mit dem Beschluss der Ruhrhütten ab 1963 keine deutschen Erze mehr nutzen zu wollen, ziehen dunkle Wolken über den Siegerländer Erzgruben auf. Die Sorgen um Arbeitsplätze macht die Runde.
Der dritte Film lädt zu einer Spritztour durch das Siegerland ein. In der Fernsehreihe „Wunderschönes NRW“ bereist Gerd Müller mit seinem roten Bugatti die Regionen NRWs. Beginnend in der Rubensstadt Siegen. Weiter geht es über die Fachwerkstadt Freudenberg, in die Vergangenheit der Siegerländer Eisengeschichte: Alte Erzstollen fehlen ebenso wenig wie der Hauberg, oder das Backen von Kartoffelbrot im sogenannten Backes. Auch touristisch hat die Region viel zu bieten. Siegerländer Gourmet-Spezialitäten und die Kunst des Bierbrauens in Kreuztal-Krombach runden die Reise durch das Siegerland ab.
Die DVD „Frommes Siegerland“ ist ab sofort unter Bestelltelefon 0271-6819606 sowie über den Siegerländer Buchhandel erhältlich.
Quelle: mundus.tv, Presseinformation
Als Kind welches in Siegen geboren wurde,habe ich die bedrückende Gemeinschaft einer Brüdergemeinde in Hilchenbach kennengelernt. Mein Opa war Unternehmer und hat diese pietistische ,sektiererische Gemeinde geleitet.Laienprediger,das war er,wo auch immer er ursprünglich her war.Ich bin dann in jungen Jahren nach Berlin gegangen,was für mich Freiheit im Denken pur war. Nichts hat mich an dieses Siegerland gebunden,ich war froh,dieser entsetzlichen Enge zu entkommen.Diese Gemeinden ,“Frei“kirchen gibt es immer noch. Es ist alles grau und schwarz wenn ich an diese 18 Jahre Siegerland zurückdenke.