„ …. 1950 wird dann …. Dr. Lothar Irle aus Kreuztal zum Bezirksvolkstumswart gewählt. ….
Dr. Lothar Irle wird als Nachfolger des am 13. März 1952 im Amt verstorbenen Emil Reusch zum neuen Bezirksvorsitzenden gewählt.
Damit war die NS-Vergangenheit im Bezirksvorstand aber nicht abgestreift. Lothar Irle hatte an den Universitäten Marburg und Frankfurt am Main nordische und Deutsche Philologie, Geschichte und Volkskunde studiert. Bereits 1931 wurde er Mitglied der NSDAP. Irle war unter aderem Gauschulungsredner der NSDAP und Mitgliede der Reichslesebuchkommissionen Hessen und Ruhrgebiet. Nach seiner Promotion im Jahre 1934 verließ er den Schuldienst und war als Dozent für Volkskunde an der Hochschule für Lehrerbildung in Dortmund tätig. „Diesen steilen Aufstieg verdankte er dem Umstand, dass er sich als „Vorkämpfer für den Nationalsozialismus“ hervorgetan hatte.“ (Siegener Zeitung). Ab 1938 war er im Gau Westfalen-Süd Gauführer des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes. Irle war bekennender Antisemit. Aufgrund seiner erheblichen NS-Belastung wurde er nach dem Krieg im Zuge der Entnazifizierung aus dem Schuldienst entlassen und nicht wieder eingestellt. Seither war er als Versicherungsvertreter tätig. Auch Dr. Irle war für Wilhelm Münker, immerhin Namensgeber des SGV-Jugendhofes in Arnsberg, als Bezirksvorsitzender nicht tragbar. Dies geht aus Briefen Münkers an den Hauptvorstand hervor. Seitens des SGV wurde im Jahre 1963, also zur Amtszeit von Lothar Irle als Bezirksvorsitzender, ein Antrag zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn gestellt. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Der Vorgang ist bei der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein archiviert. (Az.: 032-20, 1963 – 1965)
In die Amtszeit von Lothar Irle fällt die erstmalige Verpachtung der Raststätte Kindelsberg an die Krombacher Brauerei. Am 1. Januar 1962 übernimmt der Unterpächter Edelhoff die Raststätte. ….“
aus: Reik-Riedesel, Udo/Tröps, Dieter: 1896 – 2021 – 125 Jahre SGV Bezirk Siegerland e. V. Festschrift zum Vereinsjubiläum, [Siegen] 2021, S. 20 – 21. Anm: Zur Verpachtung s. a. S. 46 – 48.