Die Orgellandschaft Südwestfalens kann in ihrer historischen Bedeutung nicht mit anderen Regionen Deutschlands, z. B. der norddeutschen Orgellandschaft mit so bedeutenden Orgelbauerpersönlichkeiten wie Arp Schnitger, mithalten. Aber auch abseits der großen Zentren der Orgelbaugeschichte wurde nicht minder Bedeutendes geleistet, das über Generationen prägend im kultur- und musikgeschichlichen Kontext war. Dass Westfalen schon lange eine ausgeprägte Orgelbautradition hatte, hat bereits Rudolf Reuter mit seinen Forschungen in den 1950er und 1960er Jahren gezeigt. Der Schwerpunkt seiner geschichtlichen Forschungen endete jedoch spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch gerade die beginnende Industrialisierung und eine rege Kirchenbautätigkeit um die Wende zum 20. Jahrhundert brachten einen durchgreifenden Wandel der westfälischen Orgelbaulandschaft mit sich, der bis heute für diesen Landstrich kaum umfassend erforscht ist. Individuelle westfälische Eigenheiten wurden zurückgedrängt, Firmen aus anderen Gegenden gewannen Einfluss. Während im katholisch geprägten Kreis Olpe nach wie vor vorwiegend westfälische Firmen bauten, lieferten im Siegerland z. B. auch mehrere Orgelbaubetriebe aus Thüringen, der hessische Einfluss im Orgelbau des Wittgensteiner Landes wurde allmählich zurückgedrängt. Nicht ohne Einfluss waren auch musikalische Strömungen und vor allem liturgische Anforderungen auf die Gestaltung der Orgeln. Durch Kriegszerstörung, aber vor allem durch auch musikideologisch geprägten Modernisierungswillen in den Nachkriegsjahren sind heute nur noch wenige Beispiele der im weitesten Sinne als „romantischen“ Orgelbau zu bezeichnenden Epoche des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erhalten. Die ältesten weitgehend unveränderten Beispiele sind die Orgeln in den evangelischen Kirchen in Oberfischbach und Elsoff.
Der aus dem Siegerland gebürtige Kirchenmusiker Gabriel Isenberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Orgelbaus in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe zwischen 1800 und 1945 detailliert zu erforschen und auszuwerten. Mancher heimatkundlich Interessierte wird hier so einige spannende Neuigkeiten erfahren können, aber auch für die Denkmalpflege kann diese Arbeit Anhaltspunkte liefern. Seit Ende 2013 hat Isenberg einen Großteil der Archive der Kirchengemeinden und Kommunen besucht und alte Akten ausgewertet. Natürlich lässt sich nicht jede Lücke in der archivalischen Überlieferung schließen. Daher sind ergänzende Hinweise, z. B. aus privaten Archiven und Aufzeichnungen, oder auch historische Fotos von Orgeln dem Autor jederzeit herzlich willkommen. Parallel zur Entdeckung immer noch weiterer kleiner Details, die Überlieferungslücken schließen können, arbeitet Isenberg derzeit an der übergreifenden Auswertung der Forschungsergebnisse. Im Laufe des Jahres 2016 plant er, seine Arbeit abgeschlossen zu haben.
Kontakt über: www.gabriel-isenberg.de
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