Zum Welthundetag am 10. Oktober hat das Erzbistumsarchiv eine besondere Archivalie ausgegraben
„In unserer Gesellschaft sind Hunde der Inbegriff von Liebe, Treue und Anhänglichkeit. Damit wären die Vierbeiner durchaus anschlussfähig an christliche Symbolik. In der Bibel aber sind Hunde eher unterrepräsentiert. Für Hund im Singular weist die Heilige Schrift 17 Fundstellen auf, Hunde im Plural kommen 21 Mal vor. Wo Hunde auftreten, geschieht dies zumeist in einem negativen Kontext, als zähnefletschende Meute, die Blut geleckt hat, oder als gierige Leichenfresser. Besonders schlecht kommen die Hunde im Alten Testament weg. Aber auch im zweiten Petrusbrief gibt es eine Fundstelle, in der Hunde als unappetitliche Tiere gezeichnet sind.Der Hund hat im Christentum demnach keinen leichten Stand und auch in der Kirche als Gebäude hat er bis heute nichts verloren. In früheren Zeiten gab es in Paderborn am Hohen Dom sogar das Amt des Hundeküsters. Dessen Aufgabe bestand darin, streunende Hunde aus dem Gotteshaus zu vertreiben. Das geschah recht unsanft: Ausgestattet war der Hundeküster mit einer Peitsche.
Bewaffnet mit einer Peitsche
Gefahr ging aber nicht allein von den Hunden aus, sondern auch von deren Herrchen, wie eine Archivalie aus den Beständen des Erzbistumsarchivs belegt. Der Auszug aus dem Protokoll des Archidiakonatsgerichtes des Domdechanten vom 22. November 1743 belegt eine tätliche Auseinandersetzung zwischen dem Hundeküster Wilhelm Klumbach und einem vornamenlosen Studiosus Falkenberg, Sohn eines ebenso vornamenlosen Chirurgen und als angehender Akademiker ein Angehöriger der Oberschicht. Nach Angaben des Hundeküsters hatte der Student zusammen mit einigen Mitstudenten die Vesper besucht und dazu seinen Hund mit in den Dom gebracht. Wie es sein Amt verlangte, forderte der Hundeküster den Gottesdienstbesucher auf, den Hund zu entfernen, anderenfalls, so die Drohung, würde er das Tier hinauspeitschen.
Handfester Tumult im Dom und auf dem Domplatz
Der Hundebesitzer tat aber nicht wie geheißen, sondern versetzte dem Küster zur Antwort eine Ohrfeige. Nachdem dieser zur Gegenwehr seine Peitsche gegen den rabiaten Studenten einsetzte, lief die Sache völlig aus dem Ruder. Der Student ging dem Küster an die Kehle, riss ihm Perücke und Hut vom Kopf und warf beides „außerhalb der Kirchen in den Koht“, wie das Vernehmungsprotokoll bezeugt. Damit nicht genug: Als der malträtierte Küster seine Kopfbedeckungen holen wollte, ging die Auseinandersetzung draußen weiter. Die Peitsche hatte der rabiate Studiosus Falkenberg dem Küster schon zuvor in der Kirche abgenommen. Nun versetzte er dem armen Mann damit einige weitere Streiche.
Interessant wäre nun zu wissen, wie die Geschichte ausgeht. Bekam der Hundeküster Satisfaktion? Zu welcher Strafe wurde der akademische Raufbold Falkenberg verknackt? Aber das lässt sich anhand der besagten Archivalie leider nicht mehr rekonstruieren. Belegt ist, dass der geprügelte Hundeküster unverzüglich das Archidiakonatsgericht des Domdechanten anrief und der „Organißte Schwartze“, den Wilhelm Klumbach als Zeugen berief, die Misshandlungen im Wesentlichen bestätigte. Danach reißt die archivische Überlieferung der Angelegenheit im Bestand „Metropolitankapitel“ des Erzbistumsarchivs ab. Gut möglich also, dass die Angelegenheit im Sande verlief.“
Literaturangabe: Michels, Paul: Hunde und Ratten im Dom des 18. Jahrhunderts; in: Heimatborn, Oktober 1969, S. 195
Quelle: Erzbistum Paderborn, Neuigkeiten, 8.10.2024