Nördlich der historischen Altstadt Freudenberg, dem „Alten Flecken“, befindet sich im einst wasserreichen Gambachtal der Gambachsweiher. Abseits der Straßen und an dem überregionalen Fahrradweg, der von der Sieg bis zum Biggesee führt, gelegen, lädt er in idyllischer Umgebung zum Verweilen, Entspannen und Angeln ein.
Nach dem Asdorfer Weiher (1469) ist der Gambachsweiher, der zweitgrößte der insgesamt fünf Freudenberger Stauweiher.
Der Gambachsweiher wurde erstmals 1611 urkundlich erwähnt, man vermutet aber, dass er bereits im 16. Jahrhundert angelegt wurde.
Der Weiher, dessen Wasserreservoir einst etwa 22.000 cbm betrug, entstand durch die Errichtung eines etwa 100 Meter langen Dammes quer durch das Gambachtal. Am Ende des Dammes, auf der Nordostseite, befindet sich ein breiter Überlauf, der terrassenförmig angelegt und heute von Betonmauern gefasst ist. Der Gambach entspringt nördlich der Ortslage Hohenhain und speist den Gambachsweiher.
Ende des 15. Jahrhunderts gab es immer wieder Klagen über bestehenden Wassermangel. Es lag also nahe, im wasserreichen Gambachtal einen größeren Stauweiher anzulegen.
Die Anlegung des Gambachsweiher erfolgte unter dem Landesherrn Johann VII (der Mittlere) von Nassau. Für 6 von insgesamt 8 Hammerwerken im Asdorftal, darunter auch der Hammer des Landesherrn, bildete der Gambachsweiher die Hauptenergiequelle.
Der Gambachsweiher hat eine bedeutende Geschichte für die Menschen in Freudenberg, da er in besonders anschaulicher Weise die örtliche Wirtschaftsgeschichte dokumentiert. Er lieferte nicht nur die Energie zum Betrieb der Öl-, Getreide-, Knochen- und Lohmühlen, sondern die Wasserkraft war auch Voraussetzung für die Entstehung und den Betrieb der zahlreichen Hammerwerke, die hier bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend zur Erzeugung des damals berühmten Freudenberger Stahls betrieben wurden. Zusätzlich diente der Weiher der Fischzucht.
Der Gambachsweiher war die Hauptenergiequelle für die gewerblichen Betriebe Freudenbergs, die immer mehr Wasserkraft benötigten. Dadurch herrschte immer wieder Wassermangel. Um diesen Missstand abzuhelfen, wurde 1702 der Eicherweiher angelegt, der zusammen mit dem Gambachsweiher in trockenen Sommern, die Betriebskraft für die Freudenberger Hämmer und Mühlen sicherte. Durch den Eicherweiher erhoffte man sich Unabhängigkeit von Landesherrn, der durch den Besitz des Gambachsweiher, die Wasserzufuhr regeln konnte.
Der Eicherweiher, der sein Wasser aus dem auf dem Löffelberg entspringenden Weibebach bezieht, wurde am nördlichen Eingang Freudenbergs auf Kosten sämtlicher Hammerwerke, in deren Eigentum der Weiher war, angelegt.
Die beteiligten Fabrikanten gründeten eigens eine Eicher-Gambacher-Weiher Genossenschaft, die sich im Jahr 1966 hauptsächlich aus Leim-, Leder- und Filzfabrikanten zusammensetzte.
Historisch gesehen, war der Gambachsweiher ein Teil der sog. Freudenberger „Wasser-Staaten“. Mit dieser norddeutschgeprägten Bezeichnung wurden Wasserrückhaltesysteme bezeichnet, mit dem unterschiedliche Gräben miteinander vernetzt waren.
In der Zeit von 1927 bis Mitte der 1950er Jahre wurde am Gambachsweiher ein öffentliches Freibad betrieben.
Seit 1973 befindet sich der Gambachs- wie auch der Eicherweiher im Eigentum der Stadt Freudenberg und dient der Fischzucht.
Als „Industriebauwerk“ Badeanstalt oder Landschaft-prägende Idyll ist der Gambachsweiher bis heute ein historischer Bestandteil Freudenbergs und kennzeichnet die Örtlichkeit durch seine Lage, Größe und Gestaltung seit über 400 Jahren in besonderer Weise. Wegen des öffentlichen Interesses und der regionalen Wirtschaftsgeschichte, ist der Gambachsweiher denkmalgeschützt.
Verwendete Literatur und Quellen:
Der Gambachsweiher, in: Freudenberg im Zeitgeschehen, Heft 1/2001 S. 21 ff. und Heft 1/2013 S. 17 ff., Arbeitsgemeinschaft der Heimatvereine und des SVG im Stadtgebiet Freudenberg, 2/1983 S.27ff.
Alte Weiher im Siegerland – Teil 3, Weiher in und um Freudenberg sowie Wann wurde Freudenbergs „Gambachs Weiher“ angelegt?, beide in: Freudenberg im Zeitgeschehen, Arbeitsgemeinschaft der Heimatvereine und des SVG im Stadtgebiet Freudenberg, 1/2001, S. 21ff.
Westfälischer Städteatlas,(XI-1-2010) – Freudenberg – Tafel 3
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne in Nordrhein-Westfalenkreis