Ökumenische Archivpflegetagung sorgt für spannenden Austausch
Das Erzbistumsarchiv Paderborn hat seine Türen für einen spannenden Austausch zwischen Archivpflegenden verschiedener Kirchen geöffnet: Für gewöhnlich findet die Archivpflegetagung, die vom Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche veranstaltet wird, in Bielefeld statt. Jetzt hat das Erzbistumsarchiv erstmals die Gastgeberrolle übernommen und rund 25 Archivpflegende in Paderborn begrüßt.
Bereits im vergangenen Jahr hat das Erzbistumsarchiv Paderborn anlässlich des Deutschen Archivtages in Bielefeld mit dem Landeskirchlichen Archiv zusammengearbeitet. Hier sei die Idee entstanden, den diesjährigen Archivpflegetag in Paderborn zu veranstalten, berichtet Michael Streit, Leiter des Erzbistumsarchivs.
Die Archivpflegenden des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und die Archivarinnen und Archivare des Paderborner Erzbistumsarchivs vereint die Begeisterung für bedeutsame Archivalien der Kirchengeschichte. Während die pfarrgemeindliche Archivpflege im Erzbistum Paderborn über die Kirchengemeinden organisiert ist, sind im Bereich der evangelischen Kirche von Westfalen Archivpflegende zu ernennen, die sich vor Ort um die Archivbestände kümmern.
Wie in vielen Bereichen des kirchlichen Lebens sei es auch in diesem Aufgabenfeld immer schwieriger, Nachfolger für ausscheidende Engagierte zu finden, berichtete die aktuelle Archivleiterin, Ingrun Osterfinke. Sie leitet das Landeskirchliche Archiv der EKvW seit 2022. In der aktuellen Stunde, dem ersten Programmpunkt des diesjährigen Archivpflegetags in Paderborn, der Neuigkeiten aus dem Landeskirchlichen Archiv der EKvW benannte, thematisierte die Diplom-Archivarin die digitale Langzeitarchivierung, die beim Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld auch für die Kirchengemeinden organisiert werde. Weiterhin ging die Archivleiterin auf eine mögliche Gefährdung durch „Arsenhaltige grüne Farbe in Bucheinbänden und auf Buchschnitten“ ein. Diese sei durch die Einhaltung der üblichen Hygienemaßnahmen jedoch unwahrscheinlich, beruhigte Osterfinke.
Ernennungsurkunde stößt auf reges Interesse
Nach einer Exkursion in das Arbeitsfeld der Archivpflegenden der EKvW, galt es, den Gästen aus Bielefeld Einblicke in das Paderborner Erzbistumsarchiv zu gewähren. Gemeinsam mit Archivarin Julia Hennig führte Michael Streit die Besuchergruppe durch das Erzbistumsarchiv hin zu spannenden Archivalien wie etwa dem ältesten deutschen Bischofssiegel, dem Siegel des Bischofs Liuthard (Bischof von 862-887). Auch die älteste Urkunde des Archivs, eine Kaiserurkunde von Otto I. aus dem Jahr 964, stieß auf großes Interesse. Besonders fasziniert waren die evangelischen Besucher jedoch von der Unterschrift von Papst Franziskus auf der jüngsten Urkunde im Erzbistumsarchiv: der Ernennungsurkunde des neuen Paderborner Erzbischofs Dr. Udo Markus Bentz. „Wann hat man schon mal Gelegenheit, die Unterschrift des Papstes live vor sich zu sehen? Das ist etwas ganz Besonderes“, zeigte sich ein Teilnehmer der Besuchergruppe begeistert.
Archiv steht allen Interessierten offen
Archivleiter Michael Streit schätzt den lebendigen Austausch mit anderen Geschichtsbegeisterten. Keineswegs sei das Erzbistumsarchiv ein unzugänglicher, wissenschaftlicher Elfenbeinturm: „Archive sind das Gedächtnis der Kirche, der Pfarreien, des Erzbistums und der Landeskirche. Sie stehen allen Interessierten offen – natürlich unter Berücksichtigung der Schutzfristen“, erklärte Streit.
Weitere Themen der Archivpflegetagung waren neben der Entwicklung der Pfarrarchivpflege die Digitalisierung der Kirchenbücher und die kostenlose und zeit- sowie ortsunabhängige Einsehbarkeit auf der Internetseite matricula-online.eu. Ein Besuch im Hohen Dom zu Paderborn markierte schließlich den Ausklang der diesjährigen Archivpflegetagung.
Quelle: Erzbistum Paderborn, News, 6.5.2025