3 Themenführungen „Jüdisches Leben im Siegerland – Rundgang gegen das Vergessen“

„Nie wieder ist Jetzt !“ Mit Blick auf aktuelle politische Strömungen und im Gedenken an die vielen Deportationen durch den Nationalsozialismus, auch hier in Siegen, bietet das Siegener Stadtmarketing im März wieder drei kostenlose Führungen zum Thema „Jüdisches Leben im Siegerland“ an. Der Rundgang erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Aktiven Museum und unter der fachkundigen Leitung von Frau Traute Fries.

Sonntag 16.03.24 15.00 Uhr ab Aktives Museum (das Leben jüdischer Mitbürger in der Oberstadt)
Sonntag 23.03.24 15.00 Uhr ab Bahnhofsvorplatz (mit dem Kernthema Deportation)
Sonntag 30.03.24 15.00 Uhr ab Siegerlandhalle (der weitere Umgang mit jüdischen BürgerInnen in Siegen)

Anmeldungen nimmt das Stadtmarketing Siegen ab sofort unter 0271-303 82822 oder unter kn@visitsiegen.de entgegen.
Die Veranstaltungen sind kostenlos

Vortrag: Mineralien aus Tsumeb – ein schwieriges Erbe des Kolonialismus?

Dr. Stefanie Siedek Strunk, Kapellenschule Eisern In der Peeke 1, 57080 Siegen, Freitag der 14. März Beginn 19:00 Uhr
Eintritt frei!

Quelle: Koloniales Bildarchiv der
Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, Minenarbeiter in Tsumeb, Bildnummer: 041-0242-30

Mineralien aus der Kupfermine bei Tsumeb/Namibia befinden sich in
vielen privaten Sammlungen, aber auch in denen der Universitäten und
anderer Institutionen. Die Stadt Tsumeb und damit auch die Kupfermine
aus der die Mineralien stammen, liegt in den Otavibergen im zentralen
Norden des heutigen Namibias. Namibia war von 1884 bis 1915 unter
dem Namen Deutsch-Südwestafrika eine Kolonie des Deutschen
Kaiserreichs.
Die deutsche Kolonialherrschaft in Südwestafrika zielte von Beginn an
auf die Unterdrückung und Ausbeutung der Afrikanerinnen und
Afrikaner, ihrer Kultur und der natürlichen Ressourcen des Landes ab.
Dafür sind die Kupferlagerstätte Tsumeb und ihre einzigartigen
Mineralien Beispiele par excellence. Jede Mineralienstufe aus Tsumeb –
und mag sie auch noch so klein sein – ist daher auch immer ein Zeugnis
des deutschen Kolonialismus. Denn die Stufe fand ihren Weg in die
Sammlung aufgrund des von Deutschland in Tsumeb ab 1905
betriebenen Kupferabbaus.
Maßgeblicher Faktor für einen rentablen Kupferabbau in Tsumeb war
die Ausbeutung und Unterdrückung der in der Region lebenden
afrikanischen Völker und Gesellschaften. Schwarze Kinder, Frauen und
Männer bauten von 1903 bis 1906 zu minimalen Löhnen, teils aber auch
als Zwangsarbeitende, die für Tsumeb lebenswichtige Eisenbahnstrecke
an die Küste nach Swakopmund. Später arbeiteten sie über und unter
Tage beim Abbau und der Aufbereitung des Kupfers.
Der Vortrag erläutert den kolonialen Kontext des Kupferabbaus in
Tsumeb, widmet sich aber auch den zumeist aus Herdorf stammenden
Siegerländer Bergleuten, die ab 1910 in der Tsumeb-Mine Arbeit und
Auskommen fanden.
Quelle: Verein für Siegerländer Bergbau e.V.

Wittgensteiner kann man nicht werden, Wittgensteiner muss man sein !

Wittgensteiner Heimatstammtisch
Dienstag, 11. März 2025, 18.00-19.30 Uhr, Im Herrengarten 8, Bad Berleburg
„Zugereiste” haben trotzdem eine Chance – und Geschichte(n) aus ihrem neuen Zuhause.
Hans-Wilhelm Burholt bringt welche mit. Aus mehr als 30 Jahren fürs Lokalradio und aus dem Wittgensteiner Leben.

Video: Kunstgeschichten – Marcus Dekiert / Peter Paul Rubens


Das Videoprojekt „Kunstgeschichten“ beruht auf dem Gedanken, Kunstwerke ausgewählter Künstler und Künstlerinnen und aus verschiedenen Epochen von Expertinnen und Experten der Kunstgeschichte vorstellen und erläutern zu lassen. Die leitenden Fragen beziehen sich dabei auf das Objekt, die Entstehungsgeschichte, das Material, das Kunstverständnis und die Rezeption. Abschließend folgt eine persönliche Ein- und Wertschätzung des ausgewählten Kunstwerks. Konzipiert und verwirklicht wurde das Videoprojekt „Kunstgeschichten“ gemeinsam von der L.I.S.A.Redaktion und dem Kunsthistoriker und Videoproduzenten Timur Alexander El Rafie. Unser Dank gilt den Expertinnen und Experten vor der Kamera, den beteiligten Museen für die Erlaubnis in ihren Häusern drehen zu dürfen sowie der VG Bildkunst für Ihre Unterstützung.

Links: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de und https://www.wallraf.museum
s. a. https://de.wikipedia.org/wiki/Juno_und_Argus

 

Historische Roomtours Folge 2: Untermietszimmer, Flüssigshampoo, Radio – So wohnten wir in den 1920ern


Friseurin Martha (Bettina Engelhardt) nimmt uns in der zweiten Folge mit in die 1920er. Sie teilt sich ihre Wohnung mit den Untermieterinnen Anna und Charlotte (Liv Clasvogt). Die Konkurrenz unter den Friseursalons ist groß, deshalb hat Martha sogar ein Radio aufgestellt. Währenddessen möchte die junge Charlotte Stenotypistin werden und bewundert die „Neuen Frauen“ der Zeit mit ihren „Bubikopf“-Frisuren und kurzen Röcken.

0:00 Einleitung
0:28 Hyperinflation 1923
3:34 Flüssigshampoo und Sport
6:25 Radio
9:29 Bubikopf und Neue Frau

Die Edutainment-Webserie „Historische Roomtours“ beschäftigt sich mit Alltagsgeschichte. Wie wohnten Menschen vor 75 oder 100 Jahren? Was veränderten Entwicklungen und Errungenschaften wie Radio und Waschmaschine in ihrem konkreten Leben? Die fiktiven historischen Personen Erika, Martha und Charlotte führen in Roomtours durch ihre Wohn- und Arbeitsräume und beantworten diese Fragen.

Wilfried Lerchstein: Vom Jugendzentrum Siegen, dem ungeliebten Kind der Kommunalpolitik


Wie auch andere soziale Bewegungen der 1970er Jahre hatten die Jugendzentrums (JZ)-Initiativen ihre Wurzeln in der Achtundsechziger-Studentenrevolte. Die JZ-Bewegung war ein Phänomen, das sich überwiegend in Klein- und Mittelstädten abspielte und das linksalternative Milieu in die westdeutsche „Provinz“ brachte. In der ARD wurden zwischen 1971 und 1974 die Fernsehsendungen „Jour fix“ und „Diskuss“ ausgestrahlt, die intensiv über JZ-Initiativen berichteten. Die Sendungen hatten einen deutlich politischen Anspruch. Ihre Macher betrieben Lobbyarbeit für die Bewegung und trugen dazu bei, dass die vielen lokalen Initiativen überhaupt als Teil einer Bewegung wahrgenommen wurden.
Schon seit 1969 hatten sich Jugendverbände in Siegen für die Errichtung eines JZ ausgesprochen, ohne dass es hierfür danach Fortschritte durch konkrete Maßnahmen gab. Eine fast nur aus Studenten bestehende Initiativgruppe Austraße 13, die sich in Siegen für die offene Jugendarbeit einsetzte, besetzte schließlich am 25. Oktober 1972 hinter dem Siegener Hauptbahnhof ein leerstehendes Haus. Dieses war wegen des geplanten Baus der Hüttentalstraße zum Abriss vorgesehen. Als Verein Jugendzentrum Siegen e.V. errichteten die Hausbesetzer darin mit einer Eröffnungsfete in der zugehörigen Lagerhalle am 11. November 1972 ein selbstverwaltetes JZ mit basisdemokratischen Strukturen. Unter Polizeischutz veranlasste aber bereits am 12. Dezember 1972 das Straßenneubauamt für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Eigentümer des Gebäudekomplexes in der Austraße dessen Abriss. Am 2. Juli 1974 wurden übrigens die beiden von der Staatsanwaltschaft als „Rädelsführer“ aus den seinerzeit fast 120 Hausbesetzern herausgepickten und erstinstanzlich noch freigesprochenen Studenten in der Berufungsverhandlung vor der 11. Strafkammer des Landgerichts Siegen wegen Hausfriedensbruch zu jeweils 80 DM Geldstrafe verurteilt. Weiterlesen

5. Jahresausstellung der Kreuztaler Kunstsammlung in der Gelben Villa in Dreslers Park

Kurator Frank W. Frisch (2. v. l.) erläuterte bei einer Vorabbesichtigung die diesjährige Schwerpunktsetzung der Ausstellung. Besonderes Interesse gilt diesmal dem bekannten Siegerländer Künstler Adolf Saenger – sein hier gezeigtes Ölgemälde „Waldweg mit Birken“ fand großen Anklang bei Kulturamtsleiter Holger Glasmachers, Bürgermeister Walter Kiß und Kulturausschussvorsitzendem Jochen Schreiber (v. l.)

Heute werden in den Ausstellungsräumen der Gelben Villa in Dreslers Park erneut ausgewählte Werke aus der stetig wachsenden Kunstsammlung Kreuztal gezeigt. Die nun bereits fünfte Jahresausstellung konzentriert sich auf den bekannten Siegerländer Künstler Adolf Saenger, zeigt aber auch zeitgenössische Malereien, Fotografien und Zeichnungen von Kunstschaffenden aus der Region. Die Ausstellung ist bis einschließlich November 2025 jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr sowie im Rahmen des Kulturprogramms „KreuztalSommer“ geöffnet. Nach Voranmeldung sind auch Sondertermine inklusive Führung möglich. Der Eintritt ist immer kostenfrei.

Jeder der insgesamt vier Räume der Gelben Villa konzentriert sich auf einen Aspekt der Sammlung: Im großen, lichtdurchfluteten „Wintergarten“ sind ausschließlich Werke des über die Grenzen des Siegerlandes hinaus bekannten Künstlers Adolf Saenger (1884 – 1961) ausgestellt. Die Kunst des in Niederdielfen geborenen Saenger ist geprägt von dessen Zuwendung zur Natur. Die insgesamt 13 Exponate im Wintergarten zeigen in erster Linie Landschaften und Naturimpressionen, die er mit eher zurückhaltenden Farben und einer Maltechnik mit Tupfen zum Ausdruck bringt. …. Weiterlesen

Das Jahr des großen Verzeihens

Auch 1950 feiert die katholische Welt ein Heiliges Jahr. Doch: Es steht unter ganz anderen Vorzeichen als das Heilige Jahr 2025.

Jubiläen sind Anlass zum Feiern. Das ist auch bei Heiligen Jahren so, den Jubiläumsjahren der Kirche. Doch in dem Gebet zum Heiligen Jahr 1950, das Papst Pius XII. (1876-1958) formuliert, kommt wenig Feierstimmung auf. Im Gegenteil: Er schreibt von schwerer Schuld und tiefem Elend. Das „Geschenk des Heiligen Jahres“ solle daher vor allem eine Möglichkeit zu Reinigung und Sühne sein. Der Papst stellt es sich vor, als „das Jahr der großen Rückkehr und des großen Verzeihens“.

Das Jubiläum fällt in eine besondere Zeit
Nun ist der Aspekt der Vergebung immer schon fester Bestandteil der Heiligen Jahre: wer nach Rom pilgert und die Heiligen Pforten an Petersdom, Lateranbasilika, St. Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore durchschreitet, erlangt den Ablass – die Vergebung der zeitlichen Sündenstrafen. Doch Pius XII. betont die Vergebung in seinem Gebet stärker als üblich. Was kann der Grund dafür sein?

Diese Frage klärt sich, wenn man darauf schaut, was das Jahr 1950 ausmacht: In Paderborn feiern die Gläubigen zum zweiten Mal im wiederaufgebauten Dom Libori. In Bielefeld entstehen Gebäude im Stil der Nachkriegsmoderne, die das Bild der Innenstadt bis heute prägen. In Dortmund glühen die Hochöfen. Bergleute, deren Kleidung von Kohlenstaub bedeckt ist, fahren im ganzen Ruhrgebiet unter Tage. Die Städte wachsen, weil Zehntausende Geflüchtete und Vertriebene in den Westen Deutschlands ziehen. 1950 – die Zeit des Wirtschaftswunders.

Verletzte Städte – verletzte Menschen
Und doch stehen die Städte und Orte im Erzbistum Paderborn, steht Deutschland, steht die ganze Welt noch unter dem Eindruck der Menschheitskatastrophen des Zweiten Weltkriegs und der Shoa. Auch fünf Jahre nach dem Ende des Krieges sprechen die an vielen Stellen noch sichtbaren Bombenkrater in den Stadtbildern eine deutliche Sprache. Und finden ihr Pendant in den körperlichen und seelischen Wunden der Menschen. Wie mit dieser großen Verletztheit umgehen? Wie die Trennlinien und Gräben überwinden, die Menschen zwischen Menschen gezogen hatten? Für Papst Pius XII. gibt es nur einen Weg: den der Reue und der Bitte um Vergebung. Deshalb stellt er das so prominent an den Anfang seines Gebetes.

Aus heutiger Perspektive ist ausgerechnet dieser Pius XII. nicht unumstritten. Öffentlich formuliert insbesondere Ralf Hochhuths Theaterstück „Der Stellvertreter“ 1963 die Kritik: der Papst habe im Zweiten Weltkrieg geschwiegen und zu zögerlich gehandelt – vor allen im Kontext der Shoa. Darf so ein Pius XII. überhaupt zu Umkehr und Verzeihen aufrufen? Klingt das nicht anmaßend? Weiterlesen