Ernst Bach (1902-1965) – ein Kämpfer für das freie Wort?

Am 3. Mai erschien in der Siegener Zeitung der Artikel „Ernst Bach – Ein Kämpfer für das freie Wort“. Ein Beitrag, der gleich zwei Fragen aufwirft, inwieweit kann man Ernst Bach aufgrund eines Zeitungsartikels aus dem Jahr 1952 zu einem Kämpfer für die Pressefreiheit hochstilisieren, wenn von Bach unkommentierte Aussagen Stoeckers zu dessen Gegnerschaft gegenüber die „jüdischen“ Presse eine Differenzierung erforderlich erscheinen lassen? Und: warum liegt noch keine ausführliche Biographie über Ernst Bach vor?
Zur ersten Frage: Die folgenden Stoecker-Zitate entsprechen nicht der Meinung des Autoren. Sie stammen aus der 1931 in Siegen erschienenen biographischen Schrift von Ernst Bach über Adolf Stoecker (S.11) und dienten dort zur Beschreibung der Haltung Stoeckers gegenüber dem Judentum und (!) der „jüdischen“ Presse: “ ….. Die moderne Judenpresse atme einen Haß gegen das Christentum, der unerträglich sei. Während jüdische Einrichtungen nie angetastet werden, ziehe man christliche Heiligtümer beständig in den Staub. Wenn das moderne Judentum mit seiner Übermacht den Anspruch nicht aufgibt, der Herr Deutschlands zu werden, so ist eine Katastrophe unausbleiblich…… Ich bekämpfe nicht die israelitisache Rasse, sondern ihr Freveln am deutschen Leben, nicht den jüdischen Glauben, sondern ihren reformatorischen Unglauben, der in der Presse …. auf das Giftigste angegreift. ….“

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Beschilderung der „Alfred-Fissmer-Anlage“ in Siegen

Vor gut zwei Jahren fand eine intensive Diskussion um die Benennung der Alfred-Fissmer-Anlage und über die Person des Siegener Oberbürmeisters statt. Sie bildete quasi den Auftakt für die Debatte über die Straßenumbennungen in Siegen. An deren Ende stand der nicht unumstrittene, politische Beschluss eine Informationstafel in der Anlage anzubringen. Auf der Homepage der Stadt Siegen kann nun unter der Rubrik „Orte der Stadtgeschichte“ sowohl die oben zu sehende Kurzfassung als auch eine annotierte Langfassung abgerufen werden.

Die Tafel findet man übrigens am Germania-Denkmal: Weiterlesen

Musiktipp: Fritz Busch in Stockholm (1939 – 1951)

Franz Berwald, Sinfonie Nr. 1 g-Moll Sinfonie sérieuse, 4. Satz

CD
Franz Berwald, Sinfonie Nr. 1 g-Moll Sinfonie sérieuse, Aufgenommen in Stockholm, Konserthuset (Radioliveaufnahme), 2. Mai 1951
Erling
Lars-Erik Larsson
Richard Strauss, 4 letzte Lieder
Konsertförenings Orkester, gel. Fritz Busch
Aufgenommen in Stockholm, Konserthuset (Radioliveaufnahme), 2. Mai 1951

Ab heute hier erhältlich: https://www.pristineclassical.com/products/PASC689

Eröffnung des Gerhard-Stötzel-Platzes

30.05.2023, 17:00 bis 19:00 Uhr, Netphen-Grissenbach

Geburtshaus Gerhard Stötzel in Netphen-Grissenbach, Ortskern rechts der Sieg, Ausschnitt Urkataster 1837

„Der Rat der Stadt Netphen hat im vergangenen Jahr nach der Anregung aus der letzten Grissenbacher Bürgerversammlung beschlossen, dass zu Ehren des aus Grissenbach stammenden früheren Bürgers Gerhard Stötzel

1. eine Gedenk- und Informationstafel vor dem Gelände des ehemaligen Hausgrundstücks der Familie Stötzel aufgestellt wird und

2. ein Platz in Grissenbach mit seinem Namen benannt wird.

Zur feierlichen Eröffnung des Gerhard-Stötzel-Platzes und der dazugehörigen Tafel am Dienstag, den 30. Mai 2023 um 17 Uhr sind Sie alle herzlich eingeladen.“
Quelle: Stadt Netphen, Veranstaltungskalender

Literaturhinweis: Dieter Bald: „Frieda Claudy – Poesie aus Wittgenstein.

Gedichtsammlung und Anmerkungen zu ihrem Lebenswerk“

„Sie halten das Ergebnis einer zweijährigen Recherche in Ihren Händen und ein Novum zugleich: Frieda Claudy (1880-1946) hatte ihre Gedichte über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten in diversen Zeitungen veröffentlicht. Der Umfang ihres Gesamtwerkes war bisher unbekannt und konnte nunmehr erstmalig in dieser Form herausgegeben werden.
Die Suche nach Gedichten von Frieda Claudy führte uns zu 182 Werken, die es wert schienen, für die Nachwelt erhalten zu werden und die wir Ihnen im Rahmen dieser Dokumentation hier vorstellen wollen.
Einige Gedichte wurden bisher nie veröffentlicht und erleben in diesem Buch eine Premiere. Viele Gedichte waren längst vergessen, schlummerten in diversen Zeitungsarchiven, in der Bibliothek des Wittgensteiner Heimatvereins, in Pralinenschachteln, auf Dachböden privater Haushalte oder gehörten zu Nachlässen, die man hütete wie einen Schatz.
Zusammen mit der Gedichtsammlung werden einige spannende Anmerkungen zum Leben der Dichterin vorgestellt.“

Paperback, 340 Seiten, ISBN-13: 9783734769238

Quelle: Verlagswerbung

Vor 34 Jahren: Vater der Berliner Schnellstraßen gestorben

Erwin Klotz – geb. 20. Juli 19061 in Erndtebrück – 7. Mai 1989 in Berlin2 – gehörte zur Vorschlagliste der 20 besten Persönlichkeiten aus dem Kreisgebiet Siegen-Wittgenstein. Neue Aktenfunde fordern eine weitere Beschäftigung mit Klotz geradezu heraus. Die bisher bekannten Informationen wurden hier zusammengestellt:

Eltern: Richard Klotz aus Littfeld, Bahnhofvorsteher in Erndtebrück, Justine Völkel aus Erndtebrück3
Ehe: Hilde Gödicke aus Berlin, 3 Kinder4
Lehre als Zimmermann5 und Brunnenbauer6
Ingenieur für Tiefbau und Baumeisterprüfung7
seit 19298 nach Tätigkeit als Tiefbauingenieur bei privaten Baufirmen in der Haupttiefbauverwaltung Berlin9
– 11. März 1937 „Erndtebrücker Weg“ in Berlin-Tegel benannt10
seit 1946 Leiter der Abteilung Tiefbau im Bezirksamt Wilmersdorf, später Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen11
– Anfang der 50er Jahre Verantwortung für die Aufschüttung des „Grunewaldberges“ (heute: Teufelsberg, 115m hoch) auf dem Gelände des Rohbaues der Wehrtechnischen Fakultät auf Trümmerschutt (bis 1955 5 Mio. m³ Schutt), bepflanzt mit 180.000 Bäumen12
dort seit 1955 die Leitung der Abteilung „Schnellstraßenbau“ übertragen und mit dem Bau eines innerstädtischen Ringes (190 km Gesamtlänge, davon 40 km Schnellstraßen, 60 km Tangenten, 90 km Ausfallstraßen; geschätzte Baukosten 34 Mio. DM, bis 1964 200 Mio DM ausgegeben) beauftragt13
1957 – 1960 Gruppenleiter Schnellstraßenbau14
– 1959 (10. April) Verurteilung zu vier Wochen Gefängnis durch das Berliner Landgericht wegen schwerer passiver Bestechung und (27. Okt.) Bestätigung des Urteils durch den 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofes.15
1961 – 1966 Unterabteilungsleiter Straßenbau-Ausführung16
1967 – 1969 Unterabteilungsleiter Straßenwesen17
„Wie bist du denn damals mit dem Bürgermeister Willy Brandt zurechtgekommen?“ fragte [Karl] Hackler seinen Onkel als dieser einmal zu Besuch in der Heimat weilte. Pfiffig war seine Antwort: „Ich hatte eine Verfügungsgewalt über 500.000 Mark, alle Baumaßnahmenwerden so ausgeschrieben, daß sie diese Summe nicht überschreiten, so brauchte ich den Senat nicht zu fragen.“18
1969 – 1971 nach Ruhestand 2 weitere Jahre auf Werksvertragsbasis weiterbeschäftigt wegen seiner erfolgreichen Verhandlungen mit der Deutschen Reichsbahn (DDR) zwecks Erwerb von deren Betriebsflächen für den Straßenbau19

Ehrungen Weiterlesen

Archivare aus dem Kreisgebiet VI: Johann Ludwig Knoch (1712 – 1808)

Heute vor 215 Jahren starb der Wittgensteinische Archivar Johann Ludwig Knoch. Von 1733 bis 1736 wirkte er als Schreiber und Archivar am Hof von Casimir Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Grund genug einige biographische Informationen über ihnen zusammenzustellen, die gerne ergänzt werden können:

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Ausstellung: „MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus“

Bis zum 16. Juli 2024, Akademie der Künste in Berlin

„Die Ausstellung über das Planen und Bauen während der nationalsozialistischen Herrschaft 1933–1945 nimmt nicht nur das Deutsche Reich, sondern auch die von Deutschland besetzten Gebiete im Osten Europas und internationale Querbezüge in den Blick. Darüber hinaus fragt sie nach Kontinuitäten und Brüchen bis in die Gegenwart. Das Bauwesen im NS-Staat durchdrang alle Lebensbereiche und war essenziell für die nationalsozialistische Diktatur: Seine hohe ideologische und propagandistische Bedeutung entsprach seinen rassistischen Inklusions- und Exklusionspraktiken, die darüber bestimmten, wer wie leben durfte – und wer wie sterben musste.
Erstmals öffentlich ausgestellt werden die Ergebnisse des durch das Bundesbauministerium beauftragten Forschungsprojekts „Planen und Bauen im Nationalsozialismus. Voraussetzungen, Institutionen, Wirkungen“.
15 Forschungsaufträge wurden von der 2017 berufenen Unabhängigen Historikerkommission (UHK), der Wolfgang Benz, Tilman Harlander, Elke Pahl-Weber, Wolfram Pyta, Adelheid von Saldern, Wolfgang Schäche
und Regina Stephan angehören, vergeben und betreut. Der von ihnen gewählte Ausstellungsort selbst könnte nicht geschichtsträchtiger sein. In den Sälen am Pariser Platz arbeitete ab 1937 Albert Speer, „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin“. Weiterlesen

Strassenumbenennungen in den vier Bezirksausschüssen der Stadt Siegen

Von heute an bis zum 17. Mai beraten die vier Bezirkausschüsse die bis jetzt vorgeschlagenen Umbenennungen. Anschließend beraten der Kulturausschuss (8.8.) und der Haupt- und Finanzausschuss (23.8.) abschließend über die umzubenennenden Straßen.

Sachverhalt / Begründung: Weiterlesen

Heute vor 130 Jahren: Geburt von Willi Busch (1893 – 1951)

Quelle: Dortmunder Zeitung, 31. März 1921

Literatur:
– Burbach, Wolfgang: In memoriam Willi Busch, Hilchenbach 1968
– Deutsches Bühnenjahrbuch. 1952, S. 82 [Nachruf]
– Schaarwächter, Jürgen: Einer musste bleiben: Willi Busch – Schauspieler und Regisseur, in: Siegener – Beiträge 18 (2013), S. 217 – 233
Thomas, Walter: Willi Busch, in: Siegerländer Heimatkalender. Jg 29, 1954, S. 173/174

Link zum Wikipedia-Eintrag
Link zur Kurzbiographie des BrüderBuschArchivs, Karlsruhe

Einträge auf siwiarchiv zu Willi Busch:
Personalakten von Fritz und Willi Busch online einsehbar (2015)
Heute vor 125 Jahren: Schauspieler Willy Busch geboren

Für die weitere Forschung gilt es die regionale Presse (Bochum, Köln, Siegen, Stuttgart) auszuwerten, wie diese Funde in der Siegener Zeitung (Auswahl) zeigen: Weiterlesen