ein Fund via Archivalia, der gerne ergänzt werden darf:
C. D. Neuburger, * Siegen/Westf. 25. 11. 1842, † Riga 12. 5. 1897
V.: Jakob N., Maurer; M.: Catharine, geb. Siebel; ?? Bauschule in Siegen. Arbeitete in Berlin. Seit 1864 in Riga, Gehilfe d. Stadtarchitekten ? J. D. Felsko, dann selbständig
Werke:
zahlr. Wohn- u. Geschäftshäuser; städt. Waisenhaus in Gravenhof (1888-89); Pfarrgebäude d. Domkirche; Dommuseum (1888-90); Umbau d. Kapelle auf d. verein. Friedhöfen (1892)
Nachweise:Ev. Kb. Siegen; Neumann, Lex., 144 f.; Becker, Bautätigkeit, 68, 70; Thieme/Becker 25, 404; Rig. Alm. 1901, 146, 196
Über den Quellenwert solcher aus vielen disparaten Vorlagen kompilierten „Biographien“ muss man sich keine Illusionen machen. „Bauschule in Siegen“ z.B. ergibt für einen jungen Mann, der im 19. Jahrhundert Architekt werden wollte, wenig Sinn. Etwas anderes als die „Wiesenbauschule“ kann man sich darunter kaum vorstellen, und in deren Schülerverzeichnis taucht Carl David Neuburger erwartungsgemäß nicht auf (lediglich ein Fritz Neuburger, geb. 12.4.1877 in Siegen, am 25.7.1891 ohne Abschluß ausgeschieden). In dem als Referenzwerk genannten Allgemeinen Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart („Thieme/Becker [Bd.] 25 [S.] 404“) findet sich der zusätzliche Hinweis „studierte in Berlin“, was auf die dortige „Königlich preußische Bauakademie“ schließen läßt. Wo Neuburger den für ein Architekturstudium mindestens erforderlichen Realschulabschluß erworben hatte, ist unklar, in Siegen jedenfalls nicht (sofern die Schülerlisten bei Kruse, Geschichte des höheren Schulwesens … 1936 verläßlich sind).
P.K.
Vielen Dank für die Hinweise! Könnten die spärlichen Funde darin begründet sein, dass Neuburger kein Architekt, sondern Baumeister war – s. Wikipedia-Eintrag? Dafür hätte er wohl nur eine (Bau-)Gewerbeschule besuchen müssen, die es wohl in Siegen gegeben haben wird – auch dies ist also noch zu überprüfen …..
M. E. ist es erstaunlich, dass Neuburger in der regionalen, biographischen Literatur nicht erwähnt wird, die doch normalerweise auf jeden Siegerländer hinweist, der es in der „Fremde“ zu etwas gebracht hat.
Lebenslanges Lernen ist unbedingt zu befürworten!
In der Tat war in Siegen 1858 eine städtische „Baugewerkschule“ (Fortbildungsschule für Bauhandwerker) eröffnet worden. Die könnte also der Maurer-Sohn Neuburger besucht haben. Ob ihn das zum „Baumeister“ qualifizierte, lassen wir erstmal offen. Als „Architekt“ führt ihn das zitierte Künstlerlexikon, was an eine Zusatzausbildung (vielleicht das Studium in Berlin) denken läßt. Wegen der umfangreichen Kriegsverluste bin ich, was die Überlieferung der Bauakademie angeht, nicht sehr optimistisch, aber Sie können ja mal im Archiv der TU Berlin nach den alten Matrikeln fragen.
Übrigens fehlen im digitalisierten DBBL, soweit ich sehe, die Seiten 903-927 mit den Quellenangaben (oder ich bin zu blöd, um sie dort zu finden). Die im Eintrag zu Neuburger angegebenen Siglen bedeuten: Wilhelm Neumann, Lexikon baltischer Künstler, Riga 1908; Bernhard Becker, Aus der Bauthätigkeit Rigas und dessen Umgebung in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, Riga 1898; Thieme/Becker siehe oben; Rigascher Almanach 44 (1901).
P.K.
In der Bibliographie zur baltischen Bau- und Kunstgeschichte 1939-1981, Berlin 1984, ist nichts auf Neuburger und seine Tätigkeit in Riga Bezügliches zu finden.
In Daina L?ce, Pirmais R?gas pils?tas arhitekts Johans Daniels Felsko (1813–1902), Riga 2012, findet sich der Hinweis (S. 323) auf ein Grundriss des Rigaer Doms von Karl Neuburger im Historischen Staatsarchiv Lettlands.
Eintrag in Neumann, Lexikon baltischer Künstler, Seiten 114-115 (die Seitenangabe „144 f.“ im Biogr. Lex. ist falsch) digital:
https://archive.org/stream/lexikonbaltisch00drgoog#page/n126/mode/1up
Eine lobende Erwähnung Neuburgers hier:
http://iaptieka.lv/?lapa=alte&id=3
Bei weiteren Recherchen müßte auch die lettisierte Namensform „Karls Neiburgers“ beachtet werden (das „i“ ist kein Tippfehler). Z.B. liefert die Anfrage „Neiburgers Riga“ bei Google Books ein paar möglicherweise interessante Treffer (Snippets), denen der architekturbegeisterte Kreisarchivar vielleicht nachgehen möchte.
P.K.