– Wendung in der Debatte über Straßennamen in Siegen
Am Rande der vergangenen Kulturausschusssitzung, die sich u.a. mit neuen Namen für drei umzubenennende Straßen beschäftigte, war zu vernehmen, dass der Arbeitskreis „Aufarbeitung der historischen Hintergründe von Straßennamen“ Vorschläge aufgreifen wird, die in den Diskussion auf den social-media-Kanälen der lokalen Medien gemacht wurden. Die beschlossene Vorgehensweise öffnete für diesen erweiterten Arbeitsauftrag das notwendige Zeitfenster.
Zunächst wird sich der Arbeitskreis u. a. auch mit Bismarck, Bodelschwingh und Luther auseinandersetzen. Diese Namen wurden in mehreren Kommentaren angeführt. Friedrich von Bodelschwingh der Ältere gilt als Unterstützer des Stoeckerschen Antisemitismus. Da die in Siegen nach dem Hofprediger Adolf Stoecker benannte Straße vom Stadtrat umgewidmet werden soll – Namensgeberin ist nun Helene Stoecker -, mahnten die Kommentatoren berechtigterweise auch die Überprüfung Bodelschwinghs an. Ebenso geriet der Antijudaismus Luthers in den Fokus der Kommentierenden. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die Martin-Luther-Straße 1935 von den Nationalsozialisten mittels Umbenennung der Oberen Häuslingstraße in das Siegener Straßenverzeichnis aufgenommen wurde (s. Gerhard Scholl, Die Straßennamen der Stadt Siegen, in: Siegerland 31, Heft 1 (1954), S. 7-28 [besonders S. 23]). Einigen Kommentatoren wiesen auf die Beteiligung Bismarcks an drei Kriegen (1864, 1866, 1870/71) hin, so dass auch hier eine intensivere Prüfung zu erwarten sein wird.
Ein weiteren, häufig geäußerter Kritikpunkt war, dass die Stellungnahme des Arbeitskreises quasi „auf dem linken Auge blind sei“. Um diesen Vorwurf zu entkräften, wird sich der Arbeitskreis nun auch Personen, die eher politisch links zu verorten sind, wie z. B. Friedrich Ebert oder Otto Bäcker, in den Blick nehmen.
Fussend auf diese überaus positiven Erfahrungen, so eine Sprecherin der Stadt, will man nun noch einmal die interessierten Bürger:innen bitten, sowohl noch zu überprüfende Straßennamen zu benennen, als auch Namensvorschhläge für weitere Straßen einzureichen. Man sei sehr froh, dass man mit dem Blog siwiarchiv einen social-media-Kanal zur Verfügung habe, der die bisherige Diskussion begleitet habe und nun bereit sei, bis heute 20:00 die Hinweise aus der Bevölkerung in den Kommentaren entgegenzunehmen.
Als Zeichen der Dankbarkeit für diese kritische, bürgerschaftliche Begleitung des Themas erhalten die ersten Kommentator:innen die Schilder der bereits beschlossenen, umbenannten Strassen. Schließlich gab man der Hoffnung Raum, dass man sich im kommenden Jubiläumsjahr der Stadt Siegen mit positiveren historischen Themen beschäftigen kann.
April, April.