Ein Blick in die Firmengeschichte der Brennerie Oechelhäuser
Einen überraschenden Fund machte dieser Tage die beauftragte Firma Heinrich Weber bei den Ausschachtungsarbeiten zur Oberstadtbrücke. Vorarbeiter José Romero entdeckte in etwa 1,80 m Tiefe sorgfältig aufgestapelte Wein- und Brandweinflaschen. Auf den Fund machte Romero Herbert Bäumer aufmerksam, der die Baumaßnahme „Siegen – Zu neuen Ufern“ für die Stadt Siegen fotografisch dokumentiert und deshalb häufig vor Ort ist.
Da Herbert Bäumer auch ein ausgeprägtes Interesse an der Siegener Stadtgeschichte hat, begann er sogleich mit der Recherche, welcher Herkunft die Flaschen in dem verfüllten Kellergewölbe sein könnten. Er wandte sich ans Stadtarchiv, das ihm den Tipp gab, den Initialen „J. G. j..“ nachzugehen. Diese Buchstaben waren auf einigen der Flaschen eingeprägt. Parallel durchforstete Bäumer die alten Adressbücher der Stadt Siegen, die, nach Straßen sortiert, Eigentümer und Geschäfte verzeichnen.
Spur führte ins Kannenbäckerland
Die Spur der Tonkrüge führte ins Kannenbäckerland nach Höhr-Grenzhausen. Ernst-M. Arndt, Vorsitzender des dortigen Dokumentationszentrums, konnte bestätigen, dass die Flaschen im Westerwald hergestellt wurden und zwar von der Firma Josef Gerz Junior ( J.G.j), Hillscheid. Auch bei einer ungefähren Datierung konnte er behilflich sein. Die Gefäße wurden aller Wahscheinlichkeit nach Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhundets erzeugt.
Brennerei Oechlhäuser hinterließ Flaschenlager
Zu dieser Zeit, so weist das Adressbuch der Stadt Siegen nach, befand sich unter der Adresse „Kunstweg 6“ das Büro- und Lagergbäude der Firma Oechelhäuser, einer Brennerei, die 1842 gegründet worden war. Zwar ist die Brennerei nicht mehr im Besitz derselben Familie, doch der Markenname „Oechelhäuser“ besteht weiter. Der Betrieb wurde vor etwa 50 Jahren von der Familie Steinseifer übernommen. In zweiter Generation hat inzwischsen seit langem Martin Steinseifer die Geschäftsführung inne.
Er war auch anwesend, als Herbert Bäumer jetzt zwei der gefundenen Flaschen an Bürgermeister Steffen Mues und Stadtarchivar Ludwig Burwitz übergab. Berichten konnte er, dass der Schnaps aus Siegen nach wie vor gerne getrunken wird und das nicht nur im Siegerland, sondern auch im angrenzenden hessischen Raum.
Fundstücke kommen zur Sammlung „Siegplatten-Devotionalien“
Bürgermeister Mues bedankte sich bei José Romero und Herbert Bäumer für die Aufmerksamkeit, mit der sie die alten, selbst im Krieg nicht zerstörten Behältnisse vor der Entsorgung bewahrt haben. Eine Wein- und eine Schnapsflasche, ohne Inhalt und gründlich gereinigt, überließen die Finder der Stadt Siegen, die nun einen angemessenen Platz für die Erinnerungsstücke finden wird. Im Büro des Bürgermeisters befindet sich bereits eine Ecke mit „Siegen – Zu neuen Ufern“-Devotionalien. Dazu gehört unter anderem ein „Siegplatten-Gedenkstein“ von der letztjährigen Abrissparty.
Quelle: Pressemitteilung der Stadt Siegen, 28.5.2013