„Die Kugeln flogen und pfiffen derart um den Kopf herum…“

Louis Ernst auf einem 1866 angefertigten Porträt als Soldat (Vorlage: Familie Ernst, Frechen)

– Die Feldpostbriefe des Siegener Bürgers Dr. Louis Ernst aus dem Preußisch-Österreichischen Krieg 1866″
Ludwig Burwitz, Siegen; Olaf Wagener, Kreuztal; Armin Nassauer, Siegen, im: Siegener Forum, Vorträge und Diskussionen nicht nur zur regionalen Geschichte am 18. Mai 2017

Der so genannte „deutsche Krieg“ zwischen Preußen und seinen Verbündeten auf der einen und Österreich und seinen Bundesgenossen auf der anderen Seite steht im Mittelpunkt der kommenden Veranstaltung der Vortragsreihe „Siegener Forum“. Gleich drei Referenten werden sich am 18. Mai 2017 um 18.30 Uhr im KrönchenCenter der Biografie des auch heute noch bekannten Siegeners und seiner Kriegserlebnisse widmen.

Während des Feldzugs hielt der Siegener Bürger Dr. Louis Ernst seine Angehörigen in der Heimat durch regelmäßige ausführliche Berichte auf dem Laufenden. Etwa jeden zweiten Tag verfasst Ernst einen Brief, insgesamt über fünfzig während der viermonatigen Kampagne. Nach seiner Rückkehr bindet er diese zu einem Buch, seiner persönlichen Kriegschronik. Rund 150 Jahre später findet der Siegener Antiquar Armin Nassauer dieses Büchlein und überträgt die handgeschriebenen Briefe in eine dem heutigen Zeitgenossen vertrautere (Computer-) Schrift. 2016 haben die drei Referenten die Briefe, die heute im Kreisarchiv verwahrt werden, als Buch herausgegeben. Weiterlesen

Stadtarchiv Siegen übernimmt das Vereinsarchiv des Männergesangverein „Union“ Trupbach

Siegens Stadtarchivar Ludwig Burwitz (links) mit dem Vereinsvorstand des MGV Union Trupbach.

Einen bedeutenden Neuzugang für seinen Sammlungsbestand kann das Stadtarchiv Siegen vermelden. Der Vorstand des 1882 gegründeten Männergesangvereins (MGV) „Union“ Trupbach, der sich zum Ende des Jahres 2016 aus Gründen des Nachwuchsmangels aufgelöst hat, übergab vor wenigen Tagen dem Stadtarchiv sein gesamtes Vereinsarchiv zur dauernden Aufbewahrung. Bei der Unterzeichnung des Depositalvertrages betonten die Vorstandsmitglieder Karl- Heinz Brüll und Hans Dieter Fey ihr Anliegen, die historischen Dokumente des Vereins, der über Jahrzehnte das Dorfleben mitgestaltet hat, langfristig zu sichern. Stadtarchivar Ludwig Burwitz unterstrich die Bedeutung nicht nur von Vereinsarchivalien als Kulturgut: „Insbesondere die Überlieferung von Dokumenten aus dem privaten Bereich stellen eine ideale Ergänzung zu unserer Kernaufgabe dar, der Bewahrung des kommunalen Schriftguts. Hier erschließt sich in ganz besonderer Weise, wie die Menschen früherer Generationen gelebt und gedacht haben, was sie bewegt hat und wie sie ihren Alltag gestaltet haben.“ Das Stadtarchiv sei daher immer an privaten Dokumenten wie Briefen, Vereins- bzw. Geschäftsunterlagen oder auch Fotoalben interessiert. Zu den überlassenen Materialien gehört neben den Urkunden und Auszeichnungen bei Sängerfesten auch die Vereinsfahne, die am 21. März 1897 (verbunden mit der Feier zum hundertjährigen Geburtstag Kaiser Wilhelms I.) unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Siegener Marktplatz geweiht worden war. Weiterlesen

Unbekanntes Gemälde von Ludwig Heupel-Siegen im Stadtarchiv

Im Rahmen einer Schenkung erhielt jetzt das Stadtarchiv Siegen ein Portrait des Siegener Kaufmanns Hermann Kippenberger. Das Gemälde aus dem Jahre 1927 stammt von dem heimischen Maler Ludwig Heupel-Siegen, ist aber im Werksverzeichnis von Alexander Wollschläger (1970) nicht aufgeführt.
Hermann Kippenberger war ein Sohn des Kaufmanns Peter Kippenberger, dessen Eisenwarenhandlung er nach dessen Tod übernahm. Auf dem Gemälde wird er war als mit Orden ausgezeichneter Teilnehmer des Ersten Weltkrieges dargestellt. Anhand zahlreicher Todesanzeigen ist nachzuvollziehen, dass er sich in verschiedenen Vereinen engagierte.
Sein Vater Peter Kippenberger (1820-1890) stammte wie auch sein Bruder Jean (1816-1898) aus Osthofen bei Worms, beide ließen sich in Siegen nieder.
Peter gründete einen Eisenwarenhandel mit Sitz zunächst in der Löhrstraße, später in der Poststraße.
Auch Jean betätigte sich als Kaufmann und gründete eine Wein- und Eisengroßhandlung. 1844 erweiterte er diese dann um ein Bankhaus, das sich seit mindestens 1887 am Löhrtor befand. Die Provinzbank machte sich unter ihresgleichen in Deutschland bald einen Namen. Zusammen mit der Siegener Bank für Handel und Gewerbe, welche 1905 den Vorgängerbau der heutigen Filiale der Deutschen Bank an der Koblenzer Straße errichten ließ und 1925 mit dieser fusionierte, bildete sie die Basis für die Deutsche Bank in Siegen. Das Bankhaus Kippenberger hingegen schloss sich 1917 dem Schaaffhausen´schen Bankverein an, der 1929 durch die Discontogesellschaft übernommen wurde, im gleichen Jahr aber ebenfalls in der Deutschen Bank aufging.

Das Portrait von Hermann Kippenberger kann bis auf Weiteres im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen besichtigt werden.

Quellen:

  • Dokumentation Jean Kippenberger (Bestand Stadtarchiv Siegen)
  • Dokumentation Hermann und Peter Kippenberger (Bestand Stadtarchiv Siegen)
  • Irle, Lothar: Siegerländer Persönlichkeiten- und Geschlechterlexikon, Siegen 1974
  • „Siegener Bankunternehmen mit 130jähriger Tradition- Bemerkenswerte Entwicklung
    der Deutsche Bank AG Filiale Siegen“, in: Siegerländer Heimatkalender, 1974

Text: Sonja Schäfer, Praktikantin im Stadtarchiv

Eröffnung der Abteilung Stadtgeschichte „Vom Mittelalter bis heute – 790 Jahre Stadt Siegen“

Siegerlandmuseum, Sonntag, 23.  9. April 2017, 11 Uhr:

Im Mittelpunkt wird ein physikalisches Modell der Kernstadt Siegen stehen. Es wird im Maßstab 1:850 im 3-D-Druckverfahren von der Universität Siegen – Fachbereich Wirtschaftsinformatik (Computerunterstützte Gruppenarbeit CSCW) hergestellt und mit IT-Systemen gekoppelt, die nicht nur Informationen liefern, sondern auch Interaktionen erlauben werden. Ergänzt wird das Bild der Stadt durch regionale Erinnerungsorte, anhand derer die sinngebende Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart besonders gut hinterfragt werden kann. Kooperationspartner des Museums ist für diesen Bereich der Fachbereich Didaktik der Geschichte der Universität Siegen. Weiterlesen

Vortrag: „Wie die Reformation in das Siegerland kam“

20. April 2017, 18:30 in Siegen, KrönchenCenter, Markt 25

Wilhelm „der Reiche“ Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez (1487-1559). Vorlage: Stadtarchiv Siegen

In der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ wird der aus Wilgersdorf stammende Pfarrer Dr. Tim Elkar von der evangelischen Kirchengemeinde Erndtebrück nachzeichnen, wie die Reformation ins Siegerland kam. Der Beitrag zum Reformationsjubiläum 2017 wird zunächst die historische Ausgangslage im Siegerland vor Einführung der Reformation erläutern und in einer vergleichenden Betrachtung darlegen, wie die kirchliche Erneuerungsbewegung in anderen Landesteilen in Westfalen abgelaufen ist. Wie der Referent ausführen wird, ist die Reformation immer prozesshaft gewesen und niemals ein rein punktuelles, singuläres Ereignis – so auch im Amt Siegen. Hier zeichnete Landesherr Wilhelm „der Reiche“ Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez (1487-1559) als zentrale Figur für die Einführung der lutherischen Reformation verantwortlich. Auch im Siegerland war die Reformation ein religiöser Prozess aus vielen Einzelereignissen und Protagonisten. Unter Johann VI. Graf zu Nassau (1536-1606) wandte sich das Siegerland dann dem Reformiertentum zu. Pfarrer Elkar wird die Reformation jedoch nicht nur aus dem Blickwinkel der Landesherrschaft betrachten, sondern auch ihre Bedeutung für die Volksfrömmigkeit hinterfragen. Wie lässt sich die Reformation im alltäglichen Leben der Menschen nachweisen? Abschließend wird sich Pfarrer Elkar der Frage zuwenden, was nach 500 Jahren Reformation geblieben ist, und bei Bedarf gerne für eine Diskussionsrunde zur Verfügung stehen. Weiterlesen

Linktipp: Kooperation zwischen Stadtarchiv Siegen und Gesamtschule Eiserfeld

Das Blog der Gesamtschule Eiserfeld berichtet ausführlich über die beginnende Kooperation zwischen dem Stadtarchiv und der Schule. Ein Besuch der  Fachkonferenz Gesellschaftslehre bereitete die Zusammenarbeit weiter vor, die hoffentlich in eine Bildungspartnerschaft „Archiv und Schule“ mündet.

Vortrag „Reise ohne Rückkehr – Erste Deportation von Siegerländer und Wittgensteiner Juden vor 75 Jahren“

Bildunterschrift: Originaladresszettel an Inge Frank (oben), deportiert nach Zamosc (Vorlage: Traute Fries).

Traute Fries, Siegen, im Siegener Forum – Vorträge und Diskussionen nicht nur zur regionalen Geschichte

 In der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ wird Traute Fries am Donnerstag, den 16. März 2017, um 18.30 Uhr im Siegener KrönchenCenter über die ersten Deportationen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Siegerland und Wittgenstein vor 75 Jahren referieren.

Bereits am 1. März 2008 befasste sich der Workshop „Reise nach Zamosc – Reise in den Tod“ in der Dortmunder Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit der Aufarbeitung der Deportation von rund 800 südwestfälischen Juden Ende April/Anfang Mai 1942. Historiker, Archivare und interessierte Laien trugen Kenntnisse und Dokumente aus ihren Regionen bei. Aus Siegen nahmen Traute Fries und Klaus Dietermann, aus Bad Berleburg Gisela Weissinger teil. Das Workshop-Team hatte sich vorgenommen, nach Möglichkeit alle Namen der Deportierten sowie Fotos und Dokumente in einem Gedenkbuch zusammenzufassen. Die Recherchen ergaben, dass 768 von 791 Deportierten und Ermordeten namentlich identifiziert werden konnten. Rechtzeitig vor dem 70. Jahrestag erschien als Ergebnis der Forschungen im Januar 2012 im Klartext-Verlag das Buch „Ohne Rückkehr – die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamosc im April 1942“. Weiterlesen

Stadtarchiv Siegen seit 10 Jahren im KrönchenCenter

Jubiläumsprogramm 10. und 11. März 2017

„1928 wurde das spätere Kaufhof-Gebäude im Herzen der Siegener Oberstadt vom damaligen Kölner Warenhauskonzern Leonhard Tietz AG erbaut und war von da an ein stadtbildprägender Anziehungspunkt für Bürgerinnen und Bürger wie auch Besucher Siegens. 1999 endete die Nutzung des Gebäudes als Kaufhaus und hinterließ eine schmerzliche Lücke. Nicht baulich, sondern inhaltlich verlor die Oberstadt ein Stück Stadtleben.

Das änderte sich 2007, als Wirklichkeit wurde, was viele Städte sich wünschen: ein Medien- und Kommunikationszentrum im Herzen der Stadt. Volkshochschule, Stadtbibliothek und Stadtarchiv zogen zusammen mit der Brüder-Busch-Gedenkstätte in ein gemeinsames Haus. Der Bau des KrönchenCenters war ein städtebaulicher Meilenstein und ein gelungenes Beispiel für die positive  Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Investoren. Die Bürgerinnen und Bürger Siegens gaben dem Haus seinen Namen, das Land bezuschusste die Umsetzung.
10 Jahre ist es nun her und seitdem ist es seiner Bestimmung, nämlich ein zielgruppengerechtes und generationenübergreifendes Kulturzentrum zu sein, mehr als gerecht geworden. Täglich nutzen rund 1.800 Besucher die Angebote im KrönchenCenter und tragen auch in erheblicher Weise zur Belebung der gesamten Oberstadt bei.
Diese 10-jährige Erfolgsgeschichte werden wir mit einem informativen
und unterhaltsamen Programm …..feiern.“ (Queele: Grußwort Steffen Mues, Bürgermeister der Stadt Siegen)

Programmpunkte des Stadtarchivs: Weiterlesen

Einer von vielen – und doch ganz speziell

Das Geschäftshaus Melchior in der Siegener Oberstadt (Vorlage: Stadtarchiv Siegen)

Stadtarchiv widmet sich der Geschichte der Siegener Feinkosthandlung Melchior

In seinem „Klick in die Vergangenheit“ widmet sich das Stadtarchiv Siegen regelmäßig unterschiedlichen Episoden der städtischen Geschichte. Besondere Anlässe, historische Ereignisse, bislang unbekannte Aspekte oder bemerkenswerte Archivstücke in den Sammlungsbeständen sollen dadurch vorgestellt werden. Nach den erfolgreichen Dokumentationen zur Geschichte des „Rheinischen Kaufhauses“ (RHEIKA) oder zu zwei Großtankstellen im vergangenen Jahr soll auch die neue Ausgabe des „Klicks in die Vergangenheit“ ein Stück Siegener Geschäftsphilosophie und Unternehmenskultur näher bringen. Weiterlesen

Johann Christian Stahlschmidt (1740-1826) und seine „Pilgerreise zu Wasser und zu Lande“ (1799)

Vortrag von Thomas Ijewski (Freudenberg) am 16. Februar 2017

09 Pressebild Ijewski

Titelseite der Originalausgabe von Stahlschmidts Reisebericht von 1799 (Vorlage: Thomas Ijewski)

In der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ wird sich der Freudenberger Pastor Thomas Ijewski mit der Pilgerreise eines Siegerländer Pietisten nach Asien beschäftigen. Vor rund 275 Jahren, am 3. März 1740, wurde der Freudenberger Johann Christian Stahlschmidt geboren. Er hatte Kontakt zu frommen Kreisen, die sich von der Kirche entfernt hatten. Darüber kam es zum Streit mit seinem Vater, und der 19jährige floh aus seinem Elternhaus. In Amsterdam heuerte er auf einem Segelschiff an und reiste nach Südostasien, Indien und China. Dort ritt er auf Elefanten, beobachtete Hindu-Prozessionen und überlebte Stürme und sogar eine Meuterei. Später lebte er als Prediger in Nordamerika. Zwischenzeitlich knüpfte er enge Kontakte zu dem Mystiker und Kirchenlieddichter Gerhard Tersteegen (1697-1769), baute Webstühle und Globen und gründete mit anderen die Elberfelder Missionsgesellschaft. Sein 1799 erschienenes Buch „Die Pilgerreise zu Wasser und zu Lande“ wurde zu einem europäischen Bestseller der Erweckungsbewegung, mit Ausgaben auf Niederländisch und Englisch. Weiterlesen