Stadtarchiv Siegen erinnert an die Zerstörung des Klubbs vor 150 Jahren
Der Klubb (links von der Nikolaikirche) vor seiner Zerstörung am 12./13. April 1869. Vorlage: Stadtarchiv Siegen, Best. Fotosammlung Siegen
In seinem „Klick in die Vergangenheit“ widmet sich das Stadtarchiv Siegen regelmäßig unterschiedlichen Episoden der städtischen Geschichte. Besondere Anlässe, historische Ereignisse, bislang unbekannte Aspekte oder bemerkenswerte Archivstücke in den Sammlungsbeständen sollen dadurch der Öffentlichkeit vorgestellt werden. In der neuen Ausgabe werden die dramatischen Ereignisse in der Nacht vom 12./13. April 1869 nachgezeichnet, als ein Großbrand die markante Häusergruppe Klubb in der Siegener Oberstadt zerstörte.
Auch 150 Jahre nach der Katastrophe ist das Gebäudeensemble, das sich auf der Grundfläche der seit 1977 so bezeichneten Alfred-Fißmer-Anlage befand und von Wilhelm Scheiner (1852-1922) zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrfach aquarelliert wurde, vielen Bewohnerinnen und Bewohnern Siegens ein Begriff. „Die stadtgeschichtlich wie künstlerisch bedeutenden Darstellungen der engen, verschachtelten Bausubstanz täuschen ein wenig darüber hinweg, dass der dicht bebaute Klubb mit seinen 25 kleinen, mehrstöckigen Häusern ungeachtet aller malerischen Idylle einen gefährlichen Brandherd darstellten“, wie Christian Brachthäuser vom Stadtarchiv Siegen erklärt. Denn die Häuseransammlung war lediglich durch die schmale Krämergasse von der Nikolaikirche getrennt und lag nur wenige Meter vom Rathaus. „Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt Siegen die Abschaffung der sogenannten Turmwache auf dem Dach der Nikolaikirche beschloss, befürchteten zahlreiche Menschen bei einem Brandausbruch das Schlimmste“, so der Bibliothekar. Ein wichtiges Instrument zumindest der Eindämmung eines Brandes war also nicht mehr vorhanden, als am Abend des 12. April 1869 in zwei Häusern Feuer ausbrach und binnen einer Viertelstunde auf die übrigen 23 Gebäude übergriff. Glücklicherweise konnte durch den Einsatz der 1865 gegründeten freiwilligen Feuerwehr Siegens, durch das Engagement zahlreicher Einsatzkräfte mit ihren Löschspritzen aus dem näheren Umland und durch die Zivilcourage vieler Menschen vor Ort ein größeres Unheil wie zum Beispiel das Übergreifen der Flammen auf die Nikolaikirche verhindert werden; dennoch verloren in der Brandnacht 49 Familien mit rund 200 Personen, darunter viele Tagelöhner, Kleingewerbetreibende und Witwen, ihr gesamtes Hab und Gut beziehungsweise standen vor dem wirtschaftlichen Ruin. „Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft ergriff die Stadt Siegen. Zahlreiche Benefizveranstaltungen und Kollekten zugunsten der Brandgeschädigten fanden statt. Aber es gab auch Schattenseiten. So häuften sich Beschwerden über Diebstähle aus den Brandruinen oder über Verleumdungskampagnen. Betroffene wurden etwa denunziert, das Feuer selbst gelegt zu haben“, gibt Brachthäuser zu bedenken. Doch nicht nur das. Über Jahre hinweg zogen sich Rechtsstreitigkeiten mit einigen ehemaligen Hauseigentümern hin, die einen Wiederaufbau ihrer Wohnhäuser beabsichtigten. Die Stadt Siegen wiederum wollte dies verhindern und die Grundfläche des Klubbs in städtisches Eigentum umwandeln. Welche Argumente legten die acht Parteien vor, die ihre Gebäude an Ort und Stelle wieder aufbauen lassen wollten? Welchen Standpunkt vertraten die Verantwortlichen der Stadt Siegen? Wie kam es zur Benennung des Areals in „Bismarckplatz“ im Jahr 1885?
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