Vortrag: Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein:

Ein neuer Blick auf das 19. Jahrhundert
Dieter Pfau, Do. 20.03.2025, Uhrzeit: 18:30 – 20:30 Uhr, Bürgerhaus Bad Berleburg, Großer Gruppenraum

Anlässlich des 50-jährigen Kreisjubiläums 2025 widmet sich der Vortrag der Gründung der Kreise Siegen und Wittgenstein (1816, 1817) und ihrer Geschichte im 19. Jahrhundert. Dabei wird der Auf- und Ausbau der Verwaltungsstrukturen und die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung in den beiden preußischen Landkreisen in den Blick genommen. Die Geschichte beider Kreise ist von Beginn an eng miteinander verwoben. Ohne den Kreis Wittgenstein wäre der Kreis Siegen nicht zur Provinz Westfalen gelangt. Während das Wittgensteiner Land über Jahrzehnte einer der ärmsten Landkreise war, gehörte das Siegerland zu den wirtschaftlich ertragreichsten Neuerwerbungen Preußens. Im „preußischen 19. Jahrhundert“ erlebten die Siegerländer einen von Chaussee- und Eisenbahnbauten und einem wirtschaftlichen Strukturwandel begleiteten gewerblich-industriellen Aufschwung, und die Wittgensteiner konnten mit viel Eigeninitiative und bei einer schrittweisen Angleichung der Erwerbs- und Einkommensverhältnisse in Preußen und Deutschland – ähnlich dem heutigen Länderfinanzausgleich – an der stark von sozialen Unterschieden geprägten allmählichen Wohlstandsentwicklung teilhaben. Nicht weniger bedeutsam waren die Veränderungen im politischen und kulturellen Leben. Nach der gescheiterten Revolution von 1848 begann mit der Entstehung und Entwicklung der politischen Parteien ab den 1860er Jahren die allmähliche Demokratisierung in Preußen. Ohne diese Vorgeschichte ist die durch den Zivilisationsbruch der NS-Zeit unterbrochene, nach 1945 fortgesetzte demokratische und rechtsstaatliche Entwicklung in Deutschland und damit auch in Siegerland und Wittgenstein nicht denkbar. Bereits im 19. Jahrhundert waren die zwei Nachbarkreise in diesem Entwicklungsprozess durch vielfältige Beziehungen und regen Austausch miteinander verbunden. Weiterlesen

Online: Ylva Staudigel: Hey Siri, wer ist deine Mutter?

Eine Imaginations- und Materialitätsgeschichte weiblich codierter Medientechnik von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart

Die 2024 an der Universität Siegen entstandene „Masterarbeit untersucht als Foucaultsche Diskursanalyse die Genealogie von digitalen Sprachassistenten am Beispiel von Siri. Sie stellt die Frage, wie und warum sich eine standardmäßig weibliche Codierung verschiedenster Medientechniken über die Jahre hinweg etablieren konnte und welche Rückschlüsse dies auf gesellschaftliche Machtstrukturen ermöglicht. Untersucht wird dazu die historische Entwicklung geschlechtlich codierter Medientechniken ab den 1960er Jahren anhand fünf exemplarisch ausgewählter Stationen: Fiktive Sprachassistenten in Film und Fernsehen der 60er Jahre, Sekretärinnen und Schreibmaschinen, Geldautomaten, Navigationssysteme und schließlich Siri. Die wechselseitige Produktion von Gender und Technik steht im Vordergrund und wird über Inhalts- und Werbeanalysen als Zugangspunkt erarbeitet, welche einerseits die Selbstdarstellung und andererseits die gewünschte Fremdwahrnehmung von Herstellern signalisieren und gleichzeitig zu gesellschaftlichen Werthaltungen beitragen. Die Arbeit kann zeigen, dass die weibliche Dienstbarkeit allen untersuchten Techniken als Gemeinsamkeit zugrunde liegt. Die Inszenierung von Weiblichkeit soll vor allem dazu dienen, die Hemmschwelle für Nutzer:innen zu senken; die Assoziation von Weiblichkeit mit Hilfsbereitschaft und Dienstbarkeit wird von Herstellern über Jahrzehnte hinweg aktiv (mit)erschaffen und durch moderne Medientechniken wie Sprachassistenten bis in die Gegenwart fortgeführt, ist also in hohem Maße sozial konstruiert.“

Link zur Publikationen

3 Themenführungen „Jüdisches Leben im Siegerland – Rundgang gegen das Vergessen“

„Nie wieder ist Jetzt !“ Mit Blick auf aktuelle politische Strömungen und im Gedenken an die vielen Deportationen durch den Nationalsozialismus, auch hier in Siegen, bietet das Siegener Stadtmarketing im März wieder drei kostenlose Führungen zum Thema „Jüdisches Leben im Siegerland“ an. Der Rundgang erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Aktiven Museum und unter der fachkundigen Leitung von Frau Traute Fries.

Sonntag 16.03.24 15.00 Uhr ab Aktives Museum (das Leben jüdischer Mitbürger in der Oberstadt)
Sonntag 23.03.24 15.00 Uhr ab Bahnhofsvorplatz (mit dem Kernthema Deportation)
Sonntag 30.03.24 15.00 Uhr ab Siegerlandhalle (der weitere Umgang mit jüdischen BürgerInnen in Siegen)

Anmeldungen nimmt das Stadtmarketing Siegen ab sofort unter 0271-303 82822 oder unter kn@visitsiegen.de entgegen.
Die Veranstaltungen sind kostenlos

Zwischen Revolution und Risiko: 65 Jahre Anti-Baby-Pille

Seit 65 Jahren verändert die „Anti-Baby-Pille“ das Leben von Frauen. Einst von manchen als Symbol sexueller Freiheit gefeiert, steht sie heute zunehmend in der Kritik – auch bei Männern. Zum Weltfrauentag am 8.3. spricht Dr. Uta Fenske vom Zentrum für Gender Studies der Uni Siegen über die Rolle der Pille als Tabubrecher und die gesellschaftliche Entwicklung rund um das Verhütungsmittel.

Welche Rolle spielte die Pille als Motor der sexuellen Revolution in den 60er- und 70er-Jahren?

Dr. Uta Fenske: Die Pille hat das Sexualleben der heterosexuellen Frauen im gebärfähigen Alter verändert. Denn die Pille war viel sicherer als andere Verhütungsmittel. Sie verringerte das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft. Das hatte zur Folge, dass junge Frauen ohne Angst vorehelichen Sex haben konnten. Außerdem waren Frauen, die die Pille einnahmen, nicht mehr darauf angewiesen, dass der Mann die Verantwortung für die Verhütung übernahm oder eben auch nicht. Und die Pille ermöglichte eine zuverlässigere Familienplanung als andere Verhütungsmittel wie Kondome, Diaphragmen oder die Temperaturmethode, um nur einige zu nennen. Damit ging auch eine bessere Lebens- und Karriereplanung einher. Während man in der Bundesrepublik von der „Anti-Baby-Pille“ sprach, wurde sie in der DDR als „Wunschkindpille“ positiv etikettiert. Beide Bezeichnungen verdeutlichen, dass es sich bei diesem neuen hormonellen Arzneimittel für Frauen um ein Medikament zur Empfängnisverhütung bzw. zur Lebensplanung handelte.  

Nun könnte man meinen, dass viele Frauen im gebärfähigen Alter die Pille als Befreiungsschlag gefeiert hätten. Insgesamt dauerte es aber gut zehn Jahre, bis sich die Pille in der Bundesrepublik durchsetzte. Erst Anfang der 1970er Jahre war die Pille das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel: 1973 nahmen 38% der 15- bis 44-jährigen Frauen die Pille. Weiterlesen

Vortrag: Mineralien aus Tsumeb – ein schwieriges Erbe des Kolonialismus?

Dr. Stefanie Siedek Strunk, Kapellenschule Eisern In der Peeke 1, 57080 Siegen, Freitag der 14. März Beginn 19:00 Uhr
Eintritt frei!

Quelle: Koloniales Bildarchiv der
Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, Minenarbeiter in Tsumeb, Bildnummer: 041-0242-30

Mineralien aus der Kupfermine bei Tsumeb/Namibia befinden sich in
vielen privaten Sammlungen, aber auch in denen der Universitäten und
anderer Institutionen. Die Stadt Tsumeb und damit auch die Kupfermine
aus der die Mineralien stammen, liegt in den Otavibergen im zentralen
Norden des heutigen Namibias. Namibia war von 1884 bis 1915 unter
dem Namen Deutsch-Südwestafrika eine Kolonie des Deutschen
Kaiserreichs.
Die deutsche Kolonialherrschaft in Südwestafrika zielte von Beginn an
auf die Unterdrückung und Ausbeutung der Afrikanerinnen und
Afrikaner, ihrer Kultur und der natürlichen Ressourcen des Landes ab.
Dafür sind die Kupferlagerstätte Tsumeb und ihre einzigartigen
Mineralien Beispiele par excellence. Jede Mineralienstufe aus Tsumeb –
und mag sie auch noch so klein sein – ist daher auch immer ein Zeugnis
des deutschen Kolonialismus. Denn die Stufe fand ihren Weg in die
Sammlung aufgrund des von Deutschland in Tsumeb ab 1905
betriebenen Kupferabbaus.
Maßgeblicher Faktor für einen rentablen Kupferabbau in Tsumeb war
die Ausbeutung und Unterdrückung der in der Region lebenden
afrikanischen Völker und Gesellschaften. Schwarze Kinder, Frauen und
Männer bauten von 1903 bis 1906 zu minimalen Löhnen, teils aber auch
als Zwangsarbeitende, die für Tsumeb lebenswichtige Eisenbahnstrecke
an die Küste nach Swakopmund. Später arbeiteten sie über und unter
Tage beim Abbau und der Aufbereitung des Kupfers.
Der Vortrag erläutert den kolonialen Kontext des Kupferabbaus in
Tsumeb, widmet sich aber auch den zumeist aus Herdorf stammenden
Siegerländer Bergleuten, die ab 1910 in der Tsumeb-Mine Arbeit und
Auskommen fanden.
Quelle: Verein für Siegerländer Bergbau e.V.

Wittgensteiner kann man nicht werden, Wittgensteiner muss man sein !

Wittgensteiner Heimatstammtisch
Dienstag, 11. März 2025, 18.00-19.30 Uhr, Im Herrengarten 8, Bad Berleburg
„Zugereiste” haben trotzdem eine Chance – und Geschichte(n) aus ihrem neuen Zuhause.
Hans-Wilhelm Burholt bringt welche mit. Aus mehr als 30 Jahren fürs Lokalradio und aus dem Wittgensteiner Leben.

Video: Kunstgeschichten – Marcus Dekiert / Peter Paul Rubens


Das Videoprojekt „Kunstgeschichten“ beruht auf dem Gedanken, Kunstwerke ausgewählter Künstler und Künstlerinnen und aus verschiedenen Epochen von Expertinnen und Experten der Kunstgeschichte vorstellen und erläutern zu lassen. Die leitenden Fragen beziehen sich dabei auf das Objekt, die Entstehungsgeschichte, das Material, das Kunstverständnis und die Rezeption. Abschließend folgt eine persönliche Ein- und Wertschätzung des ausgewählten Kunstwerks. Konzipiert und verwirklicht wurde das Videoprojekt „Kunstgeschichten“ gemeinsam von der L.I.S.A.Redaktion und dem Kunsthistoriker und Videoproduzenten Timur Alexander El Rafie. Unser Dank gilt den Expertinnen und Experten vor der Kamera, den beteiligten Museen für die Erlaubnis in ihren Häusern drehen zu dürfen sowie der VG Bildkunst für Ihre Unterstützung.

Links: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de und https://www.wallraf.museum
s. a. https://de.wikipedia.org/wiki/Juno_und_Argus

 

Historische Roomtours Folge 2: Untermietszimmer, Flüssigshampoo, Radio – So wohnten wir in den 1920ern


Friseurin Martha (Bettina Engelhardt) nimmt uns in der zweiten Folge mit in die 1920er. Sie teilt sich ihre Wohnung mit den Untermieterinnen Anna und Charlotte (Liv Clasvogt). Die Konkurrenz unter den Friseursalons ist groß, deshalb hat Martha sogar ein Radio aufgestellt. Währenddessen möchte die junge Charlotte Stenotypistin werden und bewundert die „Neuen Frauen“ der Zeit mit ihren „Bubikopf“-Frisuren und kurzen Röcken.

0:00 Einleitung
0:28 Hyperinflation 1923
3:34 Flüssigshampoo und Sport
6:25 Radio
9:29 Bubikopf und Neue Frau

Die Edutainment-Webserie „Historische Roomtours“ beschäftigt sich mit Alltagsgeschichte. Wie wohnten Menschen vor 75 oder 100 Jahren? Was veränderten Entwicklungen und Errungenschaften wie Radio und Waschmaschine in ihrem konkreten Leben? Die fiktiven historischen Personen Erika, Martha und Charlotte führen in Roomtours durch ihre Wohn- und Arbeitsräume und beantworten diese Fragen.