Ausstellungstipp: „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“ in Telgte

bis 28. September 2022

Wasserschale und Wasserkanne für die rituelle Gebetswaschung Türkei, vor 1985 Kupfer, verzinnt Religionskundliche Sammlung – Philipps Universität Marburg Foto: Stephan Kube, Greven


„Es ist für uns eine sehr große Ehre, dass die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, und die frühere Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, die Schirmherrschaft für diese Ausstellung übernommen haben.“ (Museumsleiterin Dr. Anja Schöne)

Am 5. Mai wurde in Telgte im Museum Relígio ein außergewöhnliches Ausstellungsprojekt eröffnet: „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“.

In Deutschland leben rund 5,5 Millionen Menschen mit muslimischer Religionszugehörigkeit; knapp ein Drittel von ihnen in Nordrhein-Westfalen. Viele von ihnen sind seit mehreren Generationen in Deutschland, andere kamen erst in den letzten Jahren. Manche haben sich bewusst für ein (Arbeits-) leben in Deutschland entschieden, andere sind aus der Not heraus als Geflüchtete gekommen. Die Vielfalt der Lebensentwürfe ließe sich beliebig erweitern. Hinzu kommen unterschiedliche Glaubensrichtungen innerhalb des Islams und verschiedene Kontinente, aus denen die Zuwanderung erfolgte. Diese Vielfalt möchte die Ausstellung sichtbar machen.

Ziel dieser Ausstellung ist es, muslimische Religionsangehörige selbst zu Wort kommen zu lassen. Dieser wichtige Perspektivwechsel ermöglicht einen Dialog auf Augenhöhe, weg von Stereotypen und Vorurteilen, die aus Unkenntnis resultieren. Im Mittelpunkt stehen daher zwölf Muslim:innen, vom sogenannten Gastarbeiter aus Ahlen bis zur aus Syrien Geflüchteten. Sie geben in Interviews Einblicke in ihre Religion, in Wünsche und Hoffnungen.

In einem Dialog von historischen und zeitgenössischen Objekten mit den Interviewsequenzen entwickelt die Ausstellung ein facettenreiches Bild der in Deutschland gelebten muslimischen religiösen Praxis. Kritische Debatten werden in einer eigenen Erzählspur aufgegriffen. Eine ausführliche Timeline mit überraschenden Daten und Fakten ist eine Einladung, den vermeintlichen Gegensatz von Orient und Okzident an einer Fülle unterschiedlicher Beispiele zu relativieren. Ein eigener Ausstellungsbereich präsentiert persönliche Gegenstände der Interviewten, die für ihre Lebenswelten und Identitäten stehen, weit über ihre Religiosität hinaus.

Neben der Beteiligung von Menschen muslimischen Glaubens, möchte das Museum Relígio auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als Museumsgäste gewinnen. Daher wurde eine WebApp mit einer interreligiösen Führung zur Dauerausstellung entwickelt, die in türkischer und arabischer Sprache zu hören ist. Diese steht auch nach der Sonderausstellung weiter zur Verfügung.

Die Objekte in der Ausstellung sind Leihgaben ethnologischer Museen aus Bremen, Hamburg und Stuttgart. Wertvolle Koranausgaben und die Erstausgabe von Goethes West-östlichem Divan stammen aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Seltene Objekte zur Pilgerfahrt nach Mekka wurden vom Internationalen Islamische Stiftungswerk – Bildung und Kultur (IISW) zur Verfügung gestellt.

Die Ausstellungsgestaltung hat sich bewusst entschieden, die Ausstellung als farbenfrohes, bildreiches Happening zu inszenieren, in dem kritische Perspektiven nicht außen vorbleiben, aber auch nicht dominieren. Sie möchte eine einladende, offen gestimmte Atmosphäre erzeugen. Ein spannendes Begleitprogramm rundet das Projekt ab.

Museum RELíGIO
Westfälisches Museum für religiöse Kultur
Herrenstr. 1-2
48291 Telgte

www.museum-religio.de

Quelle: Museum RELIGIO, Pressemitteilung, 28. Februar 2022

via Blog Alltugskultur, 7.6.2022

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