„Bis zum 31. August 2018 erinnert das Siegerlandmuseum mit einer Ausstellung in der „Kleinen Galerie“ an den Maler und Zeichner Walter Helsper. Die gezeigten Arbeiten stammen alle aus Privatbesitz.
Geboren in Herdorf/Sieg, besuchte der Sohn eines Hüttenobmanns die Volksschule, wo seine künstlerische Begabung auffiel. Auch deshalb entschied er sich zum Beruf des Kirchenmalers. Nach dem 2. Weltkrieg, den er aktiv erlebte, besuchte er die Malfachschule Siegerland. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als freiberuflicher Plakatmaler und Schaufensterdekorateur. Aufmerksamkeit erregte er mit einer Freiluft-Ausstellung großer Panoramabilder Ende der 1950er Jahre, es schloss sich ab 1961 eine regelmäßige Ausstellungstätigkeit an. Die eigenständige künstlerische Arbeit muss aus finanziellen Gründen immer wieder durch Auftragsarbeiten unterbrochen werden. Helsper wird 1992 Opfer seiner stets substanzzehrenden Lebensweise, die sich selten um Konventionen scherte.“
Quelle: Siegerlandmuseum
Schön, dass es zu dieser Ausstellung im Siegerland-Museum kam – war eigentlich lange überfällig. Eine Komponente der oben angesprochenen unbürgerlichen Lebensweise, die sich selten um Konventionen geschert habe, war Walters politisches Interesse. Ein Beispiel: Nachdem am 11. September 1974 der Pinochet-CIA-Putsch in Chile mit den bekannten Folgen stattgefunden hatte und wir linken Studenten vom SHB an der Gesamthochschule Siegen das auf dem Titelbild unserer Zeitschrift thematisieren wollte, stellte er uns dazu ohne große Worte eine Zeichnung zur Verfügung. Sie würde sicher gut in diese Ausstellung gepasst haben, gehört aber wohl auch zu den untergegangenen Werken des Künstlers.
Ich nutze die Gelegenheit, auf einen weiteren Siegerländer bildenden Künstler aufmerksam zu machen, der in den 1920er Jahren international an ganz großen Ausstellungen teilnehmen durfte und im Siegerland bis heute vollständig unbekannt ist: Adolf Küthe.(http://widerspruchundwiderstandimnsinsiwi.blogsport.de/verzeichnis/biografische-skizzen/#kuethe). Auch auf ihn sollte der Blick der Siegerländer Ausstellungsmacher an den zwei Orten, die es dafür gibt, einmal fallen.
Zum politischen Engagement Helspers reichte U. Opfermann folgendes Bild nach:
Beitrag Helspers (re.) zu einer umfangreichen Malaktion Siegerländer bildender Künstler 1981 zur Rakenten und Marschflugkörperstationierung. Quelle: Privatbesitz
Ich muss den Vorkommentator dringend korrigieren: nicht 1974, sondern 1973 fand der Putsch statt.
Und nicht ein Bild zeichnete Walter Helsper zum Thema, sondern gleich einen ganzen Zyklus. Der ging dann an die Chile-Solidarität. Es geht also fehl, ihn auf einen nur auf sich selbst bezogenen unpolitischen „Freak“ zu sehen. Zeitweise gehörte er auch einer Partei an. In der Nachfolge, ließe sich sagen, von Adolf Küthe. Also von jenem bildenden Künstler, der in seiner Heimat immer noch vollständig vergessen ist, obwohl er eine Bekanntheit repräsentiert, die über das Siegerlandmuseum sehr weit hinausgeht.
Liest sich alles etwas geheimnisvoll, soll es auch. Es gibt eben auch in diesem Landstrich noch einiges zu entdecken.