Ausstellung: „Hans und Hanna Achenbach. Ein Künstlerehepaar aus dem Siegerland.

Malerei. Graphik. Monotypien.“
5.11.2022 bis 22.1.2023, 4Fachwerk Museum, Freudenberg

Hans Achenbach, Monotypie mit Einritzungen, Quelle: Kreisarchiv 2. 09.3. (Bilderkammer), Nr. 85

Schon einmal schmückten Werke von Hans und Hanna Achenbach das 4Fachwerk-Museum in Freudenberg. 2014 begann der damals frisch gegründete Museumsverein mit seiner Ausstellung „Alte Meister“ eine bis heute fortgeführte Tradition: „Einmal im Jahr wollen wir verstorbenen Siegerländer Künstlerinnen und Künstlern Raum geben, die mit ihrem Wirken künstlerische Ausdrucksformen und -Ausbildung in unserer Region einst maßgeblich bestimmt haben,“ erklärt Dr. Ingrid Leopold, die auch wieder als Kuratorin der aktuell bevorstehenden Ausstellung wirkt. War es 2014 noch Teil einer Übersicht, stehen 2022 Hans Achenbach (1891-1972) und Hanna Achenbach (1892-1982) allein auf dem Programm des ehrenamtlich geführten Museums mitten im Alten Flecken. „Wir sind sehr dankbar, dass wir eine solche Fülle von Arbeiten des Künstler-Ehepaars zeigen können,“ freut sich 4Fachwerk-Vorsitzender Dieter Siebel. Das Museum sei so in der Lage, tatsächlich eine umfassende Palette ihres Könnens zu zeigen.

Ausstellungsflyer: 4Fachwerk Flyer Hans und Hanna Achenbach RZ

s. a.
https://www.siwiarchiv.de/vor-125-jahren-hans-achenbach-geboren/
https://www.siwiarchiv.de/ausstellung-hanna-achenbach-malerin/

3 Gedanken zu „Ausstellung: „Hans und Hanna Achenbach. Ein Künstlerehepaar aus dem Siegerland.

  1. Nur der vollständigkeitshalber hier nochmal die Hinweise auf Hanna und Hans Achenbach im regionalen Personenlexikon:
    Hans Achenbach:
    http://akteure-und-taeter-im-ns-in-siegen-und-wittgenstein.de/verzeichnis/gesamtverzeichnis#achenbach8
    Hanna Achenbach:
    http://akteure-und-taeter-im-ns-in-siegen-und-wittgenstein.de/verzeichnis/gesamtverzeichnis#achenbach11
    Schon irritierend, das im Flyer zur Ausstellung die NSDAP Zugehörigkeit von Hans Achenbach nicht erwähnt wird.

    • Vielen Dank für die Links!
      Auch die Pressemittelung des Museums zur Eröffnungsveranstaltung enthält keinen Hinweis auf das Schaffen des Ehepaars während des Nationalsozialismus:
      „Hans und Hanna Achenbach-Ausstellung im 4Fachwerk-Museum eröffnet
      Retrospektive auf das Werk eines Siegerländer Künstler-Ehepaars
      Mit einer umfänglichen Werkschau erinnert das 4Fachwerk-Museum an das Künstler-Ehepaar Achenbach. Der Kuratorin der Ausstellung, Dr. Ingrid Leopold, ist es gelungen, eine große Exponate-Auswahl zusammen zu tragen, womit umfassend die künstlerische Vielfalt und das Können von Hans und Hanna Achenbach deutlich werden. Zeitzeugen sahen in ihnen einst die „profiliertesten Vertreter der Siegerländer Künstlerschaft“.
      Die Besucher der Vernissage zeigten sich von dem schöpferischen Erbe beeindruckt, fasziniert, dass auch nach Jahren die Bilder nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben. Diese belegten eindrucksvoll, wie vielschichtig und tiefgründig gerade schlichte Darstellungsweisen sein können.

      Ihren gemeinsamen Siegerländer Lebensweg begannen Hans und Hanna Achenbach in (Netphen-) Obernau. Ein wohl gesuchter und gefundener Sehnsuchtsort: „Ich liebe die stille Schönheit Deiner Heimat und ich würde gerne auf einem Dorf und in bäuerlicher Umgebung leben,“ zitiert in einem Bericht Erika Falkson aus einem von Hanna Achenbach in Gleiwitz verfassten Brief an eine Siegener Freundin. „Den Reichtum des einfachen Lebens hat Hans Achenbach an der Quelle aufgesucht,“ porträtiert Hans Löw ihren Ehemann 1953. Die Wahl der Umgebung, die Einsamkeit des Siegerländer Lebens, dürfte ein Wesensbekenntnis sein, heißt es bei ihm weiter.
      Am 25. November 1920 hatten Hans Achenbach und Hanna Junemann in Düsseldorf-Eller geheiratet. Beide lernten sich während ihres dortigen Kunststudiums kennen. Zwei Jahre leben die Achenbachs bescheiden von ihrer künstlerischen Tätigkeit in Obernau. 1923 und 1924 werden ihre beiden Töchter (Karin 1923, Renate 1924) geboren. Ihr Zuhause wird Siegen. Sie wohnen im elterlichen Haus von Hans Achenbach, 1938 konnten sie in ihr eigenes Eigenheim in der Winschenbach einziehen.
      Beide üben zugleich einen Lehrberuf aus: Sie unterrichten „künstlerisches Weben“ an der Siegener Auschule. Von 1933 bis 1937 leitet Hans Achenbach den Fachbereich Weben an der Berufsschule für Mädchen in Siegen.
      „Der Start in den Berufsalltag als freischaffendes Künstlerpaar war anfänglich nicht leicht, aber anderes hatten sie nicht erwartet, – sie waren zufrieden und genügsam. Die persönlichen Ansprüche an ihr Leben waren bescheiden. Der erste größere Auftrag war die Gestaltung der Kirchenfenster in Dorlar bei Wetzlar,“ legte Dr. Ingrid Leopold in ihrer Ansprache zur Eröffnung dar.
      Hanna Achenbach ((1892-1982, Maria Johanna Junemann) erblickt am 2. Dezember 1892 in Dortmund das Licht der Welt – als Tochter des Fabrikdirektors Johann Konrad Junemann und seiner Ehefrau Maria. Als 22-jährige nimmt sie 1914 ihr Studium an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf auf, das bis 1919 andauert. Hier lernt sie ihren Mitstudenten Hans Achenbach kennen und lieben.
      Wilhelm Ludwig Hans Achenbach (1891-1972), so sein vollständiger Name, entstammt ebenfalls einer Fabrikantenfamilie. Sein Vater Caspar Gustav Achenbach (1858-1915) war Mitbegründer des „Ohler Eisenwerks Achenbach, Kölsche & Co. Er hatte Emilie Berta Schneider (1865-1944) geheiratet, Hans, geboren am 3. März 1891, ist ihr zweiter Sohn.
      Ihren Siegerländer Wurzeln folgend, ziehen Hans Eltern im Jahr 1900 nach Siegen. Nach dem Besuch des hiesigen Realgymnasiums studiert Hans Achenbach an der Königlich-Preußischen Kunstakademie Düsseldorf, denen sich Ausbildungen an den Kunstgewerbeschulen Düsseldorf und Wuppertal anschließen. Im Jahr 1913 kehrt er zunächst nach Siegen zurück und begibt sich ein Jahr später nach München, um hier aktuelle Kunstentwicklungen mitzuerleben. Der I. Weltkrieg bestimmt dann Hans Achenbachs Biografie. Es heißt, er meldet sich 1915 freiwillig als Soldat und nimmt am Kriegsgeschehen bis 1918 teil. Nach seiner Heirat mit Hanna Junemann sind beide bald dem Siegerland fest verbunden.

      Hans Achenbach engagiert sich früh beim 1922 gegründeten Arbeitskreis Siegerländer Künstler (ASK). Eine Zeitungsanzeige nennt Hans und Hanna Achenbach-Junemann als Ausstellende („Malerei und Graphik“) bei der „Weihnachtsausstellung des Siegerländer Kunstvereins“ in der „Gesellschaft Erholung“. In den Nachkriegsjahren sind beide dann über Jahrzehnte bei den ASK-Ausstellungen regelmäßig vertreten, Hans Achenbach bezeichnet die Presse als „Nestor der Siegerländer Künstlergemeinschaft“ „Er ist als Künstler konsequent seinen Weg gegangen,“ sagt sein Kollege Theo Meier-Lippe über ihn.

      „Hans Achenbach beschäftigte sich mit fast allen Techniken der bildenden Kunst. Er war Maler, ebenso wie Zeichner und Grafiker, und beherrschte auch die Hinterglasmalerei,“ porträtiert ihn Dr. Ingrid Leopold. Die Betrachtung der Natur, von Landschaften und Tieren, das Beobachten des nahen Umfeldes der Menschen, ihre Arbeitsgewohnheiten im Jahresverlauf verbinden Hans und Hanna Achenbach, die jedoch zu jeweils ganz eigenständigen charakteristischen Ausdrucksformen finden. Löw zitiert aus einem Brief Achenbachs aus dem Jahr 1947: „Für mich ist das Märchen die Urform aller Kunst.“ Märchen und Mythen hätten seinen Bildern die Signatur gegeben. „Achenbach bleibt immer im Märchenhaften, im Lebendigen, von der Phantasie Beflügeltem,“ ist in einem Zeitungsbeitrag 1954zu lesen. Seine Werke seien „klar und kindlich, aber nicht kindisch.“ Ähnlich „wie trauliche Volksmärchen, feinfühlig ausgearbeitet, lebendig“ werden seine Monatsblätter in einem Zeitungsbericht 1952 beschrieben. Den Reichtum des einfachen Lebens habe Hans Achenbach an der Quelle aufgesucht.

      Die Einfachheit ihrer Umgebung bestätigte Dr. Martin Grotepaß über seine Großeltern Achenbach am Eröffnungsabend: „Die Einrichtung war spartanisch, überall standen Bilder herum. An Zank und Streit kann ich mich nicht erinnern, aber an die Großherzigkeit und liebevolle Zuwendung von Oma und Opa, auch den Mitmenschen gegenüber.“ Bis heute erinnert er sich gerne an die sonntäglichen Besuche dort.

      Hier dokumentiert sich die Seelenverwandtschaft des Künstlerehepaars. Denn: „Das einfache Leben in ihrem Umkreis regte sie zu vielen starken Bildern an,“ heißt es über Hanna Achenbach. „In ihren Portrait- und Genrebildern von Kindern und einfachen Menschen, Bäuerinnen und Marktfrauen, zeigt sie sich immer wieder als Heimatchronistin,“ schreibt Erika Falkson über sie. Ihre Bilder seinen dem Leben „abgelauscht“, ein Ergebnis intensiver Beobachtung. Hanna Achenbachs Credo: „Ich möchte das (meine Bilder) für alle verständlich sind. Man soll spüren, dass mich die Menschen und das Leben intensiv beschäftigt haben.“ Dr. Ingrid Leopold erinnert auch an Vorbilder: „Beeindruckt war Hanna Achenbach von dem Worpsweder Malerkreis, – insbesondere von Paula Modersohn-Becker. Beide Künstlerinnen gleichen sich in Sujet und Stil und sind Meisterinnen in der Wiedergabe von Alltagsmenschen und Kindern.“
      Apropos Heimatchronist: Das vielfältige Siegerländer Leben verewigt Hans Achenbach ebenso auf zahlreichen Kalenderblättern, die in den Ausgaben des „Siegerländer Heimatkalenders“ erschienen sind. In einer bemerkenswerten Artikelfolge haben Alfred Becker, Kirsten Schwarz und Cornelia Becker(-Bartscherer) die Zeichnungen inhaltlich zu- und künstlerisch eingeordnet (SIEGERLAND 2008, 2009) und damit eine wichtige Retrospektive auf sein Werk vorgenommen. „Sein vielfältiges Werk wurde bestimmt von Naturverbundenheit, Tierliebe und der Faszination guter Geschichten,“ so ein Fazit von Kirsten Schwarz (SIEGERLAND 86, 2009).
      „Hans Achenbach liebte und beobachtete Tiere. Er stellte sie dar in der Monotypie-Technik, – expressionistisch beeinflusst, – wobei die Anatomie auf den äußeren Umriss reduziert und abstrahiert war,“ so Dr. Ingrid Leopold in ihrer Erläuterung.
      Die Ausstellung zeigt ebenso eine Reihe christlicher Motive. „Die christliche Ethik war ihnen sehr wichtig,“ berichtet dazu Dr. Martin Grotepaß über die Einstellung der Großeltern. Über das Zerwürfnis zwischen Katholiken und Protestanten hätten sie sich sehr geärgert.
      Die Präsentation „Hans und Hanna Achenbach – ein Künstlerehepaar aus dem Siegerland“ wird bis zum 22. Januar 2023 im 4Fachwerk-Museum zu sehen sein. Der Eintritt beträgt drei Euro. Das Museum ist mittwochs, samstags und sonntags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Sonderführungen können abgesprochen werden.“
      Auch die Berichterstattung in der Siegener Zeitung vom 12.11.22 zur Ausstellung enthält keine Hinweise: http://www.siwiarchiv.de/wp-content/uploads/2022/11/SZ121122.pdf
      Mir scheint die regionale Kunstgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus immer noch ein auf zu arbeitendes Thema zu sein. Meine knappe Beschäftigung mit Hermann Manskopf zeigt dies ebenso wie die Nicht-Beschäftigung der Arbeitsgemeinschaft der Siegerländer Künstler (ASK) in deren „Jubeljahr“. Der ausführliche Katalog bringt lediglich den Wiederabdruck eines älteren Beitrags von Jürgen Schawacht und lässt die zwischenzeitliche „Debatte“ von Kirsten Schwarz und Ulrich Opfermann unberücksichtigt. Wenn ich es recht sehe, war gerade das Ehepaar Achenbach der Nukleus der ASK in den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

  2. Pingback: 4Fachwerk-Museum Freudenberg: Adventliche Sonderführungen durch Achenbach-Ausstellung | siwiarchiv.de

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