Anton Alexander Beischl (1911 – 1979)

Arzt am Staatlichen Gesundheitsamts Siegen von 1937 bis 1942 – Auswertung einer Personalakte anlässlich der aktuellen Ausstellung zu den NS-Krankenmorden im Aktiven Museum Südwestfalen.

Quelle: Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, 2.14.1/Nr. 17

Beischl wurde am 18. März 1911 in München geboren. Nach dem Abitur am dortigen Theresiengymnasium begann er das Studium der Medizin in seiner Heimatstadt im Mai 1930. In München studierte er bis zum Herbst 1935. Sein praktisches Jahr absolvierte er anschließend am St. Anna Hospital in Wanne-Eickel. Erste Erfahrungen im staatlichen Gesundheitswesen sammelte er beim Städtischen Gesundheitsamt in Witten /Ruhr. Sein Studium schloss er mit dem Doktordiplom am 15.Dezember 1936 in München ab.

Mit Beginn seines Studiums engagierte sich Anton Beischl in unterschiedlichen nationalsozialistischen Gruppierungen:
– 14. Januar 1930 bis zum 6. Dezember 1935 Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund vom (Mitgliedsbuch Nr. 397, alte Nr. 3330)
– 1. Mai 1930 bis zum 1. Juni 1932 SS München, Sturm 1/I/1
– NSDAP (1. Mai 1931 Mitgliedsnummer 519247ff.)
– ab 1932 SA Sturm 4/3 Mering (Oberscharführer)
– 1934 bis 1935 Fachschaftsleiter Medizin Deutschen Studentenschaft in München

Am 2. Februar 1937 trat Anton Beischl eine Stelle als vollbeschäftigter Hilfsarzt beim Staatlichen Gesundheitsdamt in Siegen an. Wenige Monate später heiratete er. In dieser Zeit ist er auch dem Nationalsozialisitischen Deutschen Ärztebund beigetreten. Er war zudem stellvertretender Bannarzt der Siegener Hitler-Jugend. 1939 nahm er am Reichslagers der NSDAP in Bad Tölz teil. Seine berufliche Karriere verlief störungsfrei. So erfolgte seinen Ernennung zum Medizinalrat am 31. Juli 1939. Nachdem er im Mai 1940 die Staatsprüfung für Amtsärzte mit „gut“ bestanden hatte, wurde er im Oktober desselben Jahres zum Amtsarztstellvertreter ernannt.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Anton Beischl Sanitätsunteroffizier der Reserve im Lazarett Siegen. Ab Herbst 1942 leistete er Wehrdienst . Seit Juni 1944 galt Beischl im Frontabschnitt Witebsk als verschollen. Aus russischer Kriegsgefangenschaft kehrte er im September 1948 zunächst nach Bayern zurück.
Im Juni 1945 erfolgte die Entlassung Beischl aus dem staatlichen Gesundsheitsdienst. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenenschaft bemühte sich Beischl um die Wiedereinstellung in Siegen. Die Bestrebungen waren zunächst nur teilweise erfolgreich. Im Juli 1949 wurde er in den Ruhestand bei vollen Dienstbezügen versetzt. Die in NRW noch nicht erfolgte Entnazifizierung und eine fehlende Stelle waren der Grund für die Verzögerung. Nachdem der „alte Parteigenosse“ im Entnazifizierungsverfahren als „unbelastet“ eingestuft wurde und eine Stelle frei geworden war, erfolgte die Wiedereinstellung Beischl am 13. Juli 1951. Seine weitere Karriere verlief nun wiederum störungsfrei: 1962 Obermedzinalrat, 1969 Medizinaldirektor und Leiter der Gesundsheitsamtes und schließlich 1971 Kreisobermedizinaldirektor. Am 1. April 1973 erfolgte die antragsgemäße Versetzung in den Ruhestand.
Nach der Wiedereinsteinstellung engagierte sich Beischl im Siegener Deutschen Roten Kreuz als Kreisverbansarzt. Zudem wirkte er als Vertragsarzt in der Justizvollzugsanstalt Siegen.
Anton Beischl starb am 29. August 1979 in Bad Aibling.

Siegerländer Nationalzeitung, 29. Januar 1938
„Es ist das unsterbliche Verdienst unseres Führers, unserem Volke das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit, der Gemeinschaft durch Blut und Rasse wiedergegeben zu haben. Es galt Wiedervererbung und Auslese in ihr natürliches Recht … einzusetzen, die Familie als die Urzelle der Sippe und des Volkes zu stärken und … darüber hinaus die Familie zu retten, die beginnende Entartung aufzuhalten … Zur Erreichung dieses Zieles ist das Gesundheitsamt verpflichtet, praktische Erb- und Rassenpflege zu treiben. … dem Gesundheitsamt (obliegt) die Erfüllung der durch das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses gestellten Aufgaben, die auf die erbbiologische Reinheit und Sauberkeit des ganzen deutschen Volkes für alle Zukunft ausgerichtet sind. … Wir … wollen, jeder auf seinem Platz, wohin ihn der Führer gestellt hat, auch in Zukunft nicht ‚von oben’ her, sondern Hand in Hand mit unseren Volksgenossen unermüdlich schaffen und arbeiten zur Erhaltung und Vermehrung der höchsten Güter, die ein Volk sein eigen nennt, seiner Gesundheit und seiner Rasse.“

Siegen, 26. Juni 1937
Dr. Wihelm Klein, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts Siegen an den Regierungspräsidenten in Arnsberg:
„…. In den abgelaufenen 5 Monaten wurde Dr. Beischl in alle Zweige der Medizinalverwaltung eingeführt, insbesondere wurde seiner Ausbildung auf dem Gebiet der Erb- und Rassenpflege Gewicht gelegt. Die entsprechenden Untersuchungen, Ermittlungen und Feststellungen machte Dr. Beischl selbstständig, aber unter meiner ständigen Kontrolle. Die Untersuchungen zur Durchführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erfolgten bisher grundsätzlich nur in meiner Gegenwart. …..“

Quellen:
– Regionales Personenlexikon zum Nationalsozialismus in den Altkreisen Siegen und Wittgenstein, Link: http://akteure-und-taeter-im-ns-in-siegen-und-wittgenstein.de/verzeichnis/gesamtverzeichnis#beischl]
– Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, 2.14.1./Nr. 17, 18 [Personalakten Beischl]
– Siegerländer National-Zeitung, 29. Janaur 1938
– Lothar Irle: Siegerländer Persönlichkeiten- und Geschlechter-Lexikon, Siegen 1974, S. 31
– [Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, NW 1.112-659, [Entnazifizierungsakte Anton Beischl]

Ein Gedanke zu „Anton Alexander Beischl (1911 – 1979)

  1. Josef Mengele, geboren am 16.3.1911, also nur zwei Tage vor Anton Beischl, nahm gleichzeitig mit diesem im Sommersemester 1930 sein Medizinstudium an der LMU München auf. Zwei Semester lang waren sie dort Kommilitonen und dürften sich persönlich gekannt haben. Mengele setzte sein Studium dann zwischenzeitlich in Bonn fort, kehrte aber 1935 an die Münchener Uni zurück, wo er gleichzeitig mit Beischl promovierte (wenn auch in Anthropologie). Beischls im Druck 40-seitige Dissertation trägt den Titel „Die radioaktive Strahlung und ihre therapeutische Bedeutung bei der Behandlung von Hautkrankheiten“. Auch Mengele „experimentierte“ später in Auschwitz mit Radioaktivität. Man muss das nicht zum Anlass für eine Verschwörungstheorie nehmen, aber interessant wäre es schon, ob die Beziehung zwischen Beischl und Mengle über eine zufällige Bekanntschaft unter Sudenten hinausging. Übrigens schrieb ein gewisser Konrad Beischl (Nachfahre Antons???) seine Würzburger Dissertation über Mengeles KZ-Vorgesetzten Eduard Wirths.

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