Unter dem Motto „Jugend engagiert sich – jung und aktiv in Siegen-Wittgenstein“ sucht der Zukunftspreis in diesem Jahr Projekte, die von und mit Jugendlichen initiiert worden sind. Egal ob es um Freizeitprojekte für oder mit Gleichaltrigen geht, um das Miteinander der Generationen, den Schutz der Natur oder um humanitäre Hilfe: Junge Menschen übernehmen in unterschiedlichsten Bereichen Verantwortung für die Gesellschaft.
Mit dem Zukunftspreis möchte der Kreis Siegen-Wittgenstein dieses Engagement und den Ideenreichtum zur Zukunftsgestaltung der Region sichtbar machen und unterstützen. Die eingereichten Projekte sollen nach Möglichkeit auch Vorbildcharakter haben und andere anregen, ähnliche Initiativen zu starten. „Es ist wichtig, die Begeisterung der jungen Menschen für die Entwicklung ihres Lebensumfeldes zu stärken, denn wir brauchen Jugendliche, die mitreden und Verantwortung übernehmen“, so Landrat Andreas Müller.
3 der 16 Projekte befassen sich mit im weitesten Sinn geschichtlichen Themen:
– Junges Theater Siegen e.V. – Unheimliche Heimat – Stolpersteine der Erinnerung (Jugendliche erarbeiten ein Theaterstück zu Biografien junger Siegerländer während des Nationalsozialismus)
Überall in Siegen liegen im Bürgersteig messingfarbene Pflastersteine mit den Lebensdaten und dem Sterbeort von aus Siegen während der Zeit des Nationalsozialismus deportierten, meistens jüdischen Mitbürgern. Allein auf den Bürgersteigen Siegens erinnern mehr als 40 Stolpersteine an Verfolgung und Unterdrückung.
Die jugendlichen Darsteller von „Junges Theater Siegen“ geben Menschen hinter diesen Steinen ein Gesicht. Sie bringen die Biografien von zwei jungen jüdischen Siegener Frauen in einer in ihrer Freizeit über mehr als ein Jahr entwickelten Szenenfolge auf die Bühne: Inge Frank aus Weidenau, die mit ihren Eltern deportiert und ermordet wurde, und Betty Hochmann aus Siegen, die alleine mit 15 Jahren nach Palästina ging und so überlebte.
In ihrem Projekt „Stolpersteine“ erarbeiten Jugendliche aber nicht nur ein Theaterstück über die Geschichte der Verfolgung und Deportation während der NS-Diktatur in Siegen-Wittgenstein. Zugleich lassen sie – ausgehend von Interviews mit Historikern und Zeitzeugen – ein mehrdimensionales Bild vom Leben Jugendlicher in unserer Region vor 70 Jahren auf der Bühne lebendig werden.
Anders als im üblichen Geschichtsunterricht machten sich die Jugendlichen selbst auf die Suche – sie erkundeten Schicksale ihrer Altersgenossen in ihrer Siegerländer Heimat während der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei fragten sie nach Schuld und Verfolgung, klammerten aber auch die Suche junger Menschen nach Glück und Freundschaft nicht aus.
Die Jugendlichen wollen die Erinnerung an den Holocaust, wie er auch von unserer Region ausging, wach halten. Das Stück soll daher möglichst an Schulen aufgeführt werden und so Jugendlichen einen neuen Zugang zum Thema geben. Dafür arbeiten sie seit mehr als einem Jahr hart, bringen ihre Freizeit und ihr Engagement an Probenwochenenden und wöchentlichen Probenabenden ein.
In einer ersten, zwanzig minütigen Aufführung am 16.12.2014 im Rahmen von GEHDENKEN erhielten sie von den Zuschauern Bestärkung, in ihrem Engagement fortzufahren: „Vielen Dank, euer intensives Spiel hat mich sehr berührt!“, so eine Seniorin, die manche der dargestellten Situationen aus eigener Erfahrung als junger Mensch kannte.
– Kreisjugendring Siegen-Wittgenstein e.V. – Zukunft durch Erinnerung – Ein Zeitzeugenprojekt mit Zvi Cohen
Besonderes Projekt des ehrenamtlich organisierten Arbeitskreises Israel für das Jubiläumsjahr 2016 (50 Jahre Jugendaustausch).
Seit vielen Jahren wurde Zvi Cohen, einen Holocaust-Überlebenden aus dem Partnerkreis Emek Hefer gewonnen, Jugendlichen seine Lebensgeschichte zu erzählen, wenn die Jugendgruppen nach Israel fahren. Zvi Cohen wurde als 12-Jähriger mit seinen Eltern nach Theresienstadt gebracht und überlebte dort bis 1945. Die Familie meldete sich im Februar 1945 freiwillig für einen der Transporte, die regelmäßig Theresienstadt verließen und hatte Glück im sogenannten „Zug in die Freiheit“ an die Grenze der Schweiz gebracht zu werden und damit frei zu sein.
Durch seine lebhafte und persönliche Schilderung seiner Lebensgeschichte ist die Begegnung mit Zvi Cohen für viele der Jugendliche eine prägende Erfahrung. Durch seinen Zeitzeugenbericht bekommen sie einen persönlichen und sehr nahegehende Bezug zum Holocaust.
Nun möchte der Kreisjugendring Zvi Cohen einladen nach Siegen zu kommen und plant während seines Besuches mehrere Veranstaltungen:
– Zeitzeugenberichte in Kooperation mit Schulen, bei denen Zvi Cohen seine Lebensgeschichte erzählt und somit mehr Jugendliche als bisher die Chance bekommen von dieser Begegnung zu profitieren.
– Dokumentarfilm „Das Filmprojekt Erhobenen Hauptes. (Über)Leben im Kibbuz Ma’abarot“ in Kooperation mit dem Viktoria Filmtheater in Dahlbruch zeigen. Im Anschluss daran ist eine Fragerunde mit Zvi Cohen geplant.
– Verschiedenen Verbände des Kreises, die mit Jugendlichen arbeiten, einladen einen Abend mit Zvi Cohen und seiner Lebensgeschichte zu verbringen und Fragen zu stellen.
– Drei-Generationen-Abend zum Thema Zionismus und Kibbuzbewegung und deren Bedeutung für das heutige Israel veranstalten.
– DGB-Jugend Südwestfalen – Siegen Nazifrei / 90 Minuten gegen Rechts
Im Rahmen des Projektes setzen sich Jugendliche für Jugendliche rund um das Thema „Extreme Rechte“ in unterschiedlichen Lebensräumen (Beruf, Schule, Universität, Freizeit) und mit unterschiedlichen Aktionsformen ein.
Die Projektgruppe rief im Rahmen einer Öffentlichkeitskampagne zunächst die Facebook-Seite „Siegen Nazifrei“ ins Leben, der mittlerweile fast 800 Menschen folgen, außerdem wurde ein Radiobeitrag mit dem Jugendradio in Kreuztal gestaltet.
Schließlich entstand innerhalb des Projekts die Idee für 90 Minuten gegen Rechts, Unterrichtsbesuche, die sich mit der Thematik befassen.
Allein in diesem Jahr wurden bereits über 15 Klassen und 400 Schüler/innen erreicht.
Zudem werden Aktionen (Mahnwache, Gedenkstättenfahrten und Konzerte) organisiert.
Ab sofort sind alle Siegerländer und Wittgensteiner aufgefordert, bis zum 10. Oktober online abzustimmen und den Mausklick-Champion zu küren. Unterstützen Sie auch Ihren Favoriten! Unter allen Teilnehmern der Online-Abstimmung verlosen wir Gutscheine für das Kulturhaus Lÿz.
Hier geht es zur Online-Abstimmung
Zu den im weitesten Sinne geschichtlichen Themen gehört auch:
FRids e.V. – Die Scouts – Jugendliche Fachexperten als Workshopleiter, Stadtführer und mehr…
Insbesondere dazu gehören die Flecken-Scouts.