Denkmal des Monats – März 2015: Historische Altstadt (Siegen)

SI-Altstadt Hainstrasse von Osten
Siegen, Hainstraße von Osten, By Frank Behnsen (Own work/selbst fotografiert) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

„„Siegen ist der Stolz des Landes, die heilige Stadt der Berge des westfälischen Südens. Von dem Wege nach der Halde der Johannishütte ist die Stadt ein herrlich aufgebautes Jerusalem. Im Mittelalter, als ihre dichtgeschlossene, blendend weiße Häusermasse noch von einem Mauergürtel zusammengehalten war, muss sie ungemein prächtig ausgesehen haben. Doch auch heut ist´s ein Anblick, wohl wert hellsten Zujubelns. Im nahen und weiteren Kreis ein wundersamer Bergekranz, der den Blick in die Welt einengt und auf das Städtewunder zu seinen Füßen zwingt.“ [aus: Hans Mielert „Das schöne Westfalen 1924″]
Dieses historische Siegen ist im Bombenhagel und dem Feuersturm des 16. Dezember 1944 untergegangen. Bis heute trauern viele Siegener diesem historischen Erscheinungsbild der Vorkriegszeit nach. Dabei übersehen sie leider, dass die Leistung des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt im Vergleich zu den meisten anderen Städten mit ähnlichem Schicksal eine Erfolgsgeschichte darstellt.

Das Ergebnis kann aus heutiger Sicht als beispielhafte Lösung im traditionellen Stil betrachtet werden, die eine tragfähige Grundlage für ein nachhaltig schönes Stadtbild werden könnte. Die Kontinuität der Stadt und ihrer jeweiligen individuellen Identität sind der grundlegende Maßstab, der für eine zeitlos moderne Architektur der Stadt relevant ist. Diesem wesentlichen Grundsatz folgte die Planung unter der Federführung von Stadtbaurat Simony durch die weitgehende Beibehaltung des Stadtgrundrisses und der Parzellierung sowie die Erhaltung der prägenden Merkmale der Siegener Architektur – die Schieferdächer mit ihren Quergiebeln und die weißen Wandflächen. Als Berater konnte Professor Schmitthenner aus Stuttgart gewonnen werden, einer der renommiertesten Architekten und Städtebauer der traditionellen Moderne. Eine mutige Entscheidung war auch die Rekonstruktion der wichtigsten Imageträger: der Schlösser, der Kirchen und des Rathauses – was in vielen anderen Städten nicht selbstverständlich war. Damit konnte eine Kontinuität des individuellen Stadtbildes erreicht werden, die in den meisten Städten im Wiederaufbau verloren gegangen ist.
Insgesamt hat diese Planung die Ästhetik der alten Stadt, ihre Harmonie in der Vielfalt erhalten. Siegen konnte sich so eine Unverwechselbarkeit schaffen, die wichtige Voraussetzung für eine emotionale Bindung der Bürger an ihre Stadt darstellt. Vergleichbar nachhaltige Leistungen des Wiederaufbaus finden wir nur noch in Städten wie Münster, Soest, Freiburg, Würzburg oder Ingolstadt.
In den vergangenen Jahrzehnten hat das einheitliche Erscheinungsbild der Innenstadt durch Modernisierungen, Neubauten und Werbeanlagen gelitten.“
Quelle: Arbeitskreis Historischer Stadtkerne NRW

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