Festansprache Landrat Manfred Müller, Kreis Paderborn, zu 30 Jahre AKKA – Arbeitskreis nordrhein-westfälischer Kreisarchive.
Heft 4/2014 der Verbandszeitschrift des Landkreistages Nordrhein-Westfalen gibt die engagierte Rede des Paderborner Landrates auf den Seiten 137 bis 140 wieder. Zur Bedeutzung der Archive formulierte Müller programmatisch (S. 139):
“ …. Archive rechnen sich nicht, aber sie zahlen sich aus, denn die Bewahrung des historischen Erbes leistet einen gewichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Kommunalpolitik. In diesem Sinne sind Kreisarchive nicht nur „Gedächtnis der Verwaltung“, sondern darüber hinaus „Gedächtnis des Kreises“. Sie sind Kompetenzzentren für Aktenmanagement und Geschichtsdokumentation, sie sind das demokratisch verfügbare kulturelle Gedächtnis einer Region, sie sind Informationsspeicher für Verwaltung, Politik und Presse, vor allen Dingen aber sind sie moderne Dienstleistungs- und Serviceeinrichtung für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis. …“
Mit einem persönlichen Appell, der den archivrechtlichen Auftrag der Zugänglichmachung erfreulich weit auslegt, forderte er schließlich die Archive auf, sich als Impulsgeber bei der politischen Aufgabe der (regionalen) Identitätsbildung aktiv zu beteiligen (S. 140):
“ …. Lassen Sie mich einige persönliche Anmerkungen zum Schluss anfügen: Ich bin ein geschichtsbewusster Mensch, bin in gewissem Sinne über die Beschäftigung mit Geschichte zur Heimatpflege und Politik gekommen. Mit Begeisterung habe ich immer auf die Archive zurückgegriffen, habe mir zeigen lassen, was ihnen entlockt werden kann. Und auch in meiner beruflichen Zeit war ich immer erstaunt, welch großes Potenzial in den Archiven, in unseren Kreisarchiven steckt.
Aber sind Sie sich dessen bewusst? Wissen Sie, dass Sie Einfluss nehmen können auf
die örtliche und regionale Politik, wenn Sie gezielt Ereignisse der Vergangenheit aufarbeiten und mediengerecht präsentieren? Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, Ihren Landrat, Ihre Politik zu ermuntern, diese Potenziale zu heben? ……
Ausstellungen, gezielte Vorträge, aber auch Vorarbeiten für die politische Führung – erst recht in lokalen und regionalen und wie derzeit 2014 in einem nationalen, ja internationalen Gedenkjahr bergen enorme Chancen, auf die Bedeutung der Archive aufmerksam zu machen. Und Sie haben die Möglichkeit, die Menschen über Bilder, über geeignete historische „Geschichten“ auch emotional zu erreichen. Eine Tatsache, die in einer Zeit der Reizüberflutung nicht ohne Belang ist, wenn man in der Fülle der Medien und der Botschaften nicht „untergehen“ will.
Die Beschäftigung mit regionaler Geschichte fördert die regionale Identität – und das
ist ein wichtiges Ziel gerade der politischen Vertreter der Kreise, erst recht im Kontext
(und Wettbewerb!) der vielen städtischen und gemeindlichen Vertreter.
Viele stöhnen über zu knappe personelle und finanzielle Ressourcen – bei solchen
Gelegenheiten haben Sie die Chance, Ihre Unverzichtbarkeit unter Beweis zu stellen!
Seien Sie selbstbewusst! Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten! Seien Sie in positivem Sinne populär! Denn örtliche Geschichte ist populär!
Ihr Landrat und Ihre Politik werden es Ihnen danken! Mag sein, dass sie es noch
nicht wissen, aber daran können Sie ja etwas ändern!“
Auch das archivamtblog verweist auf diesen Grundsatzappell: http://archivamt.hypotheses.org/662