Günter Dick, St. Augustin: 3. INFO-Tafel „Waldhaus“ in Siegen-Weidenau montiert

Zur Erinnerung an das Ausflugslokal „ Waldhaus“ in Weidenau.

Von Günter Dick am 14.3. montierte 3. INFO-Tafel am ehemaligen Standort des Ausflugslokals "Waldhaus" unterhalb der HTS in Weidenau.

Von Günter Dick am 14.3. montierte 3. INFO-Tafel am ehemaligen Standort des Ausflugslokals „Waldhaus“ unterhalb der HTS in Weidenau.

Am ehemaligen Standort des Ausflugslokals „Waldhaus“ an der Sieg unterhalb des Tiergartens hat Günter Dick am 14. März eine weitere, dritte Info-Tafel an einem Stützpfeiler der HTS anmontiert.

Die 60 x 80 cm große Tafel erinnert mit Fotos und informativen Beschreibungen an das bereits 1898 von Ernst Roth erbaute und bei der Siegener Bevölkerung dann recht beliebte Ausflugslokal gegenüber dem ehemaligen Ortsteil Fickenhütten. Das Baugelände auf der rechten Seite der Sieg gehörte damals noch zur Gemeinde Boschgotthardshütten.

Besonders Erstaunliches ergab sich nach den Recherchen des Initiators, dass hier bis in die 20-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts auch eine Badeanstalt mit Umkleidekabinen und einem ausgebildeten Schwimmlehrer, neben der Restauration und dem Kahnbetrieb auf der dort aufgestauten Sieg betrieben wurde.

Ab 1910 übernahm dann die Familie Karl Clever den gesamten Betrieb und baute später an der Nordseite des Restaurationsgebäudes noch eine recht gut frequentierte Kegelbahn an.
Der Badebetrieb wurde allerdings infolge weiterer Verschmutzungen durch Industrie- und Grubenabwässer bald eingestellt.

Im 2. Weltkrieg wurde bei einem der letzten Fliegerangriffen auf Weidenau, am 12. März 1945 das Fachwerkgebäude bis auf das untere gemauerte Erdgeschoß durch Brand zerstört. Eine Brandbekämpfung durch die Feuerwehr des SHD ( Sicherheits- u. Hilfsdienstes) der in der Bismarckschule am direkt gegenüberliegenden Siegufer ihren Standort hatte, war nicht mehr möglich, da die kleine Fußgängerbogenbrücke als direkte Verbindung über die dort aufgestaute Sieg zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr benutzbar war. Sie war bereits durch den Luftdruck der in unmittelbarer Nähe niedergegangenen Sprengbomben am 29.Januar 1945 von ihren Fundamenten abgehoben worden und seitlich in die Sieg umgestürzt. Außerdem war die Feuerwehr mit der Brandbekämpfung an ihren eigenen Geräteschuppen und der in Brand geratenen Fahrzeugen, die eine durchziehende Wehrmachtseinheit dort abgestellt hatte, vollauf beschäftigt. ( s.a. den heute noch sichtbaren Brandflecken an der Rückseite des Bunkers neben der Bismarckschule )

Die Familie Clever wohnte dann in der Nachkriegszeit noch fast 20 Jahre in dem mit Notdach versehenen unteren Gebäudegeschoß und der erhalten gebliebenen Kegelbahn. Sie konnte nur fußläufig durch den Umweg über die Damaskusbrücke in Münkershütten ins Weidenauer Zentrum kommen, oder sie musste den Kahn zur Überquerung der Sieg benutzen .

Die bereits in den 1960-iger Jahren beginnende Planungen für den zukünftigen Verlauf der HTS machte neben dem Wiederaufbau des Waldhauses auch die bereits vorgesehene Neuerrichtung einer Fußgängerbrücke zunichte.

Wer sich heute die diversen Fotos auf der Info-Tafel einmal ansieht, dem wird unter dem grauen Beton der HTS eindrücklich klar, was an diesem Ort im Namen des „automobilen Fortschritts“ an Natur unwiederbringlich vernichtet wurde und das ohne Kriegseinwirkungen.

Quelle: Günter Dick (Sankt Augustin), Textvorschlag v. 20.3.2014

5 Gedanken zu „Günter Dick, St. Augustin: 3. INFO-Tafel „Waldhaus“ in Siegen-Weidenau montiert

  1. Für uns Kinder war in den 1960ern und 1970ern die Ruine dieses Hauses, also das erhalten gebliebene Untergeschoss aus Bruchstein, einer der geheimnisvollsten Orte in der Umgebung. Mein Vater, Jahrgang 1928, erzählte uns, dass das mal ein Gasthaus war und dass er dort sogar mal selbst als „Kegeljunge“ gearbeitet hatte. Vorstellen konnten wir uns das alles aber nicht, denn zu unserer Zeit war das „Haus“ ein düsteres, bemoostes Gemäuer unter Bäumen, auf dem oben eine kleine Wiese wuchs. Von daher ist es toll, nach so vielen Jahren jetzt nochmal Hintergrundinformationen zu der Ruine zu bekommen (ah schau, sie hatte sogar einen Namen – Waldhaus!) und gar erstmals BILDER zu sehen, wie das Haus mal aussah. Danke!

    Beim Bau der Hüttentalstraße kam die Ruine ja leider abhanden, zusammen mit dem gesamten Wald entlang des Siegufers. Die Ruine war natürlich nur eine Ruine, aber irgendwie gehörte sie eben dazu, war gar der Höhepunkt dieses wunderschönen, lauschigen Wanderweges mit dem rostbraunen Geländer unter den Bäumen entlang der Sieg. Im Wasser schwammen Enten, deshalb war der Weg für uns Kinder der „Wulle-Wulle-Entenweg“. Aber auch das kann sich heute angesichts der sterilen Steinwüste unter der Hüttentalstraße niemand mehr vorstellen, der es nicht selbst gesehen hat.

  2. Ich wurde 1955 in Weidenau „Auf dem Mühlengraben“ geboren. Gut erinnern kann ich mich, dass mein Großvater mich in den frühen 60ern einige Male mit zum Waldhaus genommen hat. Dort wohnte in dem Erdgeschoss ein alter Mann, mit dem mein Opa befreundet war. Besonders beeindruckt war ich als Kind, dass es noch den Rest einer Treppe gab, die einmal ins Obergeschoss geführt hatte. Die unteren Stufen konnte man gerade noch betreten, weiter oben wuchs das Unkraut aus dem Holz, darüber eine morsche Decke, ich denke, aus Beton. Ich fand das „schaurig-schön“.

  3. Meines Erachtens liegt die Damaskusbrücke in Boschgotthardshütten. Die westliche Grenze von Münkershütten bildet die Ferndorf. Meine Vorfahren Fries kommen aus Boschgotthardshütten und die Vorfahren Münker aus Münkershütten. Das Haus Fries war das nächste an der Brücke und auch am Waldhaus. Der Name Damaskusbrücke geht vermutlich auf die pompös gestaltete zweite Orientreise von Kaiser Wilhelm im Jahr 1898 zurück. In Damaskus besuchte er am 8. November 1898 das Grab des legendären Sultan Saladin. Er hielt in Damaskus eine denkwürdige Rede, die in den europäischen Hauptstädten für Erstaunen und Misstrauen sorgte. Die Nachrichten über die bombastisch gestaltete Orientreise gelangten auch ins Siegerland, daher zur Erinnerung „Damaskusbrücke“. (Feldpost aus dem Orient – Der Soldat Karl Fries aus Buschgotthardshütten im Ersten Weltkrieg – Rüdiger Fries, 2024)

    Foto: Fußgängerbrücke über die Ferndorf („Damaskusbrücke“) in Weidenau bei Hochwasser, undatiertes Foto, Aufnahme vermutlich Ende der 1950er Jahre. Foto Loos, Siegen-Weidenau:

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