LWL-Archäologen gehen in die Tiefe und erforschen ein Stück unbekannte Bergbaugeschichte in Kreuztal
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat eine montanarchäologische Dokumentation für das neuzeitliche Erzbergwerk, die Bunteisen-Erzgrube Gottessegen bei Kreuztal im Kreis Siegen-Wittgenstein herausgegeben und bei den Arbeiten auch eine seltene Bergbaupumpe ausfindig gemacht .
Die LWL-Archäologen sind gekrochen, geklettert und haben sich durch Dunkelheit gearbeitet, die Strecken und Pingen (Vertiefungen) haben ihnen einiges abverlangt. Gewässerbauarbeiten hatten es möglich gemacht, dass die Fachleute der LWL-Archäologie in Olpe nicht nur wie sonst üblich die Oberfläche dokumentierten, sondern in die Tiefe stiegen, um Krater und Vertiefungen zu erkunden. Die Besonderheit: „Diese Bunteisenerzgrube förderte vom 18. bis in das 19. Jahrhundert hinein Erz – die preußische Bergverwaltung hat jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts begonnen, aussagekräftige Grubenpläne anzulegen“, schildert Dr. Manuel Zeiler, Experte für die Montanarchäologie.
Die Hohlräume wie der Stollen, die Pumpenkammer, Abbaubereiche sowie Suchstrecken wurden vermessen. Zusätzlich dokumentierten die LWL-Archäologen die Werkzeugspuren, die hier vom Erzabbau zeugen. Tatsächlich offenbarten die Arbeiten der LWL-Archäologie einen deutlich größeren Tiefbau, als dies von Grubenplänen des 19. Jahrhunderts bislang bekannt war. „Wir konnten eine ältere Phase des Bergwerks erkennen, in der allein mit Schlägel und Eisen das Eisenerz aus dem Gestein gearbeitet wurde“, so Zeiler. In mindestens einer jüngeren Phase des Bergbaus wurden neue Strecken mit deutlich weniger Körperkraft erschlossen – hier kam Sprengstoff zum Einsatz. Allerdings fanden die Bergleute der jüngeren Abbauphase kein unterirdisches Eldorado: Denn das entdeckte Erzvorkommen war bald erschöpft und aufwändige Suchstrecken nach neuen Vorkommen waren erfolglos.
Das Grundwasser hielt die Archäologen bei ihrer wissenschaftlichen Erkundungstour in der Tiefe auf. „Das Wasser stand so hoch, dass wir aus Sicherheitsgründen ein Gesenk sowie eine weitere Sohle des Tiefbergbaus nicht erkunden konnten“, bedauert Zeiler. Denn über die tiefer liegende Sohle ist bis heute nichts bekannt.
Pumpe bereits 1976 geborgen
Weitere Nachforschungen zeigten aber, dass Laien und der Wasserverband Siegen-Wittgenstein den unzugänglichen Teil des Bergwerks bereits erkundet hatten. Dabei war 1976 eine seltene Gestängepumpe geborgen und vom Wasserverband Siegen-Wittgenstein restauriert worden. „Die Pumpe aus dem 18. Oder 19. Jahrhundert ist vollständig erhalten – das ist in aufgegeben Tiefbauten sehr selten“, weiß der Archäologe
Es sind gleich mehrere, leicht vergängliche Materialien in der Pumpe verbaut. Sie besteht aus Holz, Stahl, Blei und Kork und wurde in der Grube von Hand betrieben. Über hölzerne, ineinander gesteckte Rohre konnte so Wasser von der tieferen Sohle nach oben befördert werden. Fast alle Pumpen dieser Art sind deshalb in aufgegebenen Bergwerken schlichtweg vollständig verrottet, oder sie wurden aus den Gruben entfernt und anderweitig verarbeitet oder eingesetzt.
Das seltene Stück hat der Wasserverband jetzt an die Heimatmuseum Ferndorf ausgeliehen, wo es ausgestellt wird. „Sie ist ein bedeutendes Industriedenkmal und überregional äußerst selten“, sind sich alle Beteiligten einig.
Oberirdisch sowie unterirdisch half die S. Schmidt/Crevecoeur & Schmidt GmbH den Archäologen logistisch, die Feldarbeiten schnell zu bewältigen.
Quelle: Pressemitteilung LWL, 14.3.14
Christian Trojans hat eine Computer Animation zu einer Wasserhebemaschine erstellt. Sie ist auf der Grundlage von Archivalien des
Wirtschaftsarchives in Dortmund am Beispiel der Wasserhebemaschine des
Bergwerks Guldenhardt / Dermbach (Bestand F 40 Wendener Hütte)konstruiert worden.