Mit Strategien zur Archivarbeit beschäftigt sich der Westfälische Archivtag, den der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Dienstag (11.3.) und Mittwoch unter dem Titel „Nach vorne schauen – Strategieentwicklung und Planung in Archiven“ in Bielefeld ausrichtet. „Im Spagat zwischen der Aufgabenvielfalt und knapp bemessenen Ressourcen müssen Archive ein Bewusstsein entwickeln, dass es wichtig ist, die eigene Arbeit strategisch zu planen“, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale.
Rund 150 Fachleute diskutieren darüber, was neben den klassischen Aufgaben wie dem Einwerben, Ordnen und Aufnehmen von Akten für Archive zu tun ist. LWL-Archivamtsleiter Dr. Marcus Stumpf: „Anfragen der interessierten Öffentlichkeit wollen zeitnah beantwortet und Archivbenutzer bei ihrer Recherche betreut werden, mal muss die neue Internetseite konzipiert, mal eine Schulklasse durch Archiv und Bibliothek geführt werden.“ Zudem würden viele Akten in den kommunalen Verwaltungen bereits rein elektronisch geführt. Hier brauche ein Archiv neue Strategien für die Übernahme und dauernde Aufbewahrung. Dies gelte für große und kleine Archive gleichermaßen.
Eine genaue Priorisierung und Planung der Aufgaben erscheine daher im Stadtarchiv dringend notwendig, so Dr. Jochen Rath, Leiter des Bielefelder Stadtarchivs. „Mit am wichtigsten ist dabei die Profilschärfung des Archivs nach außen und nach innen, damit das Archiv als ‚Gedächtnis der Stadt‘ nicht nur als Pflichtaufgabe wahrgenommen wird, sondern mit bürgernahen Dienstleistungen überzeugen kann.“ Ein guter Kontakt zur Verwaltung sei das A und O. Um Unterstützung zu bekommen, müsse die Strategie auch dort überzeugen.
Am zweiten Tag geht es um ein wichtiges Thema in der täglichen Archivarbeit: den Erhalt der Archivalien, also aller Fotos, Pläne, Akten und Urkunden. Hier ist sinnvolle Arbeitsplanung gefragt – Pergament und Papier sind empfindlich und müssen deshalb gut verpackt und gelagert werden. Säurefreie archivgerechte Verpackung kostet aber, erst recht aufwändigere konservatorische Maßnahmen.
Drei Referentinnen stellten zum Beispiel ein praxisnahes Konzept vor, wie auch kleinere Archive mit wenig Personal in die Lage seien, strukturiert geschädigte Bestände zu ermitteln, Schäden zu priorisieren und die notwendigen Maßnahmen in Form eines Handlungskonzeptes abzuleiten. Mit dem begründeten Maßnahmenkatalog, der die notwendige Grundlage eines auf mehrere Jahre angelegten Bestandserhaltungskonzeptes darstelle, würden die Archive in die Lage versetzt, bei ihrer Verwaltung ein regelmäßiges Budget für Aufgaben der Bestandserhaltung zu erwirken, was in den meisten Fällen fehle und daher bislang eine planvolle Bestandserhaltung verhindert habe.
Bürgermeister Detlef Helling freute sich, dass der 66. Westfälische Archivtag in Bielefeld stattfindet. „Passend zum 800jährigen Stadtjubiläum“,so Helling, Er betonte, dass es in den Zeiten immer neuer Aufgaben für die Archive wichtig sei, auch innerhalb der Kommune die Zusammenarbeit zu suchen.
Quelle: Pressemitteilung LWL v. 11.3.2014
Weitere Informationen: s.a. Archivamtblog