- geb. 16. Januar 1897 in Obersdorf; Kreis Siegen
- Sein Vater Jakob. M., Bergmann, stammte war Oberrossbach im Dillkreis, seine Mutter aus Obersdorf. (Recherche Thomas, Stelbrink)
- ev, später ggl (Stelbrink)
- verh. mit. Auguste, geb. Münker, 4 Kinder (Stelbrink)
- In seiner Jugend besuchte Müller die Volksschule in Obersdorf.
- Er darf als Jugendfreund des Obersdorfer Mundartdichters Wilhelm Schmidt angesprochen werden. Müllers lyrische Versuche regten Schmidt, der in direkter Nachbarschaft wohnte, zu seinen eigenen Gedichten an. (Becker, S. 239)
- Seit 1911 arbeitete er als Bergmann in Siegerländer Eisenerzgruben.
- Vom September 1916 bis zum Juli 1917 nahm Müller als Angehöriger des Infanterie-Regiments Nr. 87 am Ersten Weltkrieg teil.
- 9/16 bis 1/1919 als Schütze in Rußland und Frankreich (Stelbrink)
- Bis zu ihrer eigentlichen Stilllegung 1932 übernahm er die Funktion des Betriebsratsvorsitzenden der Grube Ameise.
- In den 1920er Jahren begann Müller sich politisch in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei zu betätigen:
- 1925 NSDAP (Nr. 35.900)
- 1925 übernahm er das Amt eines Ortsgruppenleiters (s. a. Stelbrink) und Arbeitsgemeinschaftsleiters in der Partei.
- NSDAP ab 14.1.1927 Nr. 55069 Stadtbezirk Obersdorf, ausgeschieden 31.1.1927, Wiedereintritt 10/1931, Ehrenzeichenträger (Stelbrink)
- Vier Jahre später, Nov. (Lilla)1929, wurde er in den Kreistag des Kreises Siegen gewählt.
- Sitzungen:
- 21.1.1930: In der1. Sitzung nach Kreistagswahl v. 17.11.1929 ist keine aktive Beteiligung Müllers im Sitzungsprotokolle vermerkt
- 28.4.1930:Müller nimmt an Aussprache zum Wegebau „Oberdresselndorf – Liebenscheid“ teil
- 29.12.1930: Müller stimmt für die Entschließung des Kreistags an Reichs- und Staatsbehörden zur Fortführung der Subventionen für den Siegerländer Bergbau. Den Nachtragshaushalt 1930 lehnt er ab. An der Diskussion um die Zusammenlegung der ÄmterEiserfeld und Wilnsdorf beteiligt er sich und stimmt gegen die Zusammenlegung
- 18.5.1931 An der Aussprache über die Beteiligung heimischer Handwerker an Arbeiten für den Krankenhausneubau nimmt er teil
- 3.7.1931: Landrat Goedecke als Kreistagsvorsitzender gibt zum Antrag Müllers die Auskunft, dass die Teerung der ganzen Strecke vorgesehen sei.
- 11.7.1932: Ein NSDAP-Antrag zum Haushaltplan 1932 für die Erhöhung der Kriegsbeschädigtenfürsorge wird einstimmig angenommen. Auf den Antrag der NSDAP-Fraktion auf Beteiligung der Siegerländer Nationalzeitung an der Veröffentlichung von Bekanntmachungen (mit Pauschalvergütungen durch den Kreis) gibt Landrat Goedecke zur Antwort, dass die Siegerländer Nationalzeitung einen entsprechenden Antrag an den Kreisausschuss stellen soll.
- 12.4.1933: Müller wird Mitglied des Arbeitsausschuss zur Förderung des Wohnungsbaus und des Siedlungswesen
- Kandidat für den preußischen Landtag April (Lilla) 1932 (Stelbrink)
- Müller unterschrieb die Kampagne, das sog. „Preußen-Begehren“ zur Auflösung des preuß. Landtags, (Quelle: Pfau, S. 103, Siegener Zeitung 7. April 1931)
- Von Juli bis November 1932 und von März 1933 bis März 1936 (s. a. Stelbrink) gehörte Müller dem Reichstag als Abgeordneter für den Wahlkreis 18 (Westfalen Süd) an.
- Paul Giesler Rede am Kriegerdenkmal in Struthütten, Juli 1930: “ …. Die eigentliche Kundgebung fand anschließend auf dem Sportplatz der Gemeinde statt; den ursprünglichen dafür vorgesehenen Platz hatte die Gemeinde nicht zur Verfügung gestellt. Giesler und der Obersdorfer NSDAP-Reichstagskandidat Friedrich Wilhelm Müller hielten dort je eine Rede, und im Schlusswort versicherte Giesler den Zuhörern, dass es zwischen dem Christentum und Nationalsozialismus keine Widersprüche gäbe. Anschließend wurde die ganze Kundgebung in „mustergültiger Ordnung“ beendet, und der Polizei, „die genügend aufgeboten war“ wurde kein Anlass zum Einschreiten gegeben. …..“ (Quelle: Pfau, S. 89, Siegener Zeitung, 29. Juli 1930)
- “ …. Den Wahlkampfhöhepunkt bildeten am Freitag vor der Wahl die Parallelveranstaltung im Kaisergarten und in der Bismarckhalle, die wieder bis auf den letzten Platz gefüllt war. Zu Beginn wurde in beiden Sälen die Rundfunkrede Gregor Strassers über Lautsprecher ausgestrahlt. Anschließend wechselten sich Gauleiter Wagner …. und der Reichstagskandidat der Partei, der Bergmann Müller aus Obersdorf, als Redner in beiden Sälen ab. Siegeszuversichtlich äußerste Wagner gegen Ende seiner Rede die Hoffnung, dass nun endlich „dem alten System die Totenglocken läuten“ mögen. Am Tag vor der Wahl wurde noch einmal eine große Anzeige in der Siegener Zeitung geschaltet, die gegen den immer noch schärfsten Konkurrenten im nationalen Lager, den Evangelischen Volksdienst, gerichtet und von der gleichen Zuversicht bestimmt war:“Siegerländer Volk! […] Nun stehen wir vor den Toren der Macht! […] Jetzt packen wir zu […] Das Volk steht auf! Das Volk packt an! […] Es will […] auch nichts mehr [wissen] vom Ev. Volksdienst, der da ruft: Evangelische, wählt evangelisch!“ (Quelle: Pfau, S. 171-172, Siegener Zeitung 30. Juli 1932)
- „….. Vertreter der der Belegschaft der Grube „Ameise“ [Anm.: in Eisern] und der Gemeinde Obersdorf entsandten eine Delegation nach Berlin, um die Stillegung mit Hilfe staatlicher Maßnahmen rückgängig zu machen ….. Die Nationalsozialisten Kolbow und Müller (aus Obersdorf, Bergmann, Reichstagsabgeordneter) waren Mitglieder der Delegation. …..“ (Quelle: Pfau, S. 184, 235 (Anmerkungen zu den Seiten 175-185), Siegener Zeitung 15. August 1932)
- “ ….. Im September 1932 kam es in Wilnsdorf zum Streit über die Frage, ob die örtliche SA sich mit einer Kranzniederlegung an der Gedächtnisfeier beteiligen könnte. Die Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold hatte erklärt, dass in diesem Falle die ihr gestellte Musikkapelle nicht an der Feier teilnehmen werde. Auch die katholischen Vereine verlangten den Ausschluss der SA. Daraufhin entschied der Gemeindevorsteher, gleichzeitig Vorsitzender des die Feier ausrichtenden Denkmalausschusses, die Veranstaltung ganz abzusagen. Trotz der offiziellen Absage erschien, wie in einer späteren Mitteilung dargestellt wurde, der überwiegende Teil der Bevölkerung und führte quasi „inoffiziell“ die Feier in kaum veränderten Rahmen durch. Dabei konnten die Nationalsozialisten nicht nur den Kranz niederlegen, sondern durch ihren Obersdorfer Reichstagsabgeordneten Müller sogar eine Gedächtnisrede halten lasen. Ein halbes Jahr vor der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten hatte der national gesinnte, evangelische Teil der Gemeinde die Sozialdemokraten und Katholiken vom gemeinsamen Gefallenengedenken ausgegrenzt. Die national-sozialistische Sinnstiftungs-Strategie hatte sich als erfolgreich erwiesen.“ (Quelle: Pfau, S.52, Siegener Zeitung 27. September 1932)
- Paul Giesler Rede am Kriegerdenkmal in Struthütten, Juli 1930: “ …. Die eigentliche Kundgebung fand anschließend auf dem Sportplatz der Gemeinde statt; den ursprünglichen dafür vorgesehenen Platz hatte die Gemeinde nicht zur Verfügung gestellt. Giesler und der Obersdorfer NSDAP-Reichstagskandidat Friedrich Wilhelm Müller hielten dort je eine Rede, und im Schlusswort versicherte Giesler den Zuhörern, dass es zwischen dem Christentum und Nationalsozialismus keine Widersprüche gäbe. Anschließend wurde die ganze Kundgebung in „mustergültiger Ordnung“ beendet, und der Polizei, „die genügend aufgeboten war“ wurde kein Anlass zum Einschreiten gegeben. …..“ (Quelle: Pfau, S. 89, Siegener Zeitung, 29. Juli 1930)
- „Alter Kämpfer“/Ehrenzeichen „Alte Garde“
- ab 1934 Oberstfeldmeister (=Hauptmann) im Reichsarbeitsdienst bis Ende 1942 (Stelbrink)
- 1940 – 1941 Außendienstkommandos in Holland, Belgien und Frankreich (Herstellung von Flugplätzen)
- ausgeschieden 11/1942 aus gesundheitlichen Gründen (Lungentuberkulose, Herbst 1941 bis Sommer 1942)
- Vorgesehen als Kreisleiter in Brilon 1941, Übernahme wegen Erkrankung gescheitert (Stelbrink)
- Vertretungsweise Kreisleiter in Iserlohn 1/1943 bis Anfang 7/1943 (Stelbrink)
- anschließend „für einen besonderen Einsatz“ vorgesehen (Lilla)
- Ab 1.6.1943 als Gaubeauftragter für die südwestf. Umquartierten im Gau Pommern nach Stettin abkommandiert (nacheigenen Angaben bis Kriegsende) [Stelbrink]
- Kreisorganisationsleiter in Lippstadt 4/1944 bis 4/1945(nach eigenen Angaben nur pro forma) [Stelbrink]
- Internierung seit 26.11.1945 in Recklinghausen (Stelbrink)
- Spruchgerichtsbarkeit: Strafbescheid der 2. Spk/SpG Recklinghausen v. 1.9.1947 über 3000 RM (verbüßt durch die Internierung) (Stelbrink)
- Wohnsitz nach 1945: Lippstadt (Stelbrink)
- Beruf (1951): Wachmann (Stelbrink)
- † 18. März 1952 in Lippstadt
Recherchen/Quellen/Literatur:
Recherche Opfermann,
Recherche Thomas
Quellen:
Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, 1.0.1. Nr. 4 Kreistagsprotokolle, 1921-1933
Literatur:
Adressbuch für den Kreis Lippstadt und Umgebung 1951
Berthold Becker „Obersdorf –Rödgen im Wandel der Zeit“, 2007, Seite 239
Büro des Reichstags (Hg.): Reichstags-Handbuch, VI. Wahlperiode – 1932, Berlin 1932
Büro des Reichstags (Hg.): Reichstags-Handbuch 1933, VIII. Wahlperiode, Berlin 1933
Büro des Reichstags (Hg.): Reichstags-Handbuch 1933, IX. Wahlperiode, Berlin 1934
Joachim Lilla: Statisten in Uniform – Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten vor 1933, unter Mitarbeit von Martin Döring und Andreas Schulz (Veröffentlichung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien), Düsseldorf 2004, hier Nr. 724
Dieter Pfau: Christenkreuz und Hakenkreuz. Siegen und das Siegerland am Vorabend des „Dritten Reiches“, Bielefeld 2000, S. 52, 89, 103, 171-172, 184, 235
Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. – Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933–1945. Düsseldorf 1992, Nr. 1039
Wolfgang Stelbrink: Die Kreisleiter der NSDAP in Westfalen und Lippe, Versuch einer Kollektivbiographie mit biographischem Anhang, Münster 2003, S. 256
Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000
Aus einer E-Mail des Stadtarchiv Lippstadt von heute: “ …. In dem betreffenden Verzeichnis [Anm.: Adressbuch] von 1940/41[!] ist ein Fritz Müller als Oberstfeldmeister, Geiststraße 47 aufgeführt, 1951 unter derselben Adresse als Wachmann. 1954 ist dort die Witwe Auguste Müller genannt, …“ Außerdem ein Sohn (?) und eine Tochter (?)
s. a. Hermann Engelbert: Hinterhüttsche Chronik, Kreuztal 1994, S. 423: “ …. Auch im Kreistag sind einige der „Herren“ [gemeint sind Nationalsozialisten, der Verf.] eingezogen. Sichtbar halten sie bei der Mitarbeit auf „gute Form“. ….“ [Eintrag für das Jahr 1932]
Heute fand sich ein Schreiben des Bundesarchis v Berlin v. 26.8.2013 (R1-2002/K-156) mit Kopien aus den personenbezogenen Sammlungen des ehemaligen Berlin Document Center (BDC) enthaltend Auszüge aus der sogenannten Parteikorrespondenz (PK) und der NSDAP-Gaukartei in der Post. Folgendes Ergänzende zu Friedrich Wilhelm Müller ließ sich ermitteln:
1) „Erklärung
Hierdurch erkläre ich als Nationalsozialist
auf Ehrenwort, daß ich das mir von Adolf Hitler und den
preußischen Wählern übertragene Mandat zum Preußischen
Landtag stetsim Sinne meines Führers ausüben will.
Sobald der Führer Adolf Hitler mich von meinem Mandat
abberuft, erkläre ich auf Ehrenwort, seiner Weisung zu
folgen. Im Falle meines Ausscheidens aus der Partei
lege ich selbstverständlich mein Mandat in die Hände
Adolfs Hitlerund meiner preußischen Wähler zurück.
Vor- und Zuname: Friedrich Wilhelm Müller
Adresse: Obersdorf Post Siegen Kreis Siegen Westfalen
Mitgliedsnummer: 55 069
Datum: 26.3.1932
Ort: Obersdorf“
2) Reichsschatzmeister (NSDAP) an Gauleitung Westfalen-Süd in Bochum, München, 10.1.1934:
„Anliegend übersende ich Ihnen Besitzurkunde nebst 2 Ehrenzeichen für Pg. Fritz Müller/Mitgl.-Nr. 55069 mit dem Ersuchen um Weiterleitung.
Auf Grund einer Verfügung des Stellvertreter des Führers kann Pg. Fritz Müller als M.d.R. nicht mehr bei der Sektion Reichsleitung geführt werden. Ich ersuche deshalb den Genannten mit Wirkung vom 1.1.34 der Sektion Gauleitung zuzuteilen.
Zur Anlage der Gaukartei-Karte teile ich Ihnen nachstehend die Personalien des Genannten mit:
Fritz Müller, geboren am 16.197 zu Obersdorf, Bergmann, aufgenommen unterm 14. Jan. 1927, unter Nummer 55069, wohnhaft: Obersdorf, Kreis Siegen.
Ihr Konto Ehrenzeichen wurde mit RM 2,50 belastet.“
3) Aus der Gaukartei-Karte geht hervor, dass Fritz Müller am 30.4.1935 in Dortmund, Arndtstr. 56 wohnte. Auf der zweiten Karte findet sich der Hinweis, dass Müller später in Dortmund auf der Kreuzstr. 90 wohnte und der NSDAP-Ortsgruppe angehörte. Er scheint bereits im November (?) 1936 nach Lippstadt, Geiststr. 47, verzogen zu sein. Nun gehörte er der dortigen NSADP-Ortsgruppe an.
“ …. Eine Woche später, am 21. Juni 1933, ekalierte der Konflikt im Eichener Walzwerk [Anm.: Die NSBO verlangte die Absetzung des technischen Betriebsleiters Arnold Lerg, s. Literatur wie unten, S. 102-106]. Bereits vormittags kursierte im Amt Ferndorf das Gerücht, der Betriebsleiter Lerg solle aus dem Betrieb herausgeholt werden. Nachmittags gegen 16 Uhr erreichte das Kreuztaler Polizeikommissariat die Nachricht, dass in Krombach ein ganzer SA-Sturm zusammengezogen werde. Gegen 18 Uhr hatte sich vor dem Eingang zum Eichener Walzwerk eine große Menschenmenge eingefunden, die mit dem Ruf „Lerg heraus, Lerg heraus“ die Auslieferung des Betriebsleiters verlangte. Als der leitende Polizeikommissar Pabst am Werkstor eintraf, berichtete ihm der SS-Truppführer Werner Kurth aus Kreuztal, er habe mit einer Anzahl SS-Männer die erregte Menge von Tätlichkeiten abgehalten und für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung gesorgt.Schließlich habe er um die Unterstützung durch die Ortspolizei nachgesucht. Im Vorraum des Verwaltungsgebäudes traf Pabst auf drei NS-Funktionäre, die mit der Werksleitung über die Beurlaubung von Arnold Lerg verhandeln wollten: der Siegener NSDAP-Reichstagsabgeordnete Müller, sowie zwei Beauftragte der der Siegener Kreisleitung der NSBO, Bedenbender und Blöcher. Die NS-Funktionäre konnten trotz Verweis auf den wachsenden Unmut der Arbeiter weder den anwesenden Direktor des Eichener Walzwerks, Notthoff, noch dessen über Telefon zugeschalteten Vorgesetzten in Niederschelden, Direktor Klein, zu einer Beurlaubung des Betriebsleiters bewegen. ….“, aus: Dieter Pfau, Die Geschichte der Juden im Amt Ferndorf (1797-1943). „Den Juden ist aber hier kein Leid zugefügt worden.“, Bielefeld 2012, S. 105-106.
Arnold Lerg durfte in der Folge den Betrieb nicht mehr betreten. Er wurde festgenommen und kurzzeitig inhaftiert.
Nach dem NS-Ende gehörte er zu den Gründern der CDU, die er im Kreistag vertrat.
Und noch ein Detail zum Thema Zeitgeist und zum Widerspruch dazu, zu dem das Stichwort MdR Müller Anlass bietet:
Der Bruder Clemens von Arnold Lerg wurde wegen Abhörens feindlicher Sender denunziert und zu anderthalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Das war eine für das sog. Rundfunkverbrechen, das meist ungeahndet blieb, ungewöhnlich hohe Strafe.
Auswertung von Dieter Helmes: Aufstieg und Entwicklung der NSDAP im Siegerland vor der Machtübernahme, [Siegen-]Hüttental 1974, nach Erwähnungen von Fritz Müller:
Literaturhinweise:
Friedrich Alfred Beck, Kampf und Sieg. Geschichte der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterparte im Gaus Westfalen-Süd von den Anfängen bis zur Machtübernahme, Dortmund 1938
Dort u. a.: S. 17-18: Mitgliederliste des NSDAP:
505. Friedrich Müller, 35 900
506. Fritz Müller, 55 069
Weigand Paul: Die deutschen Gaue seit der Machtergreifung –
Westfalen Süd – , Berlin 1940 (Hrsg. Paul Meier, Benneckenstein)
S. 104:
“ …. Nach der Neugründung der NSDAP und der Gründung weiterer Ortsgruppenwuchs die SA an. …. Fritz Müller … kam […] bis 1927 in die SA. ….”
Quelle: Beck, S. 116
“ …. Wir entfachen das Feuer
Oberdielfen im Siegerland
Wegen anderweitiger Benutzung des vorgesehenen Lokals hielt Parteigenosse Müller, Obersdorf, eine Versammlung in der Dorfschmiede, der Arbeitsstätte des rührigen Parteigenossen Kretzberg, Oberdielfen, ab. Es wurden 10 Neuaufnahmen (Bergleute, Fabrikarbeiter und Handwerker) und einge Zeitungsbezieher gewonnen.”
Quelle: Völkischer Beobachter, 4. Juni 1930 zur Gründung der Ortsgruppe am 1. Juni 1930 nach SNZ, 29. Juni 1935
S. 87: Reichstagswahl 6.11.1932
„ …. Auf der Liste des Wahlkreises 18 war der Siegerländer Fritz Müller auf Platz 7 gesetzt worden und wurde damit wieder in den Reichstag gewählt. …“
S. 51 Kreistagswahl 17.11.1929
Ergebnis 10,9 %, 3 Sitze: Abg. Fritz Müller, Paul Preußer, Heinrich Klein
S. 36 [Ortsgruppe Niederschelden]„ …. So fand in Oberschelden schon 1927 eine Versammlung der NSDAP statt, in der Münz, Bedenbender, Müller (?) und ein Parteigenosse aus Siegen sprachen ……“
S. 137:
Fritz Müller, Obersdorf, 35 900 (Mtgliedsnr.) [Quelle: SNZ, 16. Juni 1934, Friedrich Alfred Beck, Kampf und Sieg. Geschichte der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterparte im Gaus Westfalen-Süd. Von den Anfängen bis zur Machtübernahme, Dortmund 1938, S. 17-18]
S. 34 -35 „ ……Die Ortsgruppe Eisern wurde 1925/26 gegründet und bestand zu einem großen Teil aus Bergleuten. So kamen von der Grube Ameise Männer wie Hannes Bedenbender und Fritz Müller. Über diese Grube wurde folgendes geschrieben: „Auf der Grube Ameise wurden unter der Führung eines Werksstudenten im Anfang 1924 einige Bergleute in die tief deutsch-revolutionäre Front eingegliedert. Als guter Literaturkenner und ausgestattet mit besten organisatorischen Fähigkeiten verstand es dieser junge Mann, seine fünf ersten Kameraden zu Fanatikern der Idee zu erziehen, und schon 1926 war die Grube Ameise als die Hochburg des Nationalsozialismus weithin bekannt. Nachdem der aktive und sehr begabte junge Führer aus unergründlicher Veranlassung heraus in ein anderes Lager hinüberwechselte, stand die Organisation, die er an seinem Arbeitsplatz geschaffen hatte, schon so fest, daß sie nicht mehr zu erschüttern war. Die neue Ortsgruppe wurde damals als Sammelgruppe dem Bezirk mit einer Gesamtmitgliederstärke von 16 Mann gemeldet. …..“
Im Sommer 1926 gehörten folgende Männer der Ortsgruppe Eisern an: …. Fritz Müller Obersdorf …..
Im August 1927 fand die Weihe der Ortsgruppenfahne statt. Der damalige Gauleiter Karl Kauffmann war Schirmherr der Veranstaltung.
„Zum ersten Male marschierte anläßlich dieser Begebenheit im Siegerlande eine uniformierte SA-Kapelle die aus Elberfeld verpflichtet worden war unter Vorantritt des Spielmannzuges des evangelischen Posaunenchores Eiserfeld. Der Kostenaufwand für diese Feier betrug 265 RM. Dieser Betrag in bar, daneben noch die Verpflegung der auswärtigen SA-Männern aus dem Bezirk Lenne, Volme und Dillenburg wurde im Umlageverfahren von den Parteigenossen zwangserhoben.“
[Quelle: Beck, S. 414, SZ, 9.12.1933, SNZ 16.6.1934]
Eine Recherche im Lesesaalrechner des Landesarchivs NRW, Abt. Westfalen in Münster ergab 2 Archivalien, die wohl im Zuge einer weiteren Recherche zu Fritz Müller eingesehen werden sollten:
1) Q 568g (Amtsgericht Siegen, Grundakten Obersdorf) Nr. 21455: F. W. Müller, Auguste Müller, Heinrich M., Hartmut M., Sieglinde M., Inge Sellmann, 1939-1957
2) Deutsche Arbeitsfront (Findbuch C 26) Nr. 1: Der DAF-Gau Westfalen-Süd in Karten und Zahlen zusammengestellt vom Organisationsamt des DAF-Gaus Westfalen Süd, enthält: Organisationspläne des DAF-Gaues, Karten des DAF-Bezirks Westfalen, des DAF-Gaues Westfalen-Süd, Karte der 24 Kreise des Gaues mit Einzeichnung der Ortsgruppengrenzen, Verzeichnis der KReis- und Ortsgruppen der DAF im Gau Westfalen-Süd
Eine Auswertung der online abrufbaren, stenographischen Berichte der Reichtatgssitzungen für die Wahlperioden, in denen Friedrich Wilhelm Müller Reichstagsmitglied war, hat folgendes Ergebnis:
Verhandlungen des Reichstages VI. Wahlperiode Band 454, Berlin 1932
1. Sitzung 30.8.1932: anwesend
2. Sitzung 12.9.1932: anwesend
Namentliche Abstimmung über die Anträge der Abgeordneten Torgler und Genossen auf Aufhebung der Verordnungen des Reichspräsidenten vom 4. und 5 September (Reichsgesetzblatt I S. 425 und 433) – Nr. 118. 119 der Drucksachen – sowie über den Misstrauensantrag der Abgeordneten Torgler und Genossen gegen die Reichsregierung von Papen – Nr. 44 der Drucksachen –
Müller (Westfalen) Ja
Verhandlungen des Reichstages VIII. Wahlperiode Band 457, Berlin 1934
1. Sitzung 21.3.1933 Staatsakt in Potsdam: anwesend
2. Sitzung 23.3.1933 Ermächtigungsgesetz anwesend
Namentliche Abstimmung: Schlußabstimmung über den von den Abgeordneten Dr. Frick, Dr. Oberfohren und Genossen eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich – Nr. 6 der Drucksachen
Müller (Westfalen) Ja
3. Sitzung 17.5.1933
Verhandlungen des Reichstages IX. Wahlperiode Band 458, Berlin 1936
1. Sitzung 12.12.1933 fehlt entschuldigt
2. Sitzung 30.01.1934 anwesend
3. Sitzung 13.7.1934: keine Angaben zur Anwesenheit vorhanden
4. Sitzung: Trauerkundgebung für den verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg, 6.8.1934: keine Angaben zur Anwesenheit vorhanden
5. Sitzung 21.5.1935: keine Angaben zur Anwesenheit vorhanden
6. Sitzung 15.9.1935 (Reichsparteitag): keine Angaben zur Anwesenheit vorhanden
7. Sitzung 7.3.1936: keine Angaben zur Anwesenheit vorhanden
Bisher konnten noch keine Aussagen über eine Mitgliedschaft Müllers im Obersdorfer Gemeinderat gemacht werden. Ein gerade veröffentlichter Fund der VVn-BdA Siegerland-Wittgenstein – http://www.vvn-bda-siegen.de/Aktuelles.html#wilnsdorf – zeigt nun, dass auch die Protokolle dieses Gremiums durchgesehen werden müssen, um die politischen Aktivitäten Fritz Müllers vollständig darstellen zu können.
Hier noch die Angaben aus den Personalveränderungen des Reichsarbeitsdienstes:
Müller, Wilhelm
30.01.1936: Ernennung v. Ofm./NSAD z. Oberfeldmeister/Reichsarbeitsdienst
01.04.1936: Ernennung z. Oberstfeldmeister 6/208a Brün (Abteilungsführer)
01.08.1938: Versetzung v. 6/204 Abtf. Brün n. 3/204(W IV – Westwall) Abtf. Gemünd-Malzbenden
31.08.1942: Ausgeschieden 3/204(Abtf.) Kierspe und Rangverleihung als Arbeitsführer
Vielen Dank für die Ergänzung! Darf ich nach der genauen Quellen- bzw. Literaturangabe fragen?
Hier die Angaben aus den (PV) Personalveränderungen und (DAL) Dienstaltersliste, wie ich sie vorgefunden habe:
Müller, Wilhelm
30.01.1936: Ern. v. Ofm./NSAD z. Oberfeldmeister/RAD
208a (PV 3 v. 04.02.1936 S. 39 RDA-Oz. 54)
01.04.1936: Ern. z. Oberstfeldmeister
6/208a(A 1)(PV 8 v. 29.06.1936 S. 430 RDA 29.6.36/42)
01.01.1937: Stichtag: 6/208a Abtf. – RDA 29.6.36/42
(DAL I v. 01.01.1937 S. 50 Lfd.Nr. 517)
01.08.1938: Vers. v. 6/204 Abtf. Brün n. 3/204(W IV) Abtf. Gemünd-Malzbenden
(PV 54 v. 20.07.1938 S. 7 Lfd.Nr. 110)
31.08.1942: Ausgesch. 3/204(1)
(PV 47 v. 25.09.1942 S. 240 Lfd.Nr. 8)
31.08.1942: Rangverl. Arbeitsführer
3/204 Abtf.(PV 49 v. 10.10.42 S. 246)
Bei Bedarf sende ich auch die Daten von anderen RAD-Führern.
Danke! Verstehe ich es richtig, dass es sich um periodisch erscheinende Veröffentlichung des DAF handelt. Wenn ja wo liegen diese (Bibliothek, Archiv)?
Ob hier weitere Hinweise zu Fritz Müller enthalten sind, muss noch geprüft werden: Gründel, Reinhard: Das Siegerland in der Zerstörungsphase der Weimarer Republik. Eine regionalgeschichtliche Untersuchung von Bedingungen, die zur faschistischen Machtergreifung führten. Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt zur Sekundarstufe I im Fach Geschichte, Gesamthochschule Siegen, Mai 1979
In dem für die Forschung zu regionalen Funktionären der NSDAP
wichtigen Beitrag zu Fritz Müller in Band 19 der Siegener Beiträge, Jahrbuch für regionale Geschichte 2014, Seite 182 ff ist leider ein kleiner Fehler.
Die Ehefrau von Fritz Müller Auguste Münker stammte nicht wie angegeben
aus Obersdorf sondern aus Oberdielfen.
Zur Familie Münker in Oberdielfen siehe auch:
Deutsches Geschlechterbuch Band 199 Seite 265 ff.
Danke für die Korrektur! Der Fehler ist wirklich ärgerlich.
Ebenfalls ein Dank für die Anmerkung: Da sieht man doch, dass die Siegener Beiträge wahrgenommen werden. Die Redaktion wünschte sich mehr Rückmeldungen – positive wie negative.
Dies zeigt nicht nur, dass die Siegener Beiträge wahrgenommen werden – wer würde ernsthaft daran zweifeln – , sondern es demonstriert, eine der Stärken des Web 2.0: Aktualität. Ohne diesen Hinweis, müsste man evt. ein Jahr warten bis zur Berichtigung in den nächsten Siegener Beiträgen.
Weitere Quelle zur Fritz Müller:
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 84a [Justizministerium], Nr. 54083 Strafverfahren gegen den Nationalsozialisten Friedrich Wilhelm Müller in Obersdorf, Kreis Siegen, wegen Vergehen gegen das Republikschutzgesetz in einer Rede in einer Versammlung der NSDAP in Langenbach bei Neuwied