Jüdische Lebensgeschichten im 20. Jahrhundert“
Am 19.05.2011 wurde vor dem Haus Körnerstraße 5 in Siegen ein Stolperstein zum Gedenken an Robert Jagusch verlegt, der hier mit seiner Frau Paula, geborene Fechenbach, seinen letzten frei gewählten Wohnsitz hatte. Der nächste Vortrag im Rahmen der Reihe „Siegener Forum – Vorträge und Diskussionen nicht nur zur regionalen Geschichte“ erinnert an die kaum bekannten Lebensgeschichten der Eheleute. Referent im Siegener KrönchenCenter wird der Regionalhistoriker Dr. Ulrich F. Opfermann sein.
Der Vortrag findet statt am Donnerstag, den 16. Mai 2013, um 19.30 Uhr im Gruppenarbeitsraum des Stadtarchivs im KrönchenCenter (3. OG), Markt 25, in 57072 Siegen. Der Eintrittspreis beträgt 3,00 €.
Das Ehepaar Paula und Robert Jagusch lebte und arbeitete seit den 1920er Jahren in Siegen, bis er deportiert und erschossen wurde und sie flüchtete. Ihre Familiengeschichten entsprechend nicht dem, was wir bislang über Juden im Siegerland wissen.
Paula und Robert Jagusch kamen jeweils aus sehr unterschiedlichen jüdischen Milieus. Sie aus einer sehr bodenständigen „westjüdischen“ Familie in Tauberfranken und er aus einer jüdischen Familie in Masuren, ein „Ostjude“ nach dem Verständnis der Siegerländer Zeitgenossen. Gemeinsam aber repräsentieren sie eine ganz andere Haltung zu den Ereignissen ihrer Zeit in der Region, in der sie gemeinsam versuchten, einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Eine andere Haltung jedenfalls als die schon länger eingesessenen und nach postnationalsozialistischen Aussagen so gut etablierten jüdischen Siegerländer in dem durch Antisemitismus „berüchtigt gewordenen Wahlkreis Siegen“ (Ernest Hamburger).
Einen Blick wirft der Referent auch auf die Jahre nach dem Nationalsozialismus, auf das Ringen der Witwe um Entschädigung. Da traf sie im Amt für Wiedergutmachung auf einen strebsamen und überzeugten Stadtinspektor, der sich schon vorher in städtischen Diensten umfangreich mit der Frage der rassischen Zuordnung beschäftigt hatte. Dabei war es nicht um Juden, sondern um „Zigeuner“ gegangen.
Der Referent, Dr. Ulrich F. Opfermann, ist Historiker. Zu seinen Schwerpunkten gehören die jüngere regionale Zeitgeschichte und die Geschichte der Roma.
Die Vortragsreihe „Siegener Forum“ ist eine Kooperation von Volkshochschule und Stadtarchiv Siegen, Geschichtswerkstatt Siegen e.V. und Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein e.V. und stellt im monatlichen Wechsel neuere Forschungen aus dem Spektrum der regionalen Geschichte vor, ist aber auch offen für aktuelle allgemeinhistorische Beiträge.
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Zu Felix Fechenbach s. auch hier: http://www.geschichtswerkstatt-siegen.de/2016/02/08/felix-fechenbach/