Wer war Wilhelmine Dreißig?

Quelle: Sauerländisches Volksblatt (Olpe), 26. August 1936 via zeitpunkt.nrw

Sören zum Feldes am Lehrstuhl für Geschichte der Volkswirtschaftslehre der Universität Hambug entstandene Bachelorarbeit „Die frühe Karriere einer unbekannten Ökonomin. Studium und Werdegang von Wilhelmine Dreissig (1913-1985) im Kontext des Nationalsozialismus und der Neuordnung der westdeutschen Nachkriegswirtschaft.“ gibt auf über 50 Seiten darüber Auskunft.
Der Autor fragte beim Kreisarchiv Siegen-Wittgentein an, ob im Kreisarchiv noch Informationen über die aus Kirchen (Sieg) stammender Absolventin des Siegener Mädchengymnasiums vorliegen. Der Bestand „Staatliches Mädchengymnasium Siegen“ befindet sich allerdings unter der Signatur P 416 im Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen.
Der Bibliothek des Kreisarchivs hat der zum Felde ein Exemplar seiner Arbeit zur Verfügung gestellt.


Leseprobe (S. 1; S. 43):
„Prof. Dr. Wilhelmine Dreissig (1913-1985) war eine bemerkenswerte Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Karriere. Trotz ihrer Profilierung als Finanzexpertin und ihrer Mitwirkung an der Vorbereitung der Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen 1948 ist sie einer breiteren Öffentlichkeit heute weitgehend unbekannt. So wird sie z. B. nicht unter der Überschrift „Söhne und Töchter des Kreises“ im Online-Lexikon Wikipedia beim Eintrag zum Landkreis Altenkirchen aufgeführt (Wikipedia 2024a).
Dreissig arbeitete in der Bank deutscher Länder, später in der Deutschen Bundesbank und lehrte an der Freien Universität Berlin sowie an der Goethe-Universität Frankfurt. …..
…. Schlussbetrachtung und Ausblick
Die vorliegende Bachelorarbeit gewährt einen kleinen Einblick in das Leben und Wirken von Prof. Dr. Wilhelmine Dreissig, einer bedeutenden und nun nicht mehr so unbekannten Persönlichkeit der deutschen Volkswirtschaftsgeschichte. Diese Arbeit soll dazu anregen, sich intensiver mit Dreissig und anderen Frauen der Wirtschaftsgeschichte auseinanderzusetzen, vor allem auch, weil sie sich in einem System durchsetzen mussten, welches ihnen Karriere und Aufstieg erschwerte, was ihre Geschichten besonders macht.
Eine vertiefte Untersuchung von Dreissigs wissenschaftlichen Veröffentlichungen und ihrer akademischen Laufbahn nach 1948 könnte neue Erkenntnisse über ihre spezifischen Beiträge zur Volkswirtschaftslehre liefern. Dies würde ihre wissenschaftliche Bedeutung weiter unterstreichen und einen tieferen Einblick in die akademischen und institutionellen Netzwerke der Nachkriegszeit ermöglichen.
Noch unerschlossenes Archivgut wie die OMGUS-Akten im Institut für Zeitgeschichte München, zusätzliche Briefwechsel in der Nationalbibliothek, Teile des Fritz Neumark-Nachlasses im Archiv der Goethe-Universität Frankfurt und Treffer in der Arcinsys-Datenbank Hessen könnten weitere wertvolle Informationen über Dreissig liefern. Auch die Personalakten der Freien Universität Berlin sowie Akten der Forschungsstelle für Wehrwirtschaft in Moskau wurden bisher nicht ausgewertet. Eine Anfrage bei Dreissigs Familie könnte persönliche Einblicke und unveröffentlichte Dokumente zutage fördern, und ihre Lebensgeschichte vervollständigen. Weitere Akten bei der Bundesbank sowie ihr Wirken im Verein für Socialpolitik bieten ebenfalls spannende Anknüpfungspunkte.
Diese Arbeit untersuchte das Leben von Prof. Dr. Wilhelmine Dreissig. Dabei lag der Schwerpunkt auf ihrem Studium und beruflichen Werdegang im Kontext des Nationalsozialismus sowie der westdeutschen Nachkriegswirtschaft. Ziel war es, ein tieferes Verständnis ihrer Person und ihrer Leistungen zu ermöglichen und eine Grundlage für zukünftige Recherchen zu schaffen.“

Links:
1) „Frühe deutschsprachige Nationalökonominnen“, (PDF, engl.)
2) Kreis Altenkirchen, Berühmte Bürger
3) Pauline Bietau: Das Konklave von Rothwesten. Wiege der westzonalen Währungsreform von 1948, Wiesbaden 2024, E-Book

Literatur:
Kreis Altenkirchen (Hg.): Frauengeschichte(n) aus dem Kreis Altenkirchen, Altenkirchen 1998, S. 56 – 57
Wilhelmine Dreißig. Der Ausgleichsdienst der Abiturientinnen, in: Die Deutsche Studentenschaft. Wissen und Dienst vom 27. Januar 1936, S. 8.
Wilhelmine Dreißig, Die Abiturientinnen im Frauenarbeitsdienst, in: Die Deutsche Studentenschaft. Wissen und Dienst vom 23. April 1936, S. 10 – 11
Wilhelmine Dreißig: Impressionen aus meiner Zeit im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, in: Schefold, Bertram (Hrsg.): Titel Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler in Frankfurt am Main, Marburg 2004, S. 250-258

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