Die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover hat auf Anregung von Archivalia die 1929 erschienen Volkskunde von Heinrich Holschbach online verfügbar gemacht. Vor allem der BEitrag „Der Genossenschaftsgedanke auf alter Grundlage im heimischen Volkstum“ von Ernst Rick ist für das Siegerland interessant (Stichwort: Hauberg). Beiden sei gedankt!
„Stichwort Hauberg“: Im Siegerland kennt man diese abstrusen Ideen spätestens seit den 1860er Jahren (Heinrich von Achenbach und diverse spätere Nachplapperer). „Interessant“ ist nach all den Wiederholungen allenfalls noch das psychologische Phänomen, dass sich gewisse pseudohistorische Prämissen nie wieder revidieren lassen, wenn sie sich erst einmal ins „kollektive Bewusstsein“ eingebrannt haben. Deshalb ist geschichtswissenschaftliche Forschung im großen und ganzen überflüssig, da ihre Ergebnisse von der Gesellschaft (Menschheit) sowieso nicht zur Kenntnis genommen werden. Es mag ja sein, dass der Genossenschaftsgedanke (in Deutschland Raiffeisen, Schulze-Delitzsch und andere) um die Mitte des 19. Jahrhunderts auch von damals populären sozialromantischen und germanophilen Vorstellungen inspiriert worden war; nur eignen sich solche Assoziationen wahrlich nicht als Fundament seriöser Geschichtsschreibung. Die Haubergswirtschaft im protestantischen Teil des Siegerlandes wurde im frühen 18. Jahrhundert mittels Zwangskollektivierung landesherrlich organisiert. Was dann später (vielleicht aus kosmetischen Gründen) „Haubergsgenossenschaften“ genannt wurde, waren staatlich reglementierte Wirtschaftsgemeinschaften (durchaus mit den „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ in der DDR vergleichbar) und keine echten Genossenschaften im Sinne des alten Musketier-Mottos „Einer für alle, alle für Einen“.