„„Verbal abrüsten und das Gespräch suchen statt offene Briefe zu schreiben“ …..
In der Ratssitzung am Mittwochabend, 15. Februar, bezog Bürgermeister Peter Weber Stellung. Er habe den Eindruck, von interessierter Seite werde versucht, die Stadtverwaltung in Misskredit zu bringen, sagte Weber. Der Bürgermeister betonte, bei den Haushaltsplanberatungen habe man mit den Fraktionen vereinbart, im Laufe dieses Jahres über das Thema Stadtarchivar zu reden und abzuklären, in welchem Umfang die Stelle nachbesetzt werde.
Weber: „Das Ergebnis dieser Gespräche wird in den Stellenplan 2024 einfließen. Die Stadt Olpe ist bisher allen Verpflichtungen nach dem Archivgesetz nachgekommen und wird das auch in Zukunft tun.“ Weber wies ausdrücklich daraufhin, dass neben Archivar Wermert noch eine weitere Mitarbeiterin im Stadtarchiv arbeite, die in der bisherigen Diskussion gar nicht erwähnt worden sei. Die zeige fehlende Wertschätzung, was er sehr bedaure.
Gemeinsam mit der Politik müsse man überdenken, welche freiwilligen Leistungen das Stadtarchiv künftig erbringen solle. Zu berücksichtigen sei auch, dass einige Aufgaben, die in den vergangenen Jahren viel Zeit gekostet hätten, künftig wegfielen. So sei die Erstellung der mehrbändigen Buchreihe „Olpe – Geschichte von Stadt und Land“ mit der Herausgabe des letzten Teilbandes in diesem Jahr abgeschlossen.
Mehr Ruhe und Gelassenheit
Auch die Betreuung der Museumssammlung durch das Stadtarchiv falle künftig weg, da der neue Museumsleiter diese Aufgabe übernehme. Zudem sei zu überlegen und zu entscheiden, wie es beim Jahrbuch des Heimatvereins, dessen Redaktion das Stadtarchiv seit langem übernimmt, ab 2024 weitergehe.
Der Bürgermeister sagte am Ende seiner ausführlichen Stellungnahme: „Ich wünsche mir mehr Ruhe und Gelassenheit bei diesem Thema und rate allen, verbal ein bisschen abzurüsten und das Gespräch zu suchen statt offene Briefe zu schreiben.““
Quelle: Lokalplus, 16.2.2023, Artikel von Wolfgang Schneider
Bisher auf siwiarchiv:
1) Stadt Olpe plant die Archivleiterstelle zu streichen
2) Offener Brief des VdA an den Bürgermeister der Stadt Olpe
Ein genaues Lesen der Stellungnahme lohnt:
1) Offener Brief v. 23.1.23 – “ …. 16. dass die zunehmende Digitalisierung des Schriftgutes und mehr noch die Übernahme des heute nur noch rein digital entstehenden Registraturgutes sowie deren digitale Verwaltung, Aufbewahrung und Pflege ein neues, zusätzliches und ausgesprochen umfangreiches Arbeitsfeld für den Stadtarchivar darstellt, so dass nach Stellungnahme des Archivamtes sogar eine personelle Erweiterung im Archiv angemessen wäre, wobei die derzeitige Drittelstelle (von Frau Annalena Schäfer) keineswegs ausreichend ist, ….“ gegenüber Stellungnahme des Bürgermeisters: “ …. Weber wies ausdrücklich daraufhin, dass neben Archivar Wermert noch eine weitere Mitarbeiterin im Stadtarchiv arbeite, die in der bisherigen Diskussion gar nicht erwähnt worden sei. Die zeige fehlende Wertschätzung, was er sehr bedaure…..“
Ich erlaube mir mal die Vermutung, dass es mit der Wertschätzung der Arbeit von Frau Schäfer von Seiten der Stadt nicht weit her sein kann, wenn man ihr alle zusätzlichen Arbeiten, die bisher von der Archivleitung durchgeführt wurden und die künftig durch eine Ausweitung des Berufsfeldes u.a. auf digitale Unterlagen anfallen werden, bei einer Beschäftigung mit 0,33 VZÄ aufdrücken möchte. Die Museumsleitung soll ja offenbar keine archivfachlichen Aufgaben erfüllen, denn dafür ist sie nach der konzeptionellen Grundidee von 2021 nicht qualifiziert. Also bleibt der Bereich an der bereits vorhandenen Kraft hängen. Das schafft kein zukunftsfähiges Archiv und ist erst recht keine angemessene Personalpolitik.
Kommunale Archive sind kein Topf, aus dem man sich mal eben für Nostalgie oder historische Prestigearbeiten bedient, um sie dann wieder zu verschließen. Sie dokumentieren Verwaltungshandeln und ermöglichen es Bürger*innen, die Entscheidungen ihrer kommunalen Gremien und Ämter transparent nachvollziehen zu können. Werden an dieser Stelle so erhebliche Einschnitte vorgenommen, gefährdet das nicht nur das „historische Gedächtnis“, sondern kann langfristig auch massive Schäden am Vertrauen der Gesellschaft in demokratische Strukturen bedeuten. Um das zu vermeiden, müssen Archive nicht nur fachlich qualifiziert sondern auch ausreichend mit Personal ausgestattet sein – eine Planung, die bei der Streichung der Stelle der Archivleitung offenbar ebenfalls nicht berücksichtigt wurde.
Danke für den Kommentar! Zu berücksichtigen ist bei der Drittel-Stelle, dass die übrigen Zweidrittel für die Archivarbeit zweier Olper Nachbarkommunen „belegt“ sind, so dass eine Aufstockung nicht einfach ist.
Heute erschien in der Siegener Zeitung, Ausgabe Kreis Olpe, der Artikel „Stadtarchivar „kann wegfallen“? So reagiert der Bürgermeister auf die Debatte.“:
“ …. Sein aktueller Tenor lautet, die Diskussion mit mehr Gelassenheit zu führen und zur „Versachlichung zurückzukehren.“ Dies begründet Weber anhand des Termins, an dem der aktuelle und seit 1989 in dieser Funktion tätige Stadtarchivar Josef Wermert in den Ruhestand eintritt. Dies wird am 30. Juni 2024, also in über einem Jahr, der Fall sein.
„Es war immer geplant, dass wir im Laufe dieses Jahres das Thema besprechen“, eröffnete Weber seine Stellungnahme vor der Stadtverordnetenversammlung. …. Trotz dieser zunächst pragmatischen Analyse war Peter Weber anzumerken, dass die neu entflammte Debatte um die Stadtarchiv-Leitung Spuren hinterlassen hatte. …..
Eines hatten diese Briefe und öffentlichen Meinungsäußerung für Peter Weber offenbar gemeinsam: einen Vorwurf der fehlenden Würdigung der Wichtigkeit des Stadtarchivs seitens Bürgermeister und Stadtverordnete. „Es ist eine Unterstellung, die nicht zutrifft, dass die Arbeit im Stadtarchiv von uns nicht gewürdigt wird“, reagierte Weber entsprechend. Gleichzeitig bekräftigte er, dass er sich im Austausch mit Axel Stracke als Vorsitzenden des Heimatvereins Olpe befindet. Auch zum Münsteraner Leiter des Archivamtes in Münster, Dr. Marcus Stumpf, bestünde seit vergangenem Jar ein erster Kontakt. Marcus Stumpf war dennoch einer der prominenten Unterzeichner des ersten offenen Briefes.
Der erste offene Brief hat die Politik zeitlich auf dem falschen Fuß erwischt. Jetzt sollen die Wogen geglättet werden. Wir beraten in diesem Jahr die NAchfolge Lösung. Diese wird dann in dem Stellenplan für 2024 einfließen.. Und dieser wird letztendlich hier von uns entschieden,“ sagte Bürgermeister Weber. Hierzu sieht er sich und die Stadt in der Pflicht, die künftigen Aufgaben eines möglichen Stadtarchivars festzustellen. Daran wiederum orientiert sich der entsprechende Arbeitsaufwand.
Zeit und Aufwand waren in den vergangenen Jahren durch die Arbeit an den vier Bänden der Stadtgeschichte unter dem Titel „Olpe – Geschichte von Stadt und Land“ entsprechend hoch. Das Werk wird mit dem vierten Band, welcher in diesem Jahr fertiggestellt werden soll, seinen abschluss finden. Auch der Einsatz von Jofef Wermert als aktueller Stadtarchivar beim Aufbau des neuen Museums und der Betreuung der Museumsleitung falle laut Bürgermeister Weber künftig in die Hände des neuen Museumsleiters Sebastian Luke. Diese Faktoren bewertet Peter Weber mit „sehr, sehr viel zusätzlicher Arbeitszeit“ in den vergangenen Jahren.
Am Ende seiner Stellungnahme äußerte der Erste Bürger der Stadt olpe den Wunsch „zur Versachlichung und Gelassenheit zurückzukehren“. Auch der Begriff der „verbalen Abrüstung“ fiel mehrfach. Die anwesenden Stadtverordneten im voll besetzten Ratssaal reagierten mit klopfenden Beifall.“
„Mit Erstaunen haben die Unterzeichneten die Erklärung des Olper Bürgermeisters Peter Weber zur Besetzung der Stadtarchivstelle vor der
Stadtverordnetenversammlung am 15. Februar 2023 zur Kenntnis genommen, wie es LokalPlus berichtet hat.
Den „Offenen Brief“ vom 23. Januar 2023, mitunterzeichnet von 91
Wissenschaftlern, Historikern, Archivaren und Kulturschaffenden, hat der
Bürgermeister entweder nicht sorgfältig gelesen oder er stellt manches bewusst nicht korrekt dar.
1. Wir verwahren uns mit Entschiedenheit dagegen, dass der Bürgermeister
seinen „Eindruck“ kundtut, „von interessierter Seite werde versucht, die
Stadtverwaltung in Misskredit zu bringen.“ Die Formulierung „von
interessierter Seite“ kann sich aufgrund des Kontextes nur auf die
Unterzeichneten und Mitunterzeichneten beziehen. Sie müssen die zitierte
Formulierung als Diffamierung empfinden. Wenn geäußerte Vorbehalte und
Kritik als „Misskredit“ interpretiert werden, zeigt dies Verachtung dafür,
dass freie Bürger in einem freien Land von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch
machen und das Recht für sich in Anspruch nehmen, „Offene Briefe“ zu
verfassen. Allen unterzeichneten Fachkundigen geht es im „Offenen Brief“
vom 23. Januar ausschließlich um die Sache „Stadtarchiv Olpe“. Dies wird
auch daran deutlich, dass der Brief nach dem Urteil mehrerer politischer
Mandatsträger „in sehr sachlicher und emotionsfreier Form mit guten und
schlüssigen Argumenten“ für den Erhalt der Archivarsstelle verfasst wurde.
Bürgermeister und Stadtverordnetenversammlung haben jedoch
anscheinend ohne nähere Sachkenntnis eine politisch motivierte
Entscheidung getroffen und die neu geschaffene Stelle des Museumsleiters
auf Kosten der als entbehrlich angesehenen hauptamtlichen Archivleitung
installiert. Haben sich Bürgermeister und Stadtverordnete jemals im
Stadtarchiv und insbesondere im Archivmagazin eine Vorstellung von der
dortigen Arbeits- und Materialfülle verschafft? Haben sie Kenntnis von den
Aufgaben genommen, die zu leisten die Kommunen verpflichtet sind
(„Pflichtaufgaben“)?
2. Der Bürgermeister geht in seiner Erklärung mit keinem Wort auf die vom
Archivamt des Landschaftsverbandes und die von den Verfassern des
„Offenen Briefes“ vorgetragenen Argumente ein, mit denen eine
hauptberufliche Archivleitung als unverzichtbar begründet wird. Vor allem
das Archivamt ist – neben dem Leiter des Stadtarchivs – diejenige
Institution, die sachgerecht und unabhängig Arbeitsanfall, Arbeitsbelastung
und Arbeitsweise im Stadtarchiv beurteilen kann.
3. Im „Offenen Brief“ der 93 Unterzeichneten ist sehr wohl und entgegen den
Worten des Bürgermeisters auf die vorhandene Drittelstelle im Archiv
hingewiesen worden, die derzeitige Mitarbeiterin ist sogar namentlich
erwähnt (vgl. Punkt 16 des „Offenen Briefes“). Von einer durch den
Bürgermeister behaupteten „fehlenden Wertschätzung“ seitens der
Briefverfasser kann also nicht einmal ansatzweise die Rede sein.
4. Es verwundert sehr, dass der Bürgermeister, wenn er denn das Gespräch
favorisiert, dieses nicht zuerst mit dem Stadtarchivar und sachkundigen
Bürgern vor Ort (Vertreter des Heimatvereins, Verfasser regional- und
lokalgeschichtlicher Beiträge, Ortsheimatpfleger, ausgewiesene Historiker
etc.) gesucht hat. Zusammen mit den Stellungnahmen des LWL-Archivamtes
hätte damit eine angemessene Entscheidungsbasis vor einem möglichen
„künftig wegfallend“-Vermerk geschaffen werden können.
Wir hoffen weiterhin im Sinne der Sache, dass eine Wiederbesetzung der
hauptamtlichen Archivleitung erfolgt – sinnvollerweise vor dem Ausscheiden
des derzeitigen Stelleninhabers, wie dies vorbildlich in Attendorn praktiziert
wurde.
Für weitergehende Informationen verweisen wir auf die in dieser Sache
vollständige Dokumentation im Blog siwiarchiv.de.
Olpe, 18. Februar 2023
Dr. Roswitha Kirsch-Stracke Dr. Hans-Bodo Thieme“
Online-Version als Leserbrief auf LokalPlus: https://www.lokalplus.nrw/olpe/buergermeister-geht-mit-keinem-wort-auf-argumente-ein-78149
Am 21.2.2023 erschien in der Online-Ausgabe der Westfalenpost – leider hinter der Bezahlschranke – der Artikel „Zukunft des Olper Stadtarchivs: Jetzt legen Kritiker nach“, der die oben wiedergegebene Reakktion der Verfasser des ersten Offenen Briefes wiedergibt.
Heute erschien der Artikel in der Print-Ausgabe der Westfalenpost.
Karnevalistischer Kommentar:
1. Auszug aus der Büttenrede vom „Entjräter“: :
„ …. Ich will heut´ nicht singen von Sundern,
die Stadt Olpe lässt mich wundern.
Das Stadtarchiv ward angezählt,
die Nachfolge ist längst erwählt.
Offenheit und Transparenz
finden dort bald ihre Grenz‘ .
Archivisches Arbeiten kann ein jeder,
sagt der Bürgermeister Weber.
Gezündet werden Nebelkerzen,
Briefeschreiber versucht anzuschwärzen,
um abzulenken von der eigenen Tat
wider bess‘ rem Experten-Rat.
Das Problem – verbal abgerüstet –
wird nun weggeflüstert.
Bleiben Misskredit oder politisches Gewürge?
Ach, ich hoff‘, es siegt der mündige Bürger! ….“
2. Fussgruppe der RKG „Lustige Historiker:innen“ für den Umzug mit dem
Motto: „Tom und Jerry im Archiv“ oder: „Schwarzer Kater jagt graue Maus“
3. Motivwagen des ACC „Närrische Regalbefüller“ unter dem Motto „Archivarischer Albtraum“:
Abkürzungen:
ACC Archivisches CarnevalsCommittee
RKG Regionale Karnevalsgesellschaft
Heute erschien in der Westfalenpost (Olper Ausgabe) der Artikel „Bürgermeister drängt auf Beruhigung. Peter Weber betont: Entscheidung für Archivars-Nachfolge fällt erst 2024.“:
„Die vielen Briefe, die inzwischen geschrieben wurden, um auch in Zukunft für eine hauptamtliche Leitung des Olper Stadtarchivs zu werben, haben ein Echo bekommen. Bürgermeister Peter Weber (CDU) nutzte dazu einen ungewöhnlichen Weg: Er ergriff am Mittwoch am Ende der Ratssitzung unter dem Tagesordnungspunkt „Informationen“ das Wort, um in einer ausführlichen Stellngnahme, Öl auf die Wogen zu gießen. Er habe ja „den einen oder anderen offenen Brief dazu erhalten, auch die SPD-Fraktion hatte sich in einer Stellungnahme geäußert, die Weber lobte: Darin sei im Grunde das wiedergegeben worden, was zwischen Rat und Verwaltungvereinbart worden sei: „Wir hatten im Haushalt vereinbart, dass wir uns im Laufe des Jahres darüber unterhalten.“ Doch nun werde „von interessierter Seite versucht, mit etwas verkürzter Sicht die Stadt ein bisschen in Misskredit zu bringen.“ ….
„Wir werden uns in diesem Jahr darüber unterhalten in welchem Umfang eine Nachbesetzung des Leiters des Stadtarchivs stattfinden wird.“ Wermert scheide am 30. Juni 2024, „wohlgemerkt nicht 2023, sodass das Ergebnis der Beratungen in den Stellenplan 2024 einfkießen wird.“. …. „Der Leiter des Stadtarchivs ist nicht der einzige Mitarbeiter, die weitere Mitarbeiterin, die wir uns mit Wenden und Drolshagen teilen, findet in all diesen Briefen keine Erwähnung, was kein wertschätzender Umgang ist.“
Richtig an der in den Briefen angeführten Kritik sei, „dass wir uns mit der Politik darüber unterhalten werden, welche freiwilligen Leistungen des Stadtarchivs wir künftig abdecken wollen. Auch wird es um die Frage gehen, ob bei der Vermittlung der Stadtgeschichte weiterhin auf die Schriftform gesetzt wird oder auch andere, moderne Mittel verwendet werden. Das Thema war uns wichtig und wird uns immer weichtig sein.“
Auch gelte es zu berücksichtigen, dass in den vergangenen Jahrzehnten vom Leiter des Stadtarchivs die Olper Stadtgeschichte in vier Bänden mit mehreren Teilbänden“in ganz hervorragender Weise verfasstworden“ sei. Der letzte Teilband solle 2024 erscheinen „und damit ist eine Arbeit abgeschlossen, die viel Arbeitszeit des Archivars gebunden hat. Zudem hat er die Museumssammlung betreut, und wir haben nun einen Leiter des Stadtmuseums in dessen Arbeitsbereich dies fällt. Es ist ein völlig normaler Vorgang, dass wir prüfen, in welchem Umfang wir eine solche Stelle nachbesetzen müssen. Da bis 2024 genügend Zeit dafür sei, „rate ich allen, verbal ein wenig abzurüsten und das Gespräch zu suchen statt offene Briefe zu schreiben. Es ist keine leere Floskel, wenn wir in der Vergangeneheit die Arbeitunseres Archivars gelobt haben.“
Allerdings sehe er „ein bisschen unabhängig davon die Frage der Zukunft des Jahrbuchs des Heimatvereins“. In diesem Jahr betreue Wermert es, „Diese Unterstützung ist immer von uns gewollt gewesen und soll nach meiner Meinung auch künftig sein“, die Frage sei aber, ob dies in Form von personeller Unterstützung sein müsse oder sie auch durch finanzielle Förderung erfolgen könne. Er stehe mit dem Heimatverein im Kontakt, “ ich persönlich sehe das Heimatbuch nicht gefährdet.“
Er hoffe, dass „die medieale Aufregung, die auch sehr inszeniert worden ist, versachlicht wird.“ Der Stadtrat untersützte diese Stellungnahme mit Applaus.“
„Es wird umfassend zu den Überlegungen hinsichtlich der Personalstelle des Leiters des Stadtarchivs der Kreisstadt Olpe informiert.“ aus: Niederschrift über die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 15.02.2023 vom 21.2.2023, S. 12
Siwiarchiv hätte gerne die umfassenden Überlegungen hier im Wortlaut wiedergegeben. Denn schriftlich waren sie gegenüber einem hier zeitweise Mitdiskutierenden bereits vor der Stadtverordnetenversammlung formuliert worden.
Heute erschien die Westfalenpost Olpe der Leserbrief „Gerne streiten, aber respektvoll bleiben. „Diskussion über die Stelle des Archivars“:
„In den letzten Wochen erschienen in der lokalen Presse und überregionalen Internetforen, z. B. im Blog der Archive im Kreis Siegen-Wittgenstein (siwiarchiv.de), viele Leserbriefe zum Wegfall der Stelle des Stadtarchivars in Olpe. Ich möchte hier nicht die zahlreichen Argumente dafür und dagegen wiederholen; diese sin hinreichend von den Autoren dargelegt worden. An dieser Stelle soll die Vorgehensweise des Bürgermeisters und der Politik, die zu einigen Irritationen führte, in den Fokus gerückt werden: Zunächst ist es unverständlich, dass weder kompetente Fachleute noch Sachkundige Bürger in den Entscheidungsprozess eingebunden wurden. Es existiert zwar – wie ich erfahren habe – eine Korrespondenz zwischen dem LWL-Archivamt für Westfalen als zuständiger und beratender Behörde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und dem Bürgermeister. Diese konnte jedoch vom LWL erst angeregt werden, als die Entscheidung bereits gefallen war. Es wäre für die Diskussion wichtig, etwas über den Inhalt des LWL-Schreibens und seine Rezeption durch den Kommunalpolitiker Weber zu erfahren. Auch der Stadtarchivar Josef Wermert wurde trotz seiner umfangreichen Fachkenntnisse nicht informiert; er erfuhr erst „auf der Straße“, dass seine Stelle schon jetzt mit einem kw-Vermerk (=künftig wegfallend) versehen ist. Der Schreiber dieser Zeilen, der an zahlreichen Publikationen des Stadtarchivs Olpe mitgearbeitet hat, ewrlebte, dass seine kritische Frage zu der zukünftigen Qualtät der Arbeit und der historischen Forschung im Stadtarchiv von Herrn Weber höflich mit Beschönigungen und Beschwichtigungen beiseitegeschoben wurde.
Die Stellungnahme des Bürgermeisters in der Ratssitzung am 15. Februar erscheint mir in erster Linie als Rechtfertigung für die getroffene politische Entscheidung und als ein Versuch, Wogen zu glätten. Webers Erklärung enthält einige Ungereimtheiten. Entgegen seiner Behauptung wurde im „Offenen Brief an den Bürgermeister unter Punkt 16 expressis verbis auf die Drittelstelle im Archiv hingewiesen und die Stelleninhaberin Annalena Schäfer namentlich genannt. Es ist bedauerlich, dass Her Weber den Eindruck hat, es werde von interessierter Seite versucht, die Stadtverwaltung in ÄMisskredit zu bringen. Ihm sei Folgendes ins Gedächtnis gerufen: Man kann in einer Demokratie in der Sache heftig streiten und dennoch sein Gegenüber respektvoll behandeln. Genau diesen Weg haben die Initiatoren und Unterstützer des Offenen Briefes eingeschlagen.“
Mit etwas Abstand bleiben einige Fragen an die Stellungnahmen des Bürgermeisters gegenüber dem Sauerlandkurier, einer zeitweise hier an der Diskussion beteiligten Person und gegenüber der Stadtverordentenversammlung:
1) Warum äußerte sich der Bürgermeister nur gegenüber diesen dreien? Für mich wäre es nachvollziehbarer gewesen, wenn er zuerst vor der Stadtverordnetenversammlung zu den bis dahin vorliegenden Äußerungen Stellung bezogen hätte. Dies hätte m. E. der gewünschten Versachlichung gedient. Allerdings auch nur dann, wenn man den vollen Wortlaut des Statements dokumentiert hätte.
2) Ist es politisches Kalkül gewesen, dass der Bürgermeister seine Sicht der Dinge unter dem Tagesordnungspunkt „Informationen“ dargelegt hat? Wenn ich es recht sehe, ist unter diesem Tagesordnungspunkt keine Aussprache vorgesehen, so dass die Debatte in die politischen Diskussionen dieses Frühjahr verschoben wird.
3) Aus den in den Medien dokumentierten Äußerungen geht immer noch nicht hervor, warum genau die Stelle der Archivleitung bereits im Stellenplan 2023 mit „kw“ versehen wurde. Wie der Bürgermeister selber angibt, tritt der Stadtarchivar erst Ende Juni 2024 in den mehr als verdienten Ruhestand. Ist es ein haushalterischer Trick, um die im Januar 2023 besetzte Stelle der Museumsleitung zu kompensieren?
4) Der Bürgermeister betont, dass der Stadtarchivar die Museumssammlung der Stadt zumindestens bis zum Januar 2023 betreut habe und dass die Betreuung nun wegfalle. Dies ist mehr als verständlich.
Aber: warum bleibt die personelle Untersützung, die der Stadtarchivar für die Erledigung dieser Aufgabe hatte unerwähnt. So entsteht für mich entgegen dem Wunsch zur Versachlichung ein falscher Eindruck.
5) Der Bürgermeister betont, dass die Erstellung der auch von ihm gelobten Stadtgeschichte viel Arbeitszeit des Stadtarchivaren gebunden habe und bis zur Vorlage des letzten Bandes auch noch bindet. Wer hat diese Stadtgeschichte in Auftrag gegeben?
War dem Auftraggeber nicht nicht bewusst, dass dieses Vorgehen dazu führt, dass die archivischen Tätigkeiten auf das Mindestmaß beschränkt werden müssen, um das Projekt zu einem guten Ende zu bringen?
Ob diese Fragen in den stehenden politischen Diskussionen beantwortet werden?
Zu Punkt 5 des vorstehenden Kommentars hilft vielleicht ein Blick in das Impressum eines Stadtgeschichtsbandes:
Am 4.3.23 erschien im Sauerlandkurier der folgende Leserbrief „Von archivarischen Aufgaben ist jedoch keine Rede“:
„Die Verfasser dieses Leserbriefes gehören zu den Autoren des „Offenen Briefes“, in dem gegen die Streichung der hauptamtlichen Archivarstelle in Olpe Position bezogen wird, und sie äußern sich zu den Ausführungen des Olper Bürgermeisters im „Sauerlandkurier“ wie folgt:
1. Bürgermeister Peter Weber geht nicht auf die vorgetragenen Argumente des „Offenen Briefes“ vom 23.1.2023 ein, der in 19 Punkten die Aufgaben des Stadtarchivars thematisiert.
2. Der Bürgermeister begründet nicht den im Haushaltsplan vermerkten Fortfall der hauptamtlichen Archivarstelle.
3. Museums und Archivstelle sind bezüglich Ausbidung, Tätigkeit und wachsenden Anforderungen nicht austauschbar(ebensowenig wie ein Bäcker und ein Metzger, nur weil sie beide mit Lebensmitteln zu tun haben). Beide Bereiche, Archiv und Museum, benötigen entsprechend ausgebildete Fachleute, die sich nicht ersetzen, wohl aber ergänzen können.
Zu den geplanten Tätigkeiten des neunen Museumsleiters ist die Pressemitteilung der Stadt Olpe vom 13.12.2022 aussagekräftig: „Abgesehen von den mit der Museumsentwicklung verbundenen administrativen Tätigkeiten, liegt ein Schwerpunkt von Sebastian Luke als Leiter des Stadtmuseums auf der Zusammenarbeit und Netzwerkpflege mit unterschiedlichen Zielgruppen, z. B. Verbänden, Schulen, Vereinen sowie regionalen und überregionalen Institutionen. Nach Fertigstellung des Museums gilt es, neben der fachlichenn und organisatorischen Führung, Ausstellungen und Veranstaltungen zu organisieren sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung des Museums zu gestalten.“
Das ist ein umfangreiches Aufgabenspektrum, zu dem wir dem Museumsleiter von Herzengutes Gelingen wünschen. Von archivarischen Aufgaben ist in der Presseinformation jedoch keine Rede – abgesehen davon, dass die von Förderverein und Stadtarchiv über viele Jahre aufgebaute Sammlung für ein Stadtmuseum übernommen werden soll..
– Wer also wird die akten der Stadtverwaltung, analoge und zunehmend digitale ,übernehmen, verzeichnen und sichern?
– Wer wird die öffentliche digitale Bereitstellung (Olpe digital) vorantreiben?
– Wer kümmert sich um die Ensäuerung gefährdeter Archivalien?
– Wer ist Ansprechpartner für Vereine und Privatpersonen, die dem Archiv Sammlungen und Nachlässe übergeben wollen, um sie für die Stadtgeschichte zu sichern?
– Wer unterstützt Schüler, Schülerinnen und Studierende bei ihren Facharbeiten, hilft ihnen beim Suchen, Finden und Sichten passender Quellen und vor allem beim Lesen der historischen Schriften?
– Wer unterstützt und motiviert die vielen ehrenamtlich arbeitenden Heimatforscher und Familienforscher?
– Und wer schreibt die Geschichte der Stadt Olpe fort, wie es bisher im Jahrbuch des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e. V. geschah?
Um diese Aufgaben zu klären und die Notwendigkeit ihrer Fortführung zu erkennen, müssen nicht“viele Gespräche geführt werden“ (BM Weber), sondern es reichen eine Führung des jetzigen Archivars durch das Stadtarchiv Olpeund ein Gespräch mit dem LWL-Archivamt in Münster.
Dr. Roswitha Kirsch-Stracke, Wenden
Dr. Hans-Bodo Thieme, Olpe“