Die Entwicklung von Verkehrsinformationssystemen vom analogen Verkehrsfunk zur digitalen Navigation“, Siegen (digital), 1./2.7.21
Mobilität ist ein selbstverständlicher Bestandteil des modernen Lebens in Europa geworden: Grenzübergreifende Autobahnen und Schnellstraßen, die flächendeckende Kommunikation mit Mobiltelefonen und der Einsatz von Computer- und Navigationstechnik auch auf Reisen kennzeichnen den Alltag. Seit den 1960er Jahren hat insbesondere die Verbreitung privater PKWs die europäischen Gesellschaften mobil gemacht, doch zugleich bleibt die Erfahrung von Immobilität, von Staus, Unfällen und Verkehrsstörungen allgegenwärtig. Die Schäden dadurch sind immens – besonders im Transportbereich. Im Zeitalter der „Just-in-time-Produktion“ ziehen Staus auf Autobahnen oder auch kleinste Störungen im Schiffs-, Flugzeug- oder Bahnverkehr hohe finanzielle Verluste nach sich.
Die Bekämpfung von Immobilität ist daher ein zentraler Bestandteil der mobilen Gesellschaft, wobei der Ausbreitung (digitaler) Verkehrsinformationssysteme eine Schlüsselrolle zukommt. Schon in den 1960er Jahren deuteten Verkehrsbeobachtungen an, dass das Straßennetz durch den steigenden Individualverkehr ebenso wie durch den Straßengütertransport in zunehmendem Maße Belastungsspitzen ausgesetzt sein würde, die es an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringen. Straßenbauliche Investitionen versprachen weder kurz- noch langfristig eine Lösung des Problems, da das Verkehrsaufkommen ebenso schnell anwuchs. Verkehrslenkung wurde deshalb zu einem Kernkonzept der Verkehrspolitik.
Der Workshop fragt vor diesem Hintergrund nach der historischen Entwicklung, dem Wandel und den wechselnden Zielen von Verkehrslenkungsmaßnahmen von anfänglichen Lösungen des Verkehrsfunks bis hin zur heutigen digitalen Navigation.
Programm
1.7., 10 bis 12 Uhr
1. Christian Henrich-Franke / Veit Damm (Siegen)
Begrüßung und Einführung: „Historical Foundations of the Mobile Society: Path (Inter-) Dependencies in Traffic Information Systems“ (10:00 bis 10:15 Uhr)
I. Thematischer Überblick und Forschungsstand „Verkehr und mobile Gesellschaft an der Schwelle zur digitalen Wende“ (10:15 bis 12:00 Uhr)
2. Weert Canzler (Berlin)
„Verkehr und digitale Mobilität – Nach über 100 Jahren private ‚Rennreiselimousine‘: Ändern Elektrifizierung und Digitalisierung alles?“
3. Oliver Michler (Dresden)
„Eine wissenschaftlich-technische und didaktische Reise über vier Jahrzehnte: Von der manuellen Straßenkartennavigation über elektronische Navigationssysteme bis zum autonomen Fahren“
4. Jens Ivo Engels (Darmstadt)
„Verkehr als gelenkte Bewegung – konzeptionelle Überlegungen“
5. Gabriele Schabacher (Mainz)
„Kommentar“
12:00 bis 13:30 Uhr Digitale Kaffee- und Mittagspause (Virtueller Raum: Wonder.Me)
II. Geschichte der Verkehrsplanung und Verkehrslenkung (13:30 bis 15:15 Uhr)
6. Christian Henrich-Franke (Siegen)
„Verkehrsplanung und Verkehrslenkung am Rhein“
7. Christopher Kopper (Bielefeld)
„Die Bundesbahn in der verkehrspolitischen Planung der Bundesregierung“
8. Bernd Kreuzer (München)
„Verkehrsplanungsgeschichte im 20. Jahrhundert – Das Beispiel der Oberösterreichischen Autobahnen“
9. Christopher Neumaier (Potsdam/Hamburg)
„Kommentar“
15:15 – 16:15 Digitaler Treff und Diskussion mit den Referenten (Virtueller Raum: Wonder.Me)
2.7., 10 bis 16:00 Uhr
III. Geschichte des Verkehrsfunks als Instrument der Verkehrssteuerung (10 bis 12:30 Uhr)
10. Veit Damm (Siegen)
„Stau, Unfälle und Verkehrslenkung in der mobilen Gesellschaft. Die Geschichte von Verkehrsinformationssystemen zwischen analogem Verkehrsfunk und digitaler Navigation 1960 bis 2010“
11. Jörg Wehling (Berlin)
„Geschichte und Wandel von Verkehrsnachrichten beim Deutschlandfunk 1964 bis 2020“
12. Dietmar Kopitz (Genf)
„Geschichte und Entwicklung des Radio Data System (RDS) 1984 bis 2019“
13. Rüdiger Malfeld / Fritz Bolte / Thomas Kusche (Köln) „Kooperationen des WDR mit der Bundesanstalt für Straßenwesen in den Bereichen Verkehrsfunk und Verkehrstelematik 1994 bis 2008“
14. Alec Badenoch (Amsterdam)
„Kommentar: Verkehrsfunk als Bestandteil der Geschichte des Radios“
12:30 bis 14:00 Uhr Digitale Kaffee- und Mittagspause (Virtueller Raum: Wonder.Me)
IV. Historische Entwicklung von Verkehrsinformationssystemen (14:00 bis 15:15 Uhr)
15. Manfred Grieger (Göttingen)
„Fahrzeugkommunikation: Von der Stauvermeidung zum Geschäftsfeld“
16. Marco Secci (Bochum)
„Die Geschichte der Fahrzeugkommunikationstechnik 1980 bis 2000“
17. Boris Gehlen (Stuttgart)
„Kommentar“
V. Abschlussdiskussion (15:15 – 16:00 Uhr)
Es wird um Anmeldung per E-Mail an Veit.Damm@uni-siegen.de gebeten. Bitte geben sie auch an, ob Ihre Kontaktdaten (Name, ggf. Institution, E-Mail-Adresse) mit den anderen Teilnehmern geteilt werden darf.
Quelle: Historische Grundlagen der mobilen Gesellschaft: Die Entwicklung von Verkehrsinformationssystemen vom analogen Verkehrsfunk zur digitalen Navigation. In: H-Soz-Kult, 17.06.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-98386>.
Bild: Zeichen 368 – Verkehrsfunksender. Am 1. Februar 1974 wurde Zeichen 368 (Verkehrsfunksender) eingeführt. Das laut Vorschrift in erster Linie an den Autobahnen aufgestellte Zeichen verlor am 31. Dezember 2002 seine Gültigkeit und wurde ab 1. Januar 2003 abgebaut. Das Zeichen durfte nur verwendet werden, wenn der Verkehrsfunksender einer Landesrundfunkanstalt zugeordnet war und Verkehrsdurchsagen der Polizei über akute Verkehrsstörungen sofort in das laufende Programm einblendete. Der Sender mußte zudem eine Kennfrequenz für Verkehrsfunksender ausstrahlen, was eine Genehmigung durch den Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen bedurfte (Quellen: Der Bundesminister für Verkehr (StV 4/36.55.02): Hinweiszeichen auf Verkehrsfunksender. In: Straßen-Verkehrstechnik 4, 1974, S. 134. sowie Hinweiszeichen auf Verkehrsfunksender. In: Verkehrsblatt 29, 1975, Nr. 2, S. 92–94. Laut den Vorgaben des Verkehrsblattes Heft 2, 1975, S. 93, mußte das Zeichen 650 mm breit und 1000 mm hoch sein. Die Lichtkante war in der Regel 15 mm breit, der Ausrundungshalbmesser betrug 65 mm. Der 400 mm x 400 mm große weiße Kasten im Inneren des Zeichens mußte 110 mm vom oberen, linken und rechten blauen Rand entfernt angebracht sein. Alle Aufschriften hatten eine Versalhöhe von 105 mm. Das Wort „Radio“ sowie „HR 3“ mußten 65 mm vom oberen und unteren Rand des weißen Kastens entfernt liegen. Das „F“ mußte sich ebenfalls 110 mm vom unteren blauen Rand entfernt befinden. Das Schild gab es auch in Übergröße für Autobahnen und Kraftfahrstraßen. Dann war es 1000 mm breit und 1500 mm hoch und der weiße Kasten war 600 mm x 600 mm groß. Die Lichtkantenbreite betrug bei der Übergröße in der Regel 28 mm, konnte aber auch bei 24 mm sein. Eine weitere genaue Darstellung des Zeichens erfolgte auch im Verkehrsblatt, Heft 24, 1976, Seite 784.
nach den historischen Vorgaben interpretiert und digital umgesetzt durch Mediatus, Public domain, via Wikimedia Commons