„De mortuis nil nisi bene.“ (Sprich über Tote nur in Würde.) Nicht „bonum“, sondern „bene“: „Nicht auf Beschränkung auf den guten Eigenschaften eines Menschen, sondern Behutsamkeit bei Fehlerkritik.“ (Dr. Paul Fickeler)
-
- * 07.04.1893 in Riesa
1906Ostern 1913: Fickeler erhielt Reifezeugnis auf Realgymnasium in Siegen- 1913/14: Paul Fickeler wechselte an Friedrich-Wilhelm-Universität (Berlin)- an Philosophischer Fakultät eingeschrieben; Philosophie enthielt auch Naturwissenschaften, u.a. Bereiche: Zoologie, Erdkunde, Experimentalchemie, organische Chemie, Geologie und er nahm an geologischen, prähistorisch- archäologischen Übungen teil.
- SoSe 1913: Fickeler war für das Bauingenieurwesen in Berlin- Charlottenburg an der Königlich- Technischen Hochschule immatrikuliert.
- ab WiSe 1914/15: Fickeler wechselt für Studium nach München
- er diente als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg und trat am 05.08.1914 in das Inf. Reg. Nr. 160 Bonn ein; am 21.10.1914 wurde er bei einem Sturm auf Langemark schwer verwundet und war fortan kampfunfähig
- Rest des Krieges verbrachte er als Dolmetscher für Russisch bei der Entzifferungsabteilung im Großen Hauptquartier in Bad Kreuznach
- 1922: Bayerisches Staatsexamen für Chemie, Biologie und Geographie
- nach Referendarjahr an Münchener Alten Realgymnasium: F. erhielt Studienassessorexamen
- 1923: Promotion im geographischen Seminar von Prof. Erich v. Drygalski (1865-1949) mit einer Physiographischen Arbeit über das Altai-Gebirge
- Aspekte seines Schaffens: Landschaftsphotographie und Lichtbildvortrag
- er unternahm viele verschiedene Reisen in Europa (bes. Italien u. Spanien) sowie auf andere Kontinente- in die „weite Welt“
- mit Lichtbildvorträgen über eine Türkeireise errang er den Aufstieg in erste Garnitur der Vortragsredner
- als Assistent und „Freier Wissenschaftler“ publizierte er Berichte bei Münchener Neueste Nachrichten, Augsburger Zeitung und Fachzeitschriften sowie später auch Siegener Zeitung
- 1934: Reise mit Freund Werner Leimbach: 4- monatige Zwei- Mann- Expedition nach Anatolien; 8000 km durch kleinasiatische Türkei- Reisetagebuch mit Negativen, Album mit Kontaktabzügen der Filme u. Großdia für Vorträge- sämtliche Sonderdrucke und Zeitungsartikel zur Reise im Stadtarchiv Siegen
- kulturelle Betreuung der Truppe im Zweiten Weltkrieg
- seine weiteren Reisen führten in durch Deutschland und Europa (Frankreich, Italien, Spanien, Rumänien) und ließen ihn neue Eindrücke und Bilder sammeln
- 1943: Rückkehr nach Siegen: Wohnung in München wurde von Bomben zerstört, aber er konnte alle wissenschaftlichen und schöngeistigen Bücher durch rechtzeitige Auslagerung retten
- Fickeler hatte besonderes Interesse für das Siegerland, Heimatkunde und Geschichte- viele Werke über das Siegerland kamen hinzu.
- er hielt Vorträge vor Publikum von VHS, Kreis- und Verschönerungsvereinen
- seit 1946: er arbeitete in Kulturgemeinde der Stadt mit
- 1947: Leiter der Philosophischen Arbeitsgemeinschaft; Engagement im Fotokreis mit Wettbewerben
- seit 1949: er lebte in Koblenzer Straße als freier Wissenschaftler
- † 24.06.1959 in Siegen
Besondere Interessen und Themen seiner Werke (finden sich in einer Sammlung von Zeitungsartikeln geordnet nach Sachgebieten):
Geographische, geologische, historländische und wissenschaftliche Formen
Dichtung, Malerei und Musik
Seine Schreibart galt als besonders klanghaft.
Er liebte und schwärmte für Schönheit der romanischen Sprache (bes. Italienisch und Spanisch); aber auch Freude für deftige Mundart des Siegerlandes; er arbeitete zeitweise auch als Dolmetscher für Russisch
Künstler für Bildkomposition und Wirkung
Wechselwirkung von Religion und Landschaft in Werken
Seine Arbeiten umschließen ein thematisch weites Feld (untergeordnet nach Sachgebieten):
Siegerland:
Landeskunde, Schrifttum, Klima, Vogelwelt, Landwirtschaft, Industrie, Verkehr, bedeutende Siegerländer, Religiosität, Kirchen, Heimatvereine, Kulturleben etc. bildet einen Komplex: u.a.: Italien und Türkei finden wissenschaftliches Studium mit Fotos- 900 Bücher und Schriften im Oberen Schloss
Astronomie, Weltraum, Religionsfragen, Moderne Malerei, Deutsche Landschaften, Italienreise, Abruzzen, Rom, Sizilien, etc.
Den mit größtem Komplex an Studien zum Siegerland als einem seiner Hauptinteressen- und Forschungsgebiete nach seiner Rückkehr nach Siegen finden sich im Stadtarchiv (30 Sammelmappen mit Aufsätzen und Notizen).
Besondere Werke und Bände:
- „Festzeitschrift aus Anlass der Gründung des Buschhütter Eisenhammers vor 500 Jahren“ (1952)
- „Das Siegerland als Beispiel wirtschaftsgeschichtlicher und wirtschaftsgeographischer Harmonie“ (1954)
- „Das Siegerland in schönen Bildern“
- „Die Siegerländer Landschaft“ (1955)
- „Zur Geschichte der Stadt Siegen und des deutschen Maschinenwerkbaues“ (1955, Festschrift der Firma Waldrich)
- „Die Besenginster in der Siegerländer Hauberglandschaft“ (1958)
- Lichtbildervorträge zu Studienreisen nach Vorderasien, Italien, Sizilien und innerhalb Deutschlands
Die Stadt Siegen verlor mit dem Tod Paul Fickelers einen vielseitigen Forscher, Maler, Dichter, Geograph, von dem sich noch viele ein längeres Wirken gewünscht hätten. Er gilt in der Bevölkerung als Heimatfreund.
Gerechtigkeit, Wahrheitsliebe und Selbstkritik werden in Gesprächen als seine Eigenschaften hervorgehoben.
Als bedeutendste Eigenschaft gilt die Freiheitsliebe; besonders Freiheit zu denselben, oder die keine Wahrheit gebunden und keine Gerechtigkeit geübt werden kann. Er gilt als offen und aufrichtig.
Dennoch gab es auch geteilte Meinungen in der Bevölkerung:
Zeitzeuge: „Innerlich jung, anregend und nicht penetrant- belehrend, humorgewürzt. Er brachte einen Hauch der wahren Welt mit.“
„Den einen erschien er als nicht wissenschaftlich ernst, genoss aber bei anderen Respekt und Ansehen.“
Quellenangaben:
Siegerländer Heimatkalender 1961, S.99- 101.
Kern-Terheyden, Susanne: Das Leben eine Leihgabe. Paul Fickeler- Leben als Privatgelehrter, [In: Siegerland, 71 (1994)], S. 102- 105.
Hier stimmt evtl. etwas nicht ganz; Fickeler kann wohl kaum sein Abitur schon mit 13 Jahren 1906 im Realgymnasium Siegen abgelegt haben, oder ??? Könnten sie das bitte einmal überprüfen ? Vermutlich war es 1910 / 11 ?
Herr Dick hat natürlich recht. 1906 war das Jahr, in dem Familie Fickeler (wieder) nach Siegen kam und Paul das Realgymnasium bezog. Sein Abitur legte er dort zu Ostern 1913 ab. Berufsziel: „Bergfach“.
„Behutsamkeit bei Fehlerkritik“ verdienen nicht nur Tote, sondern auch lebendige Menschen im zarten Jugendalter. Um einen solchen handelt es sich wahrscheinlich bei der Verfasserin/dem Verfasser dieses Praktikumsberichtes. Das alte Sprichwort „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ sollte nicht in Vergessenheit geraten. Durch den ein wenig mißlungenen Versuch, die genannten Quellen zu referieren, geht die Welt nicht unter. Wer sich für die Biografie Paul Ficklers interessiert, findet leichten Zugang zu den originalen Texten (Kern-Terheyden übrigens in „Siegerland“ 1993). Sehr ergiebig sind diese allerdings auch nicht. Vielleicht kann sich mal ein Siegener (w/m) dazu durchringen, den Nachlass des Geografen Carl Troll in Bonn, der auch etliches Material zu Fickeler enthält, zu sichten.
Danke für die verständnisvolle und schnelle Korrektur! Das Wochenende war ein wenig low media ;-). Ein weiteres Dankeschön für den Hinweis auf den Nachlass Troll!
Neben einer Recherche im Universitätsarchiv in München finden sich Hinweise auch im Berliner Bundesarchiv:
– Bundesarchiv, BArch NS 15 (Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP) Nr. 200, Wissenschaftler, Privatgelehrte und Schriftsteller sowie deren Arbeiten. – Korrespondenz, Beurteilungen, Eingaben, Presseausschnitte , Bd. 10, (1931), 1935 -1943
enthält u.a.: Fickeler, Paul, Dr., Privatgelehrter (Bl. 226)
– Bundesarchiv, BArch NS 15/138, Auskunftsersuchen an einzelne Gauleitungen Bd. 5, (1933) 1935 – 1941, enthält u.a.: Fickeler, Paul, Dr., Privatgelehrter (Bl. 86)
– Bundesarchiv, BArch NS 15/28, Auskunftserteilung an das Deutsche Volksbildungswerk. – Einzelfälle (Tageskopien), Bd. 2, Jan. – Juni 1939, enthält u.a.: Fickeler, Paul, Dr., Privatgelehrter (Bl. 232)
– Bundesarchiv, BArch NS 15/158a, Auskunftserteilung und Auskunftsersuchen an das Amt Wissenschaft, Bd. 1, 1935-1940, enthält u.a.: Fickeler, Paul, Dr., Privatgelehrter (Bl. 76)
– Bundesarchiv, BArch NS 15/260, Auskunftserteilung und Auskunftsersuchen an das Außenpolitische Amt der NSDAP vornehmlich über als Vortragsredner vorgesehene Personen, 1935-1943 enthält u.a.: Fickeler, Paul, Dr., Privatgelehrter (Bl. 144)
– Bundesarchiv R 9361-II/233115 (Sammlung Berlin Document Center (BDC): Personenbezogene Unterlagen der NSDAP / Parteikorrespondenz), Fickeler, Paul, Dr. Dr. , *7.4.1893
Im Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig befinden sich im Nachlass Otto Timmermann (Signatur: K 976) Unterlagen zur Anatolienreise von Paul Fickeler und Werner Leimbach 1934.
In der Universitätsbibliothek Heidelberg befinden sich unter der Signatur Heid. Hs. 4040 I einige Briefe von Fickeler, aber auch an Fickeler.
In der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia befinden sich im Nachlass Hans Brandenburg (Signatur: HB B 75) weitere Briefe Fickeler.
Weitere Einzelbriefe lassen sich via Kalliope finden
Der Hinweis eines Nutzer verweist auch auf eine Tätgkeit Fickelers als Vortragsredner im Befehlsbereich des „Kom[man]d[ierenden]. Adm[irals] Fr[ankreich] im Herbst 1940. Unterlagen des Freiburger Militärarchivs (bundesarchiv) müssten daher daraufhin überprüft werden.