Ausstellung über Opfer der NS-Euthanasie aus Siegen-Wittgenstein

und der Umgang mit Menschen mit Behinderung heute

Stefan Kummer, Student der Geschichts- und Politikwissenschaft an der Universität Münster und Vorstandsmitglied des Aktiven Museums Südwestfalen, befasste sich in seiner Magisterarbeit mit den regionalen Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen.

Mindestens 300.000 Menschen mit Behinderung oder/und psychischer Krankheit wurden „zum Wohle der Reinheit des Volkskörpers“ von den Nationalsozialisten als „lebensunwerte Ballastexistenzen“ kategorisiert und ermordet.
Mindestens 100 Personen aus dem heutigen Kreis Siegen-Wittgenstein fielen dem Krankenmord, getarnt durch die verharmlosende Bezeichnung „Euthanasie“, zum Opfer. Obwohl die NS-„Euthanasie“ die erste systematisch ausgeführte Massentötung im „Dritten Reich“ war, beginnt die regionale Aufarbeitung dieses Kapitels der NS-Vergangenheit gerade erst.

Durch eine Förderung im Rahmen des Bundesprogramm „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend wird Stefan Kummer die Möglichkeit gegeben, die Ergebnisse seiner Magisterarbeit in angepasster Form in einer Ausstellung im Aktiven Museum Südwestfalen der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Ausstellung mit dem Titel „Opfer der NS-Euthanasie aus Siegen-Wittgenstein und der Umgang mit Menschen mit Behinderung heute“ besteht aus drei Teilen mit insgesamt 18 großen, bedruckten Stoffbahnen. In einem ersten Teil wird die allgemeine Geschichte der NS-Krankenmorde eingeführt. Der zweite Teil legt den Schwerpunkt auf die regionalen Opfer. Es werden die Lebensgeschichten von fünf Menschen anhand von überlieferten Patientenakten, Dokumenten und Zeitzeugenberichten nachgezeichnet. Dieser Teil der Ausstellung hat zum Ziel, die Opfer aus der Anonymität herauszuholen, die Menschen zu würdigen und ihrer zu gedenken.
Der dritte Teil der Präsentation stellt den Bezug zum heutigen Umgang mit behinderten Mitmenschen her. Ein Brückenschlag von der mörderischen Exklusion der NS-Zeit zur heute beginnenden Inklusiuon. Vor diesem Hintergrund ist der AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe als Kooperationspartner an der Realisierung beteiligt. Drei Lebensgeschichten von Menschen mit verschiedenen Behinderungen aus Siegen zeigen, was das Leben mit Behinderung lebenswert macht, welche besonderen Leistungen Menschen mit Behinderung erbringen und welche Verbesserungen der Lebensbedingungen auf regionaler, aber auch gesellschaftlicher Ebene von Betroffenen gefordert werden. Schließlich wird thematisiert, wie sich der gesellschaftliche Umgang mit dem Thema Behinderung verändert hat.

Zur Ausstellung werden öffentliche Führungen sowie Schul- bzw. Gruppenführuzngen nach Absprache angeboten. Führungen und ein Begleitheft in „leichter Sprache“ für Menschen, denen die deutsche Sprache aus unterschiedlichen Gründen schwer fällt, sind geplant. Im „Siegener Forum“ finden drei Vorträge zum Thema statt.

Für Rollstuhlfahrer ist ein Besuch im Museum aufgrund einer fehlenden Rampe zurzeit nur schwer möglich. Gemeinsam suchen die Projektbeteiligten nach einer Lösung, wie die Ausstellung „barrierearm“ gestaltet werden kann. Anregungen werden gerne angenommen.

Voraussichtlich ab dem 9. September 2012 liegen bei der AWO Geschäftsstelle und dem Aktiven Museum Südwestfalen Programme und Ausstellungsplakate aus.

Eröffnung der Ausstellung: Sonntag, den 28. Oktober, um 15:30 im Aktiven Museum Südwestfalen, Siegen, mit einem Grußwort von Landrat Paul Breuer
Ausstellungsdauer: 28. Oktober 2012 – 16. Dezember 2012
Öffnungszeiten: Di, Do und So 15:00 – 18:00 Uhr

Quelle: Pressegespräch am 3. September 2012

Zum Projekt s. a. :
1) https://www.siwiarchiv.de/2012/07/spurensuche-euthanasie-opfer-im-kreisgebiet/
2) https://www.siwiarchiv.de/2012/07/quellenbeispiele-zur-euthanasiegeschichte/

7 Gedanken zu „Ausstellung über Opfer der NS-Euthanasie aus Siegen-Wittgenstein

  1. Pingback: Magisterarbeit zur “Euthanasie”-Geschichte im Kreisgebiet liegt vor | siwiarchiv.de

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