Anzeige zur Aufführung „Die Glocke“ von Schiller durch den Gesangverein „Liedertafel“ im Gasthof Wolschendorff in Hilchenbach und die Verlosung eines Weihnachtsbaumes zum Besten der Armen.
Die Anzeige stammt aus dem Siegener Intelligenz-Blatt Weihnachten 1849 und liegt als Kopie im Stadtarchiv Hilchenbach vor. (Signatur 11/1320)
Der benannte „Gasthof Wolschendorff“ ist der spätere sehr bekannte „Deutsche Hof“, der 2016 abbrannte und nun vermutlich vor Weihnachten mit dem vormaligen China Restaurant wieder eröffnet.
Mit 5 Silbergroschen (oder doch Schokogroschen?) war diese Spendengala auch nicht ganz billig, oder? 30 preußische Silbergroschen = 1 Taler steht zumindest bei Wikipedia
Danke für den Hinweis! Im Wiki der Computergenealogen finden sich einige Hinweise zum konkreten Werte:
„… Einkommensbeispiele
Um 1850 Wochenlohn eines Baumwoll- und Leinenwebers: 2 Taler, 3 Silbergroschen
Um 1850 Tageslohn einer Strickerin oder Weißnäherin in Berlin: 4 Silbergroschen
….
Beispiele von Lebenshaltungskosten
Um 1850 Wochenkosten eines 5 Personenhaushaltes: 3 ½ Taler
Um 1850 mittlere Miete: 20 Groschen, 20 Pfennig
Um 1850 3 ½ Pfund Fleisch: 12 Groschen, 3 Pfennig
Um 1850 3 Schwarzbrote: 10 Groschen, 6 Pfennig
Um 1850 6 Becher Kartoffeln: 11 Groschen
Um 1850 1 ½ Pfund Butter: 9 Groschen
Um 1850 3/4 Pfund Kaffee: 5 Groschen
Um 1850 Drei Pfund Mehl: 3 Groschen 6 Pfennig
Um 1850 Heizkosten: 5 Groschen
Um 1850 2 Portionen Gemüse: 3 Groschen
Um 1850 Fett: 3 Groschen
Um 1850 Reis: 1 Groschen, 6 Pfennig
Um 1850 Milch: 2 Groschen, 6 Pfennig
Um 1850 Bier: 1 Groschen, 6 Pfennig
Um 1850 Seife: 2 Groschen
Um 1850 Schulgeld: 4 Groschen …“
Vielleicht war das ein besonderer Weihnachtsbaum von dem Gasthof oder der Baum, der in der Stadt aufgestellt war. Nach Weihnachten wurde er in seiner eigentlichen Funktion ja nicht mehr gebraucht, aber das Holz war ja noch von Nutzen!
Ich vermute einfach mal, dass die Angabe „Verlosung des Baumes“ hier irreführend ist. Die traditionsreichen Weihnachtsbaumverlosungen waren Veranstaltungen, bei denen rund um den Baum drapierte oder daran gehängte viele kleine Gaben (Spenden) verlost wurden. Bei so großen Gruppen, wie sie eine Gastwirtschaft fassen konnte, kam da schon einiges an Teilnahmegebühren „zum Besten der Armen“ zusammen. Den Baum selbst wird im vorliegenden Fall wahrscheinlich Gastwirt Wolschendorff beschafft und nach Weihnachten verheizt oder frierenden Nachbarn überlassen haben. Von den eher gut betuchten Gästen, die sich bei der Verlosung die Ehre gaben, war aber sicher keiner auf das bisschen Holz angewiesen.
Das hört sich sinnvoller an, als meine Vermutung.