Den 18. Juli bezeichnete 1969 der damalige Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller als ein „historisches Datum“. Es war der Gründungstag der Ruhrkohle AG. In Essen hatten sich 24 Zechengesellschaften für eine „nachhaltige Lösung der Kohlekrise“ zusammengeschlossen.
Aber auch in Freudenberg ist mit dem 18. Juli 1969 ein kleines historisches Datum verbunden. An diesem Freitagabend trafen sich Vertreter der Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsvereine sowie des örtlichen Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), um die „Arbeitsgemeinschaft der Heimatvereine und des SGV im Stadtgebiet Freudenberg“ aus der Taufe zu heben.
Die Gründung hing eng zusammen mit der Bildung der neuen „Großgemeinde Freudenberg“, die 199 Tage zuvor, am 1. Januar 1969 als Ergebnis der kommunalen Gebietsreform entstanden war. Mit dem „Zweiten Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Siegen“ vom 5. November 1968 wurden insgesamt 95 bis dahin selbständige Gemeinden zu neun teilweise neuen amtsfreien Städten und Gemeinden zusammengeschlossen. Dass die 17 Orte der „Großgemeinde Freudenberg“ möglichst rasch enger zusammenrücken, galt als parteiübergreifendes politisches Ziel.
Der am 1. April 1969 von der neuen Stadtvertretung gewählte Bürgermeister Hermann Vomhof formulierte in diesem Sinne: „Wir alle, die Bürgerschaft, die örtlichen Vereine, Rat und Verwaltung, haben die Aufgabe, aus den ehemals selbständigen Gemeinden eine Stadt zu bauen und zu gestalten nach dem Motto ‚Bewährtes erhalten – Zukunft gestalten‘“. Die neue Arbeitsgemeinschaft habe die „dankbare Aufgabe übernommen, gemeinsam mit Stadtvertretung und Verwaltung die Belange unserer Heimat tatkräftig zu vertreten.“
Die Gründungsversammlung am 18. Juli 1969 berief einen elfköpfigen Vorstand. An der Spitze als Vorsitzender stand Hermann Reppel (9.12.1904-27.11.1974) aus Freudenberg, der von Seiten der Heimatvereine als Initiator für eine engere Zusammenarbeit gilt. Zu seinen Stellvertretern wurden Emil Münker aus Büschergrund und Erich Jung (7.12.1910-9.2.1971) aus Niederndorf gewählt. Das Amt des Schriftführers übernahm Friedrich Baitinger aus Freudenberg.
Bei den Beisitzer-Positionen galt es, die regionale Verteilung auf die „Stadtteile“ zu beachten: Ernst Schreiber (Niederndorf), Herbert Jung (Alchen), Rudolf Kaltwasser (Lindenberg), Karl Wüst (Oberfischbach), Hans Himken und Gerhard Rauschenbusch (Freudenberg) sowie Horst Bäumer (Büschergrund).
Als eine der ersten Maßnahmen berief der neue Vorstand einen Redaktionskreis, um die Heimatzeitschrift „Freudenberg im Zeitgeschehen“ (FiZ), die seit Dezember 1961 nur im „Kirchspiel Freudenberg“ verteilt worden war, nun mit einer Auflage von 5000 Exemplaren auf das gesamte neue Stadtgebiet auszudehnen. Die FiZ-Herausgabe ist bis heute Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft geblieben. Die Funktion des Schriftleiters wechselte 1983 von Gerhard Weber auf Bodo Hoffmann, der nun schon seit 36 Jahren die Verantwortung für das inhaltliche Gelingen der FiZ-Hefte trägt.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Hermann Reppel, der auch seit 1958 Vorsitzender des Freudenberger Heimatvereins war, bereits im April 1970 seine Vorstandsaufgaben abgeben. Sein Nachfolger wurde Emil Münker aus Büschergrund, der bis 1979 im Amt blieb.
Neu in den Vorstand rückte als stellvertretender Vorsitzender der vormalige Stadtdirektor der ‚alten Stadt Freudenberg‘, Paul Lindenschmidt, nach. Im gleichen Jahr übernahm der örtliche Sparkassen-Chef Gerhard Rauschenbusch die Aufgabe des Schatzmeisters.
Seit seiner Gründung vor nunmehr fünf Jahrzehnten zählte die Arbeitsgemeinschaft insgesamt sieben Vorsitzende: 1969 – 1970 Hermann Reppel, Freudenberg; 1970 – 1979 Emil Münker, Büschergrund; 1979 – 1982 Ernst Schreiber, Niederndorf; 1982 – 1992 Rudolf Knie, Büschergrund.
Nach dem plötzlichen Tod von Rudolf Knie übernahm Horst Heide für einige Monate kommissarisch den Vorsitz, bis im April 1993 Hugo Hafer aus Oberfischbach an die Spitze der ARGE trat. Im Jahr 2000, drei Jahrzehnte nachdem er die Gründung aktiv begleitet hatte, wurde Altbürgermeister Hermann Vomhof zum Vorsitzenden gewählt. Ihm folgte 2006 Bernd Brandemann.
Heute gehören der Arbeitsgemeinschaft 15 Mitgliedsvereine an. Während die Tradition von Heimatabenden aufgegeben wurde, gibt es neue Aktivitäten: Seit dem Jahr 2007 wird jährlich der „Stadtgeburtstag“ am 7. November genutzt, um verdiente Persönlichkeiten aus der Heimatarbeit mit einer Ehrennadel auszuzeichnen. Der Jahresempfang, der sich auf das Ausstellungsdatum der Erneuerung der Flecken- und Freiheitsrechte für Freudenberg am 7. November 1456 bezieht, ist zumeist mit einem Festvortrag zu einem aktuellen Thema verbunden.
Im Jahr 2010 ging der erste „Freudenberger Backestag“ an den Start. Gemeinsam laden die Backes-Akteure an einem September-Sonntag in ihre ehrenamtlich betriebenen Backhäuser ein, um für die alte Siegerländer Backtradition zu werben und die Köstlichkeiten zum Probieren anzubieten. Die alle zwei Jahre durchgeführte Veranstaltung entwickelte sich zu einem Besucher-Magnet.
Im ARGE-Jubiläumsjahr gilt es über zwei Änderungen zu berichten: Der 2-Jahres-Rhythmus wurde unterbrochen, damit der Backestag nicht mehr jahresgleich mit dem Freudenberger Altstadtfest stattfindet – und für den 29. September 2019 wird jetzt zur „Freudenberger Backes-Tour“ eingeladen. „Der Name ‚Backestag‘ wird inzwischen vermehrt in vielen Orten verwendet und wir wollten ein Alleinstellungsmerkmal für uns erhalten,“ erklärt Schriftführer Martin Breloer aus Niederndorf, der im Vorstand zugleich die „Backes-Tour“ koordiniert. Vorsitzender Bernd Brandemann: „Die neue Bezeichnung soll noch mehr den Aktionscharakter unterstreichen, von Backes zu Backes zu wandern, zu radeln oder zu fahren, um die Vielzahl von Angeboten und die Gemeinschaftsanstrengung zu erleben.“
Zum ständigen Angebot der Arbeitsgemeinschaft gehören regelmäßige Treffen der Ortsheimatpfleger, die sich in diesem Jahr am 22. August über ihre Aufgaben, Forschungs-Neuigkeiten und Erfahrungen austauschen werden. Alle zwei Jahre wird zudem zu einer „Ortsbegehung“ eingeladen: „Der Rundgang ist quasi eine Schule des Sehens“, erläuterte Mario Topol, stellvertretender Vorsitzender der ARGE. So lasse sich bei dem Spaziergang erleben, wie sich Orte weiterentwickeln, wo der jeweilige Heimatverein Schwerpunkte setzt und wo es auch Probleme und Herausforderungen gebe. In diesem Jahr treffen sich die Heimatfreunde am 14. September zur Ortsbegehung in der „Kernstadt“, dem „Flecken“.
Koordiniert wird jährlich zudem die Aktion „Saubere Flur“. Die ARGE vertritt Anliegen und Anregungen der Mitgliedsvereine und der Heimat-Interessen gegenüber Behörden und Institutionen und nimmt zum Beispiel Stellung im Rahmen der Landschafts- oder Denkmalpflege.
In seinem Jubiläumsjahr bilden Bernd Brandemann, Mario Topol und Dirk Peiniger als Vorsitzende, Maria Krämer als Schatzmeisterin, Martin Breloer als Schriftführer sowie die Beisitzer Heinz Fischbach, Jens Giebeler und Wolfgang Grimm den Vorstand. Ehrenmitglieder sind derzeit Horst Heide (Alchen), Wolfgang Kynast (früher Alte Heide) und Joachim Tujek (Büschergrund). Helmut Krämer (Freudenberg), über mehr als zwei Jahrzehnte stellvertretender Vorsitzender und ebenfalls Ehrenmitglied verstarb am 12. Juli 2019.
Festlich wird an die Gründung vor 50 Jahren beim diesjährigen Jahresempfang im November erinnert. Die Arbeitsgemeinschaft freut sich, dass sie für die Festrede den Arnsberger Regierungspräsidenten Hans-Josef Vogel gewinnen konnte.
Quelle: Pressemitteilung der AG der Heimatvereine in Freudenberg