Eine Geschichte zum historischen Kupferstich der Siegener Verzinkerei Actiengesellschaft in Geisweid im Jahr 1909. Ein Beitrag von Traute Fries
Ferdinand Schatzki, Diplom Ingenieur (Abschluss Technische Hochschule Berlin), geboren 1857 in Bialystok/Polen, war als Oberingenieur/Konstrukteur seit Frühjahr 1892 im Unternehmen tätig. Er starb am 14. Dezember 1910 plötzlich beim Schachspiel im Café Rölle an der Hagener Straße. Schatzki war einer von neun Repräsentanten der jüdischen Gemeinde, die neben den Vorstandsmitgliedern, namentlich im Text der Grundsteinlegungs-Urkunde vom 23. Juli 1903 für den Bau der Siegener Synagoge namentlich erwähnt wird. Seine Ehefrau Beate (Jg. 1869) geb. Stern kam aus Schmallenberg. Ihr Vater Simon gründete mit zwei Brüdern 1867 eine Strickwarenfabrik, in der Franz Falke-Rohen bis zur Gründung des eigenen Unternehmens 1895 als Tagelöhner arbeitete. 1939 übernahm er die Strickwarenfabrik Stern. Ferdinand und Beate Schatzki lebten von Anfang der 1890er Jahre bis 1906 in Klafeld-Geisweid im Haus des Schreinermeisters Julius Busch in der damaligen Schulstraße. Danach lebte die Familie in Weidenau und Siegen. Fünf Söhne wurden in der Zeit von 1894 bis 1902 in Klafeld geboren. Sie besuchten das Städtische Realgymnasium in Siegen, heute Gymnasium Am Löhrtor.
Drei von ihnen nahmen am Ersten Weltkrieg teil. Alle fünf waren sehr erfolgreiche Männer: Herbert war Inhaber der Balinger Trikotwarenfabrik H. Schatzki & Co mit 165 Mitarbeitern. Dr. Erich Schatzki war nach Aussage von Erhard Milch, führender Kopf der Luftfahrt im „Dritten Reich“, das technische Genie der Lufthansa. Walter gründete 1920 die Frankfurter Bücherstüber, auch Jugendbücherstube. Er spezialisierte sich auf Kinder- und Jugendbücher und gab später ein bibliographisches Nachschlagewerk heraus. Bereits in Frankfurt pflegten Fritz und Adolf Busch Kontakt, der in New York fortbestand. Prof. Dr. Richard Schatzki war Radiologe. Er erhielt nach erfolgreicher Habilitation 1933 aus rassischen Gründen keine Lehrbefugnis. Paul Schatzki, der jüngste, wurde Schiffsarzt und ließ sich später in Melbourne nieder. Ihrer politischen Weitsicht verdankten sie ihr rechtzeitiges Entkommen in die USA. Nach dem Krieg pflegten sie Kontakte in die alte Heimat.
Das Schicksal der Familie Schatzki sowie dreier weiterer jüdischer Familien aus Klafeld-Geisweid waren Inhalt des Vortrags von Traute Fries, Aktives Museum Südwestfalen, im Gemeindezentrum „mittendrin“ bei der Talkirche.
Sven Panthöfer teilte via Email folgens Rechercheergebnis miit:
„Als Quelle dienen die Mitgliederlisten des VDI.
Den Einträgen im Mitgliederverzeichnis des VDI nach muss Schatzki 1891/92 nach Geisweid gekommen sein. Eine Tätigkeit in Schmallenberg wird nicht angegeben.
1885: Ingenieur in Düsseldorf (bis 1891 keinem BV zugeordnet)
1886: Ingenieur der Noell’schen Waggonfabrik Würzburg
1887: ebenso
1888: Ingenieur der Maschinenfabrik Bern, Bern
1889: Ingenieur bei Starke & Hoffmann, Hirschberg, Schlesien
1890: ebenso
1891: Ingenieur bei Belter & Schneevogel, Berlin (Mitglied im Berliner BV)
1892: Ing., Bureauchef der Siegener Verzinkerei, Geisweid (Berliner BV)
1893-1910 Siegener Verzinkerei und Mitglied im Siegener BV
„
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