„Wissenswertes und Unterhaltsames aus einem Siegerländer Dorf“ will nach diesem Untertitel Ferdinand Lutz mit dem „Dreis-Tiefenbacher Lesebuch“ vermitteln, das von dem Heimatverein „Alte Burg“ herausgegeben wird. Er will die eher spärliche Literatur über diesen zentral im Siegerland gelegenen Ort ergänzen, der, wie der Autor meint, eine bemerkenswerte Vergangenheit aufweisen kann und bis heute eine wichtige Funktion in der Region erfüllt. In loser Folge werden einzelne Aspekte, die dem Verfasser wichtig erschienen und in dieser Form noch nicht veröffentlicht wurden, aufgegriffen.
So ist natürlich den ersten Menschenspuren, die vor etwa 8000 Jahren in der heutigen Dreis-Tiefenbacher Gemarkung hinterlassen wurden, ein eigener Abschnitt gewidmet. Auch die sagenumwobene „Alte Burg“ darf bei dieser Veröffentlichung nicht fehlen. Über die urkundliche Ersterwähnung des Dorfnamens, über die teils unbegründete Daten kursierten, konnte der Verfasser einiges durch intensive Recherchen aufklären. Ein weiteres Kapitel ist der Eisenerzeugung und Eisenverarbeitung gewidmet, die in diesem Ort seit 2500 Jahren mit allen Produktionsstufen vom Windofen bis zum Hochofen des 19. Jahrhunderts nachgewiesen ist. Der Geschichte der Dreisbacher Mühle, die bereits bei der Erstnennung des Dorfnamens vor 700 Jahren erwähnt wurde, wird ebenfalls in einem weiteren Abschnitt nachgespürt, ebenso der historischen Sankt Leonhardskapelle, die jahrhundertelang die Dorfmitte bildete. Ganz neue Erkenntnisse werden über den im Ort völlig vergessenen Erzbergbau in der Tiefenbach vermittelt, die erst vor kurzer Zeit durch einen versierten Hobbyforscher bekannt wurden. Das Dorfleben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird mit Ausschnitten aus den drei Biographien der Familie Kühn in Erinnerung gerufen. Schon in dieser Zeit waren Dreisbacher Bewohner und „Triebswerkbesitzer“ von der Trinkwasserversorgung der Stadt Siegen betroffen. Bis heute spielt der Ort für die Wasserversorgung der gesamten Region eine herausragende Rolle. Deshalb wird dieses Thema ausführlich in Wort und Bild behandelt. Der Leser findet unter anderem weitere Abschnitte über eine 120 Jahre lang versteckte Schulfahne, über die große Feuersbrunst in der Tiefenbach 1908 sowie über die mehr als 1000 Zwangsarbeiter und die in einer Firma entdeckten 350 Feldpostbriefe von „Gefolgschaftsmitgliedern“. Zeitungsausschnitte von 1848 bis 1933 werfen Blitzlichter auf die Dreis-Tiefenbacher Vergangenheit. Aus dem Gebrauch gekommene Mundartausdrücke wie „durawel“ oder „kondewiddich“ werden in einem weiteren Artikel übersetzt.
Ein zweiter Teil des Buches enthält zahlreiche Anekdoten, die der Verfasser erfahren oder gar selbst erlebt hat und die vieles über die Siegerländer Mentalität aussagen. Dabei kommen unvergessene Originale wie Schnieersch Norbert und Schramms Richard ausführlich zu Wort. Nach weiteren biographischen Erinnerungen schließt das Buch mit Fotos zur Dorfentwicklung, die in Wort und Bild zumindest punktuell die starken Veränderungen in den letzten 60 Jahren deutlich machen.
So dürfte die leicht lesbare und reich bebilderte Neuerscheinung auch über Dreis-Tiefenbach hinaus für jeden Siegerländer Wissenswertes und Unterhaltsames bieten. Sie soll, wie der Autor im Vorwort betont, dazu beitragen, das Dorf und seine Bewohner, seine bemerkenswerte Vergangenheit und seine Bedeutung in der Gegenwart besser kennenzulernen, damit man sich umso eher hier wohl fühlen kann. Denn Geborgenheit sollte Heimat, wie inzwischen auch die Politik durch Heimatministerien anstrebt, angesichts von Individualisierung und Globalisierung vermitteln.
Es ist in verschiedenen Dreis-Tiefenbacher Geschäften, in den Kath. Öffentlichen Büchereien (KÖB) Dreis-Tiefenbach und Netphen, an der Kasse der Anzeigenabteilung der Siegener Zeitung sowie beim Verfasser (Tel. 0271/76381) als auch beim Heimatverein zu den Öffnungszeiten des Hauses Pithan (jeden dritten Sonntagnachmittag des Monats) zum Preise von 14,80 € zu erwerben.
Vorwort (PDF): VorwortDreisTiefenbach
Quelle: Verfasser