45 Jahre Kreisgeschichte auf Pergament: Das Goldene Buch des Kreises hat eine stolze Geschichte
Angela Merkel, Johannes Rau, Sylvia Neid, Dr. Wolfgang Schäuble – Sie alle waren bereits in Siegen-Wittgenstein zu Gast und haben ihre persönliche Unterschrift dagelassen – im Goldenen Buch des Kreises Siegen-Wittgenstein. Rund 700 Seiten zählt das historische Werk, das seinen ersten Eintrag am 8. August 1973 bekam. Los ging es mit einer Chronik der Städte und Gemeinden des Altkreises Siegen. „Über sektorenhafte Verwaltungsbezogenheiten hinweg und unter Verzicht auf amtliche und statistische Akribie sucht diese ‚Chronik von Kultur, Wirtschaft und Gemeinwesen‘ das historisch gewachsene Profil einer Kulturlandschaft zu zeichnen, die in besonderer Weise von einer ihr eigentümlichen gewerblichen Wirtschaft geprägt ist“, heißt es im Vorwort des damaligen Landrates Hermann Schmidt und Oberkreisdirektors Karlheinz Forster.
Auf die historische Chronik des Buches folgen dann die Unterschriften: Insgesamt 90 Einträge mit 348 Unterschriften sind seit 1973 auf dem Pergamentpapier festgehalten worden. Mit dabei sind Vertreter aus Politik, Kultur, Kirche, Sport und viele weitere. Abgerundet wird das Werk von einer Wirtschafts-Chronik, in der sich Unternehmen aus dem Altkreis Siegen vorstellen.
2010 waren schließlich alle Seiten des historischen Dokumentes gefüllt – das Goldene Buch wurde in den „Ruhestand“ geschickt und liegt nun im Kreisarchiv. Seit dem unterschreiben die Gäste in Siegen-Wittgenstein in einem neuen Exemplar, das kleiner und handlicher ist als sein Vorgänger.
Annette Pritz, beim Kreis Siegen-Wittgenstein zuständig für den Bereich Partnerschaften und Repräsentation, kennt vor allem das alte Goldene Buch noch sehr genau. Bei vielen Unterschriften war sie live dabei. „Mich begeistert das Buch immer wieder aufs Neue“, erzählt sie, „Ich könnte stundenlang drin blättern“.
Jede Seite ist einzigartig und wird vor der endgültigen Unterschrift durch einen Schreiber vorbereitet. Anfangs schrieb und zeichnete György Jankovics aus München, danach wanderte die Feder weiter zu Kreisgraphiker Fritz Burgmann, Rolf Reichmann vom Kreisbauamt, Klaus-Dieter Bernd vom Katasteramt und schließlich zum Kreiskatasteramt-Mitarbeiter Reinhard Stratmann, der bis heute die Seiten des historischen Werkes gestaltet.
„Wer sich im Goldenen Buch verewigen darf, entscheidet der Landrat“, erklärt Annette Pritz. Bis es zur endgültigen Unterschrift kommt, müssen die Seiten aber präzise vorbereitet werden. Reinhard Stratmann hat dafür einen genauen Ablauf: „Als erstes bekomme ich einen Text vorgegeben. Dann überlege ich, wie ich schreiben will und setze die Schriftgröße und den Schriftabstand fest“, so der Schreiber. Grundsätzlich müsse ein Eintrag am besten auf eine einzelne Seite passen. Bevor er die Feder präzise über die Seiten des Buches führt, schreibt Stratmann den entsprechenden Text auf einem separaten Blatt vor und misst ihn ab. Im Goldenen Buch erfasst er dann schon mal mit Bleistift den Anfang und das Ende des Textes. Wenn es dann ans richtige Schreiben geht, muss alles stimmen: „Beim Übertragen ins Buch darf kein Fehler passieren“, unterstreicht Stratmann. Deshalb zieht er sich währenddessen auch in einen ruhigen Raum zurück.
Etwa zwei Stunden braucht der Schreiber um eine Seite fertigzustellen. Abhängig von der Anzahl der später gewünschten Unterschriften, kann es auch schon mal länger dauern. Stratmann zeichnet mit Tusche und unterschiedlich dicken Federn. Unterläuft ihm doch mal ein Fehler, muss er radieren, aber „es ist noch nie passiert, dass eine ganze Seite raus musste“, sagt er. Allerdings musste schon mal eine Seite überklebt werden.
Unzählig vielen Menschen hat Stratmann durch seine Zeichnungen schon eine Plattform für eine spätere kunstvolle Unterschrift gegeben. Aber als es um chinesische Schriftzeichen für Signaturen einer Delegation aus Deyang, einer Partnerregion des Kreises Siegen Wittgenstein, ging, gab er die Feder doch lieber aus der Hand: „Wenn ich da ein falsches Häkchen gemacht hätte, hätte es für uns böse ausgehen können“, lacht Stratmann. Die Übersetzung übernahm dann Hong Hua-Schuller aus Hilchenbach.
Auch in Zukunft werden sich wohl noch viele Personen im Goldenen Buch verewigen. Das neue Buch wird beim Kreis dann von Anastasia Zenz, der Nachfolgerin von Annette Pritz, betreut.
Bis zum 24.12. wird siwiarchiv nun Einträge aus dem Goldenem Buch vorstellen. Die Einträge können über das Schlagwort „Adventskalender“ verfolgt werden.
Quelle: Kreis Siegen-Wittgenstein, Pressemitteilung v. 29.11.2018
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Das Buch „Siegerländer Kultur, Wirtschaft, Gemeinwesen – Eine Chronik“ steht schon seit Jahren in meinem Bücherschrank. Der Zusammenhang mit dem Goldenen Buch des Kreises ist mir aber erst jetzt durch diesen Artikel in siwiarchiv bewusst geworden.
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