Antrag gemäß § 9 der GeschO des Rates der Stadt Siegen zur heutigen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Antrag zu TOP 9-Rund um den Siegberg (Vorlage 2009/2018):
„Die Fraktion der Partei Die Linke stellt den Antrag, das Kriegerdenkmal „Germania“ nicht mehr auf der Fissmer-Anlage aufzustellen, sondern auf dem Areal des Oberen Schlosses.
Zur Begründung:
Das Krieger-Ehrenmal „Germania“ wurde 1877 errichtet zur Erinnerung an die deutschen Kriege gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71), den sog. Einigungskriegen.
Auf dem Weg zur aggressiv betriebenen Vereinigung der deutschen Einzelstaaten durch Preußen erhielt militärisches Vorgehen den Vorrang vor diplomatischen Verhandlungen. Am Ende stand die Gründung des Deutschen Reichs von 1871 – undemokratisch und „von oben“.
Die geplante Umgestaltung des Platzes steht ihrem Charakter nach für Weltoffenheit und ein friedliches Miteinander von Menschen jeglicher Facon. Für ein Siegerdenkmal aus vordemokratischer Zeit ist kein Platz auf dem Platz!
Eine Verlagerung des Standbildes zum Oberen Schloss könnte die „Germania“ auch wieder vereinigen mit den vier Kanonen der Hasengarten-Batterie am Oberen Schloss, die bis 1927 das Kriegerdenkmal vor dem Rathaus „schmückten“.
Die wechselvolle Geschichte der Platzgestaltung und der sich darin manifestierenden jeweiligen gesellschaftlichen Vorstellungen könnte durch Foto-Text-Metalltafeln dokumentiert werden.“
In der Siegener Zeitung wurde der Antrag bereits am 18. August vorgestellt. Im Artikel wurde betont, dass die Umsetzung keinesfalls eine „Missachtung der Opfer“ darstellen solle. Als Reaktion darauf erschienen zwei Leserbriefe, die eine Umsetzung des Denkmals ablehnten
Links:
- Timo Lange: Das „holde Weib Germania“ – Das Kriegerdenkmal am Siegener Krönchen, regioport Siegerland (29. März 2017), (Aufruf: 28.8.2018)
- GenWiKi, Siegen, Kriegerdenkmal (1864 1866 1870/71) (9. Dezember 2009) , (Aufruf: 28.8.2018)
- Zur Umsetzung der Germania s. auch den Antrag der Fraktion der „Linken“ im Kulturausschuss der Stadt Siegen vom 21. April 2015
Zur Diskussion um die Fissmer-Anlage s. siwiarchiv v. 26. Mai 2018
unglaublich
seit 1892 steht die germania an dieser stelle—
ich hoffe das die meisten personen im stadtrat geschichtsbewusst und vernuenftig abstimmen–und auch die denkmalbehoerde eine umstellung ablehnt
“ …. Noch eine kleine Debatte: Die Linken forderten wortreich, das Germania-Denkmal aus der Fissmer-Anlage zu entfernen. und am Oberen Schlossbei den Kanonen unterzubringen. Dafür gab es keine weitere Untersützung, alle übrigen Fraktionenlehnten das Ansinnen rundweg ab.“ (Quelle: Siegener Zeitung, „Grüne Fissmer-Oase hat Zukunft“, 4.6.2020 [Print])
Die „Germania“ von Prof. Friedrich Reusch (1843-1906) steht für die „Deutschen Einigungskriege“, die Preußen zu verantworten hatte. Indirekt erinnert das Denkmal an den berühmten Roman „Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner (1843-1914). Das furchtbare Geschehen dieser Kriege ist Inhalt des Romans. Das daraus entstandene Theaterstück wurde 1908 in Siegen uraufgeführt. Die Kosten trug Fabrikant Karl Ley (1858-1941), der bereits 1894, 15 Monate nach der Gründung der Deutschen Friedensgesellschaft durch Bertha von Suttner und Alfred Hermann Fried (1864-1921) in Berlin, die Ortsgruppe der DFG in Siegen gründete.
Das Denkmal und der Name des Platzes symbolisieren „die preußische Zeit“ Siegens.
Danke für die Information! Dann sollte dies bei der behutsamen Überarbeitung des Platzes aber auch so kommuniziert werden, da die Germania als Symbolfigur in der Zeit des Kaisserreich im allgemeinen einen Bedeutungswandel – s. https://de.wikipedia.org/wiki/Germania_(Personifikation)#Kaiserreich_und_20._Jahrhundert . Übrigens, das Siegener Denkmal fehlt in dieser Liste: https://de.wikipedia.org/wiki/Germaniadenkmal .
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